WillkommenPublikationsdatum 20.09.2022
"Die Psychiatrie betrachtet den Menschen in der Gesamtheit seiner Persönlichkeit und Entwicklung" - Interview mit Prof. Dragos Inta
Seit dem 1. Januar 2022 ist Dragos Inta Professor an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Fakultät. Er erzählt uns, was ihn nach Freiburg geführt hat, was sein Forschungsthema ist und was seine Lehrphilosophie ist.
Prof. Inta, was hat Sie dazu geführt, unsere Universität für Ihr Labor/Ihre Forschung zu wählen?
Die Universität Freiburg bietet eine sehr interessante und einzigartige Kombination von Stärken, die es für mich und meine Forschungstätigkeit attraktiv machen. Einerseits die exzellente biomedizinische Forschung und für mich von Interesse insbesondere die neurobiologische Forschung. Andererseits ist es besonders spannend dabei zu sein beim Aufbau eines klinischen Masterstudiums in Medizin, wo noch eine «Gründerstimmung» herrscht. Nicht zuletzt fasziniert mich der multikulturelle und mehrsprachige Charakter der Universität, der mir aus eigener Erfahrung vertraut ist. Ich bin nämlich mehrsprachig Siebenbürgen (Transsylvanien) aufgewachsen, habe dort selbst an einer zweisprachigen Universität studiert.
Erzählen Sie uns von Ihrer Forschung. Was ist das Thema Ihrer Forschung und was sind Ihre Ziele?
Meine Forschungstätigkeit ist im Bereich der biologischen Psychiatrie, hauptsächlich der Erforschung von affektiven Störungen und Psychosen. Ich versuche neurobiologische Grundlagenforschungsansätze mit klinischen Untersuchungen zu verbinden. Dabei können präklinische Modelle wertvolle Daten liefern, bezüglich pathologischer Prozesse auf molekularer und zellulärer Ebene, die man am Menschen nicht durchführen könnte. Ziel meiner Forschung ist ein besseres Verständnis pathophysiologischer Mechanismen, um zielgerichtete neue Therapien entwickeln zu können. Aktuell untersuchen wir interdisziplinär den Zusammenhang zwischen Depressionen und Adipositas im Rahmen eines grossen Forschungskonsortiums, an dem ausser Psychiater auch Endokrinologen, Internisten, Neuroimmunologen und Mikrobiologen beteiligt sind. Das verdeutlicht, wie facettenreich die medizinische Forschung heutzutage geworden ist.
Warum haben Sie sich für Ihr Gebiet als Beruf entschieden?
Die moderne Psychiatrie verbindet unterschiedliche Bereiche, von Hirnforschung und Psychosomatik bis zu Fragestellung mit hoher gegenwärtiger sozio-ökonomischer Brisanz, wie Transkulturalität und Migration. Sie beruht dabei nicht so sehr wie andere Fächer zunehmend auf eine apparative Medizin, sondern betrachtet den Menschen in der Gesamtheit seiner Persönlichkeit und Entwicklung. Dadurch nimmt sie einen besonderen Stellenwert unter den medizinischen Disziplinen.
Was ist Ihre Lehrphilosophie? Welche Botschaft wollen Sie den Studierenden vermitteln?
Ich bin der Meinung, dass unsere Hauptaufgabe als Dozenten, darin besteht, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch die Begeisterung für medizinische Fragestellungen und für Innovationen bei den Studierenden zu wecken. Das kann durch einen interaktiven Lehrstil erreicht werden, auch im Sinne der Förderung eines sozial-emotionalen Lernens. Damit werden die Studierenden in ihrer Autonomie motiviert und darin bestärkt, dass sie selbst mit ihrer Kreativität und Tatendrang die Zukunft der Medizin mitgestalten können.