Judentum. Messianische Bewegungen im Judentum. Hauptvorlesung
UE-TTH.01438

Dozenten-innen: Delgado Mariano, Steiner Martin
Kursus: Bachelor
Art der Unterrichtseinheit: Vorlesung
ECTS: 3
Sprache-n: Deutsch
Semester: FS-2025

Die Geschichte jüdischer Messiasfiguren beginnt vor der christlichen Zeitrechnung und reicht bis in unsere Gegenwart hinein. Messiaskonzeptionen, wie jene aus dem Hause Josefs oder den davidischen Messias gibt es seit der Antike. Das Christentum selbst entstand aus einer messianischen Bewegung und Jesus von Nazareth ist wohl die bekannteste Messiasfigur aus dem Judentum. Zu seiner Zeit und danach traten viele weitere jüdische Lichtgestalten auf, wie z.B. Bar Kochba. Doch die meisten brachten nicht die Erlösung, die sich deren Anhänger erhofften. In der Regel enttäuschten sie und aus der Ernüchterung heraus sollte anhand von Kriterien der „richtige“ vom „falschen“ Messias unterschieden werden. Der mittelalterliche Gelehrte Moses Maimonides legte Unterscheidungsmerkmale vor, die bis heute innerjüdische Orientierung in der Messiasfrage bieten. Die frühe Neuzeit brachte mit Shabbatei Zwi (1626-1676) und Jakob Frank (1726-1791) wieder „falsche“ Messiasse hervor und die meisten ihrer Anhänger wurden bitter enttäuscht. Ab der Aufklärung wurde in vielen jüdischen Strömungen die Frage nach dem Messias entpersonalisiert. An die Stelle des Messias trat das Konzept der messianischen Zeit, wie u.a. bei Abraham Geiger (1810–1874) oder Hermann Cohen (1842–1918). Selbst in der Moderne verklang die Frage nach dem Messias aber nicht. Menachem Mendel Schneerson, der 1994 starb, wird als der Messias aus Brooklyn vorgestellt. Seine Chabad-Lubawitscher Bewegung wächst weltweit. Besonders litauische Talmudgelehrten kritisieren Rebbe Scheerson mitunter stark, weil er von seinen Anhängern teils als göttlicher Messias charakterisiert wird. Zu Letzt soll ein Seitenblick in umstrittene „messianisch-jüdische Gemeinden“ in Jerusalem gelegt werden, die als immer grösser werdendes Randphänomen existieren und sich selbst als Teil des Judentums betrachten.


Lernziele

  • Voraussetzungen und Ausgangspunkte von Messiaserwartungen im historisch-theologischen Kontext verstehen
  • Konzeptionen von Messianologien und deren Verbindung zu Christologien besonders begrifflich herleiten und theologisch zu unterscheiden wissen
  • jüdische antike, mittelalterliche und neuzeitliche Messiasfiguren in ihrem Anspruch und Scheitern benennen, sowie deren bekanntesten Messiasbewegungen
  • jüngere messianische Bewegungen wie Chabad-Lubawitsch und „messianische Juden“ kennen

Dokumentation

  • Clemens Thoma, Das Messiasprojekt: Theologie jüdisch-christlicher Begegnung, Augsburg 1994.
  • Klopstock, Friedrich Gottlieb, Der Messias Berlin/Boston 1876 [2021].
  • Krochmalnik, Daniel, Was dürfen wir hoffen. Jüdische Eschatologie nach Moses Maimonides, in: Boehme, Katja (Hg.), Hoffnung über den Tod hinaus. Eschatologie im interreligiösen Lernen und Lehren, Heidelberg 2015, 17-33.