Herbstsemester 2023Publikationsdatum 14.09.2023

Über 12 Millionen an Forschungszuschüssen


Gut 10’000 Studierende werden am Montag das neue akademische Jahr an der Universität Freiburg beginnen. Laut einer kürzlich durchgeführten Umfrage sind vier Studierende von fünf zufrieden mit ihrer Lebensqualität. Was die Fördergelder anbelangt profilierten sich die Freiburger Forschenden ganz besonders. Rund 12,6 Millionen Franken «europäischer» Stipendien konnten sie einwerben, die aufgrund der aktuellen Lage von Bern statt von Brüssel aus überwiesen werden. Mit dem Herbstsemester starten auch zwei neue Masterprogramme hauptsächlich auf Englisch: Digital Society sowie Accounting and Finance als Doppeldiplom.

Die Universität Freiburg führt bei ihren Studierenden alle zwei Jahre eine Umfrage zum Wohlbefinden durch. 84% von ihnen gaben im März 2023 an, dass sie mit dem Verlauf ihres Studiums an der Unifr zufrieden sind. Dieses Ergebnis ist vergleichbar mit jenem des gleichen Zeitraums 2021 im Kontext der Coronapandemie.

Deutliche Unterschiede zeigen sich jedoch in der Lebensqualität. 81% der Studierenden (2021: 61%) beurteilten diese insgesamt als zufriedenstellend. Dies gilt auch für das Integrationsgefühl, wo sich 71,3% (43,5% im Jahr 2021) gut oder eher gut integriert fühlten. Die Begegnungen auf dem Campus statt nur via Computerbildschirm wirken sich zudem positiv auf die Motivation aus, die auf 77% (2021: 63,9%) gestiegen ist.

Stipendien vom SNF statt vom ERC
Das akademische Jahr 2022/2023 war für die Forschenden besonders erfolgreich. Dank einem sogenannten Advanced Grand, zwei Consolidator Grants und vier Starting Grants gehen 12,6 Millionen Schweizer Franken für die nächsten fünf Jahre einzig auf das Konto dieses renommierten Forschungsinstruments. Diese Stipendien (Grants) wurden einst auch für Schweizer Universitäten durch den European Research Council vergeben. Aufgrund der aktuellen Nicht-Assoziierung der Schweiz am EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation, Horizon Europe, welche eine direkte Auswirkung des Verhandlungsabbruchs des Bundesrats mit der EU über das Institutionelle Abkommen ist, werden diese Zuschüsse durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) vergeben.

Diese sieben Stipendien sind ein schöner institutioneller Erfolg für die Freiburger Universität. Dies darf jedoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Lage für die Forschung in der Schweiz schwierig bleibt. Nach wie vor können Schweizer Universitäten keine Projekte leiten und die andauernde Unsicherheit erschwert sowohl die Rekrutierung als auch Bindung talentierter Forschenden.

Neuigkeiten auf Masterstufe
Im Fokus des Master-Nebenprogramms Digital Society stehen die sozialen Dimensionen und Folgen der Digitalisierung in heutigen Gesellschaften. Das Studienprogramm ist in der Schweiz einzigartig und der Unterricht findet in englischer Sprache statt. Die digitale Transformation wird aus sozialwissenschaftlicher Perspektive fundiert beleuchtet. Das Programm fördert die digitalen Kompetenzen der Studierenden und befähigt sie, die von der digitalen Transformation verursachten Prozesse zu verstehen.

Ab diesem Semester bietet die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät zusammen mit der Universität Caen Normandie in Frankreich die Möglichkeit, einen Master in Accounting and Finance zu erwerben. Dieses Programm führt zur Verleihung von zwei universitären Masterabschlüssen und beinhaltet eine vertiefte Ausbildung auf dem Gebiet des Rechnungswesens und des Finanzmanagements.

Sprachenzentrum wird Dienstleistungszentrum
Die Ende 2019 begonnene Reorganisation des Sprachenzentrums kann als abgeschlossen betrachtet werden. Das Angebot umfasst Semesterkurse, Intensivkurse, Bilingue Plus, Fachsprachenkurse, Module und Weiterbildungsangebote sowie Sprachprüfungen zu Gunsten aller Universitätsmitglieder sowie Partnerinstitutionen. Neu gibt es einen Deutschkurs speziell für Naturwissenschaftler_innen. Mit dem Projekt «Hérodote Plus» wird zudem eine spezifische Zulassungsmöglichkeit für Geflüchtete mit Universitätshintergrund aufgebaut parallel zur bereits bestehenden Zulassungsmöglichkeit «30+».


Steckbrief der sechs Forschungszuschüsse

Das Projekt Holy Networks: Locating, Shaping, and Experiencing Palestinian Loca Sancta, koordiniert von Prof. Michele Bacci vom Departement für Kunstgeschichte und Archäologie, untersucht die Materialität der heiligen jüdischen, christlichen und islamischen Stätten in Palästina zwischen dem 13. und 19. Jahrhundert. Es analysiert insbesondere ihre Interaktion mit der Umwelt, die räumlichen, narrativen und performativen Strategien ihrer Inszenierung sowie ihre Verbindungen und Überlagerungen. Das Projekt wurde mit 2,1 Millionen Franken finanziert.

Assistenzprofessorin Petra Vetter vom Departement für Psychologie ist kognitive Neurowissenschaftlerin und erhält 1,75 Mio. Franken für die nächsten fünf Jahre. In ihrem Forschungsprojekt möchte sie herausfinden, ob Menschen, die von Geburt an blind sind, den Raum auf die gleiche Weise erfassen wie sehende Menschen. Mario Prsa hat sich ebenfalls mit einem neurowissenschaftlichen Forschungsprojekt durchgesetzt. Der Assistenzprofessor von der Sektion Medizin erhält die gleiche Summe für die Erforschung des «sechsten Sinns», der es uns ermöglicht, die Lage der einzelnen Körperteile im Raum wahrzunehmen.

Vier Nachwuchsforschende erhalten Anschubfinanzierung
Die SNF Starting Grants sind hochkompetitive Zuschüsse (14% Erfolgsquote) für Forschende in einem frühen Stadium ihrer Karriere. Assistenzprofessorin Nesina Grütter (Departement für Biblische Studien) und ihr Team werden Übersetzungsketten des griechischen Alten Testaments vom Hebräischen ins Altgriechische und weiter ins Äthiopische und Syrische analysieren. Das Team von Dr. Timothée Léchot wird eine der langlebigsten und meistgelesenen Zeitschriften Frankreichs, den Mercure de France, in einer Zeit des politischen und sozialen Umbruchs vom Ende der Régence bis zum Beginn der bourbonischen Restauration untersuchen.

Assistenzprofessor Stefan Vuckovic vom Departement für Chemie will die Präzision quantenchemischer Computer-Simulationen verbessern. Damit sollen dereinst Herausforderungen in der Materialentwicklung und beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft besser angegangen werden können. Molekularbiologe Dr. Thomas Auer schliesslich interessiert sich für die Entwicklung von Geschmacksschaltkreisen von Fruchtfliegen bei einem spezialisierten Wirt. Alle Starting-Grants-Empfänger_innen bekommen zwischen 1,7 und 1,8 Mio. Franken.


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