Ethik und MenschenrechtePublikationsdatum 29.08.2024

Gemeinsame Stellungnahme der Studierenden und des Rektorats


Die Allgemeine Studierendenschaft und das Rektorat der Universität Freiburg deklarieren eine gemeinsame Position zu ethischen Prinzipien und Menschenrechten, dies anlässlich der konsolidierten Forderungen der Studierenden als Reaktion auf die Ereignisse im Nahen Osten.

Das Rektorat und die Allgemeine Studierendenschaft (AGEF) verurteilen aufs Schärfste die Einschränkung der Grundrechte und -freiheiten sowie die Zerstörung von Universitäten, die den offenen Dialog, Vielfalt und Toleranz pflegen. Ob in der Ukraine, in Palästina, in Syrien oder in anderen Regionen, es ist nicht hinnehmbar, dass akademische Infrastrukturen absichtlich zerstört oder für Kampfstrategien missbraucht werden. Das Rektorat und die AGEF appellieren an den Respekt des humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte, in denen die Pflicht zum Schutz der Zivilbevölkerung verankert ist.

Eine der Hauptmissionen einer Universität besteht darin, Wissen, Verständnis und Orientierung zu vermitteln. Unsere Aufgabe ist es daher, internationale Konfliktsituationen zu analysieren und sie auf der Grundlage des durch wissenschaftliche Methoden gewonnenen Wissens zu kontextualisieren. In diesem Sinne kann die Universität zwar nicht direkt zu einer Konfliktbewältigung beitragen, aber sie kann die Qualität der öffentlichen Debatte verbessern. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Universität einen Rahmen für eine differenzierte und offene Diskussion bietet, die auf gegenseitigem Respekt beruht.

Unterstützung für Studierende und Forschende in Not
Bereits 2022 hat die Unifr eine Zusammenarbeit mit den Asyl- und Integrationsbehörden des Kantons Freiburg ins Leben gerufen, um ein Vorbereitungsjahr auf das Universitätsstudium für Personen aus dem Asylbereich (Status N, F, B oder S) einzurichten. Dabei arbeitet die Verwaltung der Unifr mit einer Studierendenvereinigung zusammen, die ein Mentoring-System anbietet. Dieses Programm wird nun in zwei Varianten angeboten:

  • Herodot richtet sich an Personen, die die Zulassungsbedingungen der Universität mit Ausnahme des Niveaus B2+ in der Studiensprache erfüllen.
  • Herodot Plus richtet sich an Personen, die die Zulassungsbedingungen für die Universität nicht erfüllen, aber in ihrem Heimatland oder einem Drittland mindestens die Sekundarstufe II abgeschlossen haben und dort ein Studium anstreben.

In enger Zusammenarbeit mit den Betreuungspersonen unterstützt das Herodot-Team die für die Programme ausgewählten Kandidat_innen bei der Suche nach einer Finanzierung für ihr Studium. Die Unterstützung sollte sich jedoch nicht nur auf die Studierenden beschränken. Deshalb wird über ein Unterstützungsfonds jährlichen ein Betrag von 100'000 Franken zur Verfügung gestellt. Damit werden Forschende unterstützt, die aufgrund einer Notsituation nicht mehr an ihren Universitäten arbeiten können. Dabei vertraut das Rektorat auf die Expertise der international anerkannten Organisation Scholars at Risk, der auch die Unifr angeschlossen ist. Wenn dort anerkannte Forschende eine Forschungsgruppe an der Unifr finden, können sie Antrag auf finanzielle Unterstützung stellen. Der Betrag kann in der Regel die Unterstützung von bis zu drei Personen pro Jahr ermöglichen.

Sensibilisierung und Zusammenarbeit
Forschende werden bereits bei ihrem Empfang an der Universität Freiburg für die Charta und die Statuten der Universität sensibilisiert. Diese Dokumente verlangen ein ethisches Verhalten im Rahmen der Forschung und in den zwischenmenschlichen Beziehungen.

Darüber hinaus sensibilisiert die Dienststelle Wissens- und Technologietransfer (KTT) die Forschenden für das Thema Dual Use, d.h. die Verwendung von ursprünglich neutralen Gütern, Technologien oder Forschungsergebnissen für militärische Zwecke. Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) verlangt zudem immer einen Bericht über die möglichen Auswirkungen einer Forschung. Forschende der Unifr, die auf diesem Weg Gelder erhalten, haben also bereits einen Prozess der Sensibilisierung, Selbstreflexion und Genehmigung durchlaufen.

Die Universität Freiburg hat zudem derzeit keine ihr bekannten Zusammenarbeiten mit israelischen Unternehmen, die die Menschenrechte und die ethischen Regeln des Bundes und der Universität missachten.

Mitsprache der Studierenden
Die Universität Freiburg ist eine akkreditierte Institution, die auf demokratische Weise und mit Vertretungen ihrer Körperschaften (Professorenschaft, Studierende und Mittelbau) in allen ihren Kommissionen sowie in einer grossen Anzahl ihrer Gremien funktioniert. Das Rektorat informiert die Universitätsgemeinsaft proaktiv und bindet sie in die Mitgestaltung ein. Umgekehrt haben Mitglieder der Universitätsgemeinschaft zahlreiche Instrumente zur Verfügung, mit denen sie sich informieren und aktiv beteiligen können.

Bei ihrem jährlichen Besuch beim Studierendenrat wird die Rektorin die Anzahl der Zulassungsgesuche von in Not befindlichen Studierenden und Forschenden zusammenfassen. Darüber hinaus kann der Exekutivvorstand der AGEF bei seinem regelmässigen Austausch mit dem Rektorat jeden gewünschten Punkt auf die Traktandenliste setzen.

Schliesslich verpflichtet sich das Rektorat, die Fakultäten zu ermutigen, eine Ethikkommission für Forschungsprojekte einzurichten, und weist gleichzeitig drauf hin, dass Forschungen an Menschen und Tieren bereits einer Vorprüfung und Genehmigung unterliegen.

Ein offener Punkt
Die Studierenden hatten den Wunsch geäussert, mehr über die Tätigkeit von Chaim Weizmann als Politiker zu erfahren. Der ehemalige Unifr-Doktorand war erster Präsident des Staates Israel.

Da weitere Überlegungen zum Format, Zeitplan und zu beteiligten Personen notwendig sind und dieser Punkt keinen aktuellen Bezug hat, wird er zu einem späteren Zeitpunkt zwischen dem Rektorat und der AGEF erneut aufgegriffen und weiter diskutiert.

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Veranstaltungen zum Thema Nahost:

> Öffentliche zugängliche Bachelor-Vorlesung: Nationalstaaten und Nationalismus im 19. und 20. Jahrhundert, ab 18.09.2024, MIS 3115, 13.15 – 15.00 Uhr

> Öffentlich zugängliche Master-Vorlesung: Der israelisch-palästinensische Konflikt: Entstehung, Geschichte, Gründe, ab 18.09.2024, MIS 3027, 13.15 – 15.00 Uhr

> Öffentlich zugängliches Bachelor-Seminar: Geschichte des Palästina-Konflikts, ab 18.09.2024, MIS 3014, 10.15 – 12.00 Uhr

> Öffentlich zugängliche Master-Vorlesung Les politiques de populations, ab 19.09.2024, MIS 3028, 13.15 – 15.00 Uhr

> Weiterbildungsseminar zum Thema Antisemitismus, Donnerstag, 28. November 2024, 9.15 bis 16.50 Uhr. Kosten: 250 Franken (Anmeldung bis 28.10.2024)

> Master-Vorlesung: Public History: Das Töten zelebrieren? Kriegserinnerung und Erinnerungspolitik in Ost und West), ab 17.09.2024, MIS 3120, 10.15 – 12.00 Uhr

> Podiumsveranstaltung Ende Oktober/Anfang November in Planung