Dies academicusPublikationsdatum 13.11.2017

Dies academicus 2017 - Preise und Nominierungen


Ein Berater des Papstes, ein Korruptionsbekämpfer, ein Pionier des internationalen und interkulturellen Marketings sowie ein italienisches Regierungsmitglied – Anlässlich des Dies academicus 2017 verleiht die Universität Freiburg dieses Jahr vier Persönlichkeiten einen Ehrendoktortitel. Geehrt werden Prof. Dr. Michael Sievernich SJ, T.R. Raghunandan, Prof. em. Jean-Claude Usunier und Dr. Sandro Gozi, Staatssekretär. Jeder von ihnen hat zu bedeutenden Fortschritten in sozialen, diplomatischen oder wissenschaftlichen Bereichen beigetragen.

Die Philosophische, die Rechtswissenschafltiche, die Theologische und die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät würdigen am diesjährigen Dies academicus, am Mittwoch, 15. November, je einen Ehrendoktor.

Theologische Fakultät – Prof. Dr. Michael Sievernich SJ
Der 1945 Geborene ist Mitglied der Gesellschaft Jesu, emeritierter ordentlicher Professor für Pastoraltheologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und Honorarprofessor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main. Mit seinen zahlreichen Publikationen und seinem sonstigen Wirken in Wissenschaft und Kirche steht er für eine Theologie, die das interdisziplinäre Gespräch sucht und dem weltweiten Charakter der katholischen Kirche Rechnung trägt – und zwar als kritischer Beobachter sowie als Förderer des Austausches der Gaben in der Weltkirche im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils. Bei der Bischofssynode über die Familie (2015), bei der er als einziger deutschsprachiger Theologe Berater der deutschen Bischöfe war, befürwortete er eine Pastoral der Barmherzigkeit im Sinne der Kirchenreform von Papst Franziskus, dessen Denken er in hervorragender Weise kennt.

Prof. Dr. Michael Sievernich SJ hält seinen öffentlichen Vortrag «Resonanz der Mission in der frühen Neuzeit. Am Beispiel der Orden» am Dienstag, 14. November, 18.15 Uhr, av. de l’Europe 20, MIS 03, Hörsaal A.

Rechtswissenschaftliche Fakultät – T.R. Raghunandan
T.R. Raghunandan hat sich während gut 25 Jahren im Dienste der indischen Regierung für die ländliche Entwicklung in Indien und für die Stärkung der lokalen Verwaltung eingesetzt. Er gilt als einer der Väter der Stärkung der Panchayats (dörflichen Selbstverwaltung) in Karnataka und in ganz Indien. Seit 2010 ist Raghunandan als unabhängiger Experte für Regierungen und internationale Organisationen tätig (z.B. für die DEZA, das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen oder die Weltbank) und berät diese in verschiedenen Ländern im Bereich der öffentlichen Finanzen. Der Schwerpunkt seines Arbeitsfelds liegt im Bereich der lokalen Regierungsführung, des Fiskalföderalismus und der Korruptionsbekämpfung. Der 58-Jährige hat sich ausserdem als Antikorruptionsaktivist einen Namen gemacht, vor allem mit der Gründung und Begleitung der zivilgesellschaftlichen Organisation «I paid a bribe», die Korruptionsvorfälle sammelt («Crowd-Reporting») und Bürgerinnen und Bürger bei Korruptionsverfahren unterstützt.

T.R. Raghunandan hält einen öffentlichen Vortrag «India’s Battle against corruption. An account from the Trenches» am Dienstag, 14. November, 17.15 Uhr, av. de l’Europe 20, MIS 03, Auditorium B.

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät – Prof. em. Jean-Claude Usunier
Prof. Usunier war von 2000 bis zu seiner Emeritierung 2013 Professor für Marketing an der Universität Lausanne; davor war er an den Universitäten Strassburg, Grenoble und der ESCP Paris tätig. In seiner Forschung, die in hochkarätigen internatnionalen Zeitschriften veröffentlicht wurde, befasste er sich als einer der Pioniere mit Fragen des internationalen und interkulturellen Marketings. Er war einer der ersten, der Geschäftsverhandlungen aus einer akademischen Perspektive betrachtete, u.a. mit einem Lehrbuch 1996, mit zahlreichen Vorlesungen dazu und mit kritischen Reflektionen, wie Geschäftsverhandlungen in der Lehre vermittelt werden können. Mit seinem Standardlehrbuch «International and Cross-Cultural Management Research» (1998) leistete er einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der internationalen Managementforschung. Zudem zeigen seine Forschungsaktivitäten seit Jahrzehnten eine sehr interdisziplinäre Ausrichtung, wie die Wahl seiner Koautoren und Zeitschriften belegt. Mit Büchern wie «AIDS and Business» (2009) und «Religions as Brands» (2014) greift er auch aussergewöhnliche Fragestellungen auf und analysiert sie aus einer betriebswirtschaftlichen Perspektive.

Prof. em. Jean-Claude Usunier hält einen öffentlichen Vortrag «Product Ethnicity: How consumers associate products with countries» am Dienstag, 14 November, 17.15 Uhr, Boulevard de Pérolles 90, PER 21, Saal A120.

Philosophische Fakultät – Dr. Sandro Gozi
Der Staatssekretär für europäische Angelegenheiten der italienischen Regierung, Dr. Sandro Gozi, wurde 1968 in Sogliano al Rubicone (IT) geboren und ist ein wahrhaftes Kind Europas. Während seines Studiums in den 1990er Jahren hat er als einer der ersten Studierenden am Erasmusprogramm teilgenommen und so in Paris studiert. Der nunmehr zweisprachige Gozi absolviert erfolgreich eine Ausbildung nach der anderen: auf das Studium der Rechtswissenschaften in Bologna folgte ein Diplom in internationalen Beziehungen der Sciences Po in Paris sowie ein Master in internationalen Europastudien der Université libre de Bruxelles. Den Abschluss seiner Ausbildung bildete 1998 ein Doktorat in Öffentlichem Recht an der Universität Bologna. Welche Bedeutung der Mobilität innerhalb der akademischen Welt zukommt, zeigt er bereits allein durch seinen Werdegang. Ab 1999 wechselt Dr. Sandro Gozi von der Universität in die Politik. Zuerst war er Mitglied des Kabinetts von Romano Prodi, der zu dieser Zeit Präsident der Europäischen Kommission war. Anschliessend war er als Staatssekretär für europäische Angelegenheiten in den italienischen Regierungen von Matteo Renzi und Paolo Gentiloni tätig. Während seiner gesamten Karriere stand er für den andauernden Dialog zwischen Ländern und Kulturen. Genau diesen Gedanken rückt er auch in seinem 2016 erschienenen Buch «Generazione Erasmus» in den Vordergrund. Dort weiht er uns in die Geheimnisse der Machthaber ein und erklärt die radikalen Veränderungen, die sich in der europäischen Politikszene vollziehen. Letztere verändert sich gerade unter dem Einfluss einer ganz neuen Generation von Führungspersonen, welche daran arbeitet, Brücken zu bauen anstatt Mauern zu errichten.

Dr. Sandro Gozi hält einen öffentlichen Vortrag «Citoyen national et Citoyen européen» am Mittwoch, 15. November, 15.00 Uhr, rue de l’Hôpital 4, Kinderstube.

Es werden folgende wissenschaftliche Auszeichnungen verliehen:

Vigener-Preise
Mit den 1908 gestifteten Joseph-Vigener-Preisen, die mit 2000 Franken dotiert sind, werden herausragende Diplom-, Master- oder Doktorarbeiten ausgezeichnet. Am Dies academicus 2017 verleihen vier Fakultäten Vigener-Preise:

Philosophische Fakultät (auf zwei Gewinner aufgeteilt)
Der Preis geht einerseits an Ludovic Bender für seine Arbeit «Ermitages et monastères rupestres de la Laconie byzantine (XIe-XVe siècles)». Andererseits an Pascale Schaller für die Arbeit mit dem Titel «Konstruktion von Sprache und Sprachwissen. Eine empirische Studie zur Schriftsprachaneignung sprachstarker und sprachschwacher Kinder».

Rechtswissenschaftliche Fakultät
Den Preis gewinnen Dr. Mark Drenhaus mit seiner Doktorarbeit «Das Gesellschaftsinteresse im Schweizer Aktienrecht / Ein systemtheoretischer Rundgang» und Dr. Arnaud Nussbaumer für seine Doktorarbeit «La cession des droits de garantie».

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Der Preis geht an Dr. Jonathan Massonnet für seine Doktorarbeit «La monnaie et son association avec les biens réels: théories et projets de réforme bancaire» sowie an Dr. Simon Lapointe für seine Doktorarbeit «Four Essays on Fiscal Decentralization and Secessions».

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Der Preis geht an Dr. Valérie Brugger Verdon für ihre Doktorarbeit «Functions of histone deacetylases in Schwann cells during maintenance and regeneration».

Franz Josef II von Liechtenstein-Preis
Der Preis wird für wissenschaftliche Arbeiten verliehen, die in den letzten zwei Jahren vor der Verleihung fertig gestellt wurden. Bewerben konnten sich Professoren sowie fortgeschrittene Angehörige des Mittelbaus der Universität Freiburg. Arbeiten, die sich mit dem christlichen Welt- und Menschenbild befassen, haben bei der Verleihung Vorrang. Dieses Jahr gibt es gleich zwei Gewinner.
Dr. des. Markus Lau
Ausgezeichnet für seine Arbeit mit dem Titel «Der Gekreuzigte Triumphator. Eine motivkritische Studie zum Markusevangelium, XVI + 642 S.; Abb.»
Dr. Manuela Studer-Karlen
Ausgezeichnet für ihre Arbeit mit dem Titel «Das Bildprogramm der byzantinischen Kirchen und die Liturgie: Untersuchungen zum Christus Anapeson».

Jean-Louis Leuba-Preis
Das Institut für Ökumenische Studien schreibt jährlich den «Prix Leuba» aus, der für herausragende Arbeiten zur Förderung der gegenseitigen Kenntnis und vertieften Gemeinschaft unter Christen von Jean-Louis Leuba (1912-2005) gestiftet wurde. Der Preis geht an Conor McDonough für seine Masterarbeit mit dem Titel «Christ as Head of the Church in Calvin and Aquinas».

Chorafas-Preis
Den diesjährigen Chorafas-Preis erhält Marcus Dantz für seine Arbeit, die den Titel «Spin, Orbital, Charge and Lattice Excitations in Low-dimensional Cuprates and Related Compounds» trägt. Die Chorafas-Stiftung verleiht jährlich weltweit 30 mit 4000 Dollar dotierte Preise an Jungforschende, die sich in den Bereichen Biotechnologie, Umweltschutz, Informationstechnologie, Mathematik, Medizin, Physik oder Finanzen durch die Qualität ihrer Arbeit hervorgehoben haben.

Fotos: Die Fotos der Veranstaltung, der Ehrendoktore und der Preisträgerinnen und Preisträger stehen ab dem 15. November, 17 Uhr auf der Webseite http://www.unifr.ch/go/dies zum Herunterladen zur Verfügung.
Bitte berücksichtigen Sie dabei das Copyright von Charly Rappo.


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