Thèses d’habilitation soutenues

Dr. Verena Hofmann: Förderliche Bedingungen und Risiken im Schulkontext für die sozial-emotionale und die sprachlich-kommunikative Entwicklung von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Bedürfnissen (2023)

Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedürfnissen treffen in der Schule auf unterschiedlichste kontextuelle Bedingungen, welche für ihre Entwicklung förderlich oder auch hinderlich sein können. Im Fokus dieser Habilitationsschrift standen Verhaltensprobleme, Ängstlichkeit und sprachlich-kommunikative Kompetenzen. Diese können einerseits als Probleme und Fähigkeiten auf Ebene des Individuums betrachtet werden, welche bei hoher Problemausprägung respektive niedriger Fähigkeitsausprägung mit diversen negativen Konsequenzen verbunden sein können. Auf der anderen Seite sind Individuen mit ihren Problemen und Kompetenzen eingebettet in soziale Systeme, wie den Schulkontext (Bronfenbrenner & Ceci, 1994). Soziale Bezugsnormen der Peers, Peerbeziehungen, Aspekte des Unterrichts und des Verhaltens der Lehrperson können die individuelle Entwicklung positiv oder negativ beeinflussen (Bexkens & Müller, 2021; Henry & Chan, 2010; Mashburn et al., 2009). Das Ziel der vorliegenden Habilitationsschrift war deshalb, den Forschungsstand für die Population von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Bedürfnissen zu erweitern und daraus Implikationen abzuleiten, wie diese in ihren Lernprozessen und ihrer psychosozialen Entwicklung bestmöglich unterstützt werden können. Die wichtigsten Erkenntnisse zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass im Regelschulkontext prosoziales Verhalten in der Klasse einen positiven Einfluss auf die individuelle Verhaltensentwicklung von Oberstufenschülerinnen und -schülern hat, indem die prosozialen Verhaltensnormen mit einer Abnahme des dissozialen Verhaltens verbunden sind. Andererseits war ersichtlich, dass Schülerinnen und Schüler mit einem erhöhten Risiko zu Problemverhalten besonders empfänglich sind für negativen Peereinfluss. Diese Ergebnisse sprechen für die Bedeutung eines möglichst tiefen Niveaus an Problemverhalten und für die Förderung von prosozialem Verhalten und prosozialen Überzeugungen in Klassen mit RisikoSchülerinnen und -Schülern.

Bei Schülerinnen und Schülern mit intellektueller Beeinträchtigung, welche eine Sonderschule besuchen, korreliert Problemverhalten mit geringeren kommunikativen Kompetenzen. Das Kompetenzniveau in der Klasse hat dabei einerseits einen positiven Einfluss auf die individuellen Kompetenzen und andererseits einen indirekten abschwächenden Effekt auf Problemverhalten. Diese Resultate implizieren, dass sich leistungsheterogene Klassen positiv auswirken könnten auf Schülerinnen und Schüler mit geringeren Kompetenzen, sowohl hinsichtlich kommunikativer Fähigkeiten als auch hinsichtlich Verhalten. Mehr Kontakt zu den Peers der Schule scheint ebenfalls förderlich für die sprachliche Entwicklung zu sein, und mehr positive Beziehungen (im Sinne sozialer  8Akzeptanz) sind verbunden mit einer Abnahme der Ängstlichkeit. Ergebnisse zu App-basierter Förderung der phonologischen Bewusstheit deuten darauf hin, dass digitale Lernhilfen so programmiert werden können, dass Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten besonders profitieren (z.B. durch das hochfrequente Angebot der Zielstruktur, ein direktes Feedback und eine automatische Anpassung des Schwierigkeitsgrades). Somit könnten digitale Lernhilfen als sinnvolle Ergänzung zum herkömmlichen Unterricht eingesetzt werden.

Dr. Reto Luder: Integrative Förderung in der Schweiz. Eine empirische Studie zur praktischen Umsetzung sonderpädagogischer Unterstützung und Förderung in integrativen Regelklassen in der Schweiz (2021)

In den vergangenen 20 Jahren fand in der Schweiz ein Umschwung der sonderpädagogischen Förderung in Richtung schulischer Inklusion statt. Durch die vermehrte integrative Förderung und Förderplanung etabliert sich eine neue Sichtweise der Funktion sonderpädagogischer Tätigkeiten im Kontext eines inklusiv ausgerichteten Bildungssystems. Das Vorgehen bei der konkreten Umsetzung der integrativen Förderung ist für deren Erfolg entscheidend; gleichzeitig kann aufgrund der aktuellen Befundlage angenommen werden, dass die Praxis in diesem Bereich sehr heterogen und teilweise wenig systematisch ist. Vor diesem Hintergrund untersuchte die vorliegende Studie die praktische Umsetzung integrativer Förderung in Regelklassen von Schweizer Schulen. Im Fokus standen dabei einerseits die Beschreibung und Analyse dieser Praxis in den Bereichen der Förderplanung, der Umsetzung integrativer sonderpädagogischer Fördermassnahmen und der dabei realisierten multiprofessionellen Zusammenarbeit der beteiligten Fachpersonen, andererseits die Wirkungen dieser Praxis auf die geförderten Schülerinnen und Schüler mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen. Das Projekt untersuchte dazu in einem Längsschnitt mit mehreren Messzeitpunkten eine national, bezüglich Urbanität und Schulgrösse repräsentative Stichprobe in den drei grossen Sprachregionen der Schweiz (d,f,i). Die Stichprobe umfasste 3669 Personen (Lehrpersonen, Schulische Heilpädagoginnen und Heilpädagogen und weitere Fachpersonen) aus 208 Schulen in 20 Kantonen der Schweiz. Auf der Basis der Ergebnisse der Studie konnten aktuelle Trends und Herausforderungen im Bereich der schulischen Inklusion beschrieben werden. Dazu gehören die Klärung der Funktion der Sonderpädagogik im wissenschaftlichen und bildungspolitischen Inklusionsdiskurs bzw. ihrer Rolle in einem inklusiven Bildungssystem, die Verfahren und Prozesse der Zuweisung integrativer Förderressourcen sowie die praktische Umsetzung integrativer Förderung in der multiprofessionellen Zusammenarbeit der beteiligten Akteurinnen und Akteure in den lokalen Schulteams.

Dr. Luciano Gasser (2020)

Die Habilitationsschrift von Dr. Luciano Gasser wurde in kumulativer Form eingereicht und umfasste neun Publikationen, welche in sonderpädagogischen und entwicklungspsychologischen Zeitschriften veröffentlicht wurden. Die in diesen Publikationen präsentierten quer- und längsschnittlichen Studien fokussieren auf die Entwicklung und Sozialisation inklusiver Einstellungen in Kindheit und Adoleszenz. Zum einen untersuchte L. Gasser, wie Kinder unterschiedlichen Alters über den sozialen Ein- und Ausschluss von Kindern mit Behinderungen nachdenken. Entscheidungen in sozialen Ein- und Ausschlusssituationen erfordern, dass Kinder Überlegungen zu Fairness und Gleichheit mit Überlegungen zu effektivem Gruppenfunktionieren und Gruppennormen ausbalancieren. Dazu wurden den Kindern verschiedene hypothetische Vignetten vorgelegt, bei welchen die Kinder den Ein- oder Ausschluss eines Kindes mit einer Behinderung vorhersagen und begründen mussten. Mit zunehmendem Alter wägen die Kinder genauer ab, in welchen Situationen der Einschluss mit Nachteilen für die Gruppe einhergeht. Zudem sagt das Ausmass, mit welchem Kinder Fairness gegenüber Gruppendynamiken priorisieren, das tatsächliche Ein- oder Ausschlussverhalten des Kindes vorher. Zum anderen analysierte L. Gasser Effekte von intergruppalen Freundschaften und des Unterrichtshandelns von Lehrpersonen auf die inklusiven Einstellungen von Kindern und Jugendlichen. Freundschaften zu Peers mit Behinderungen wirken sich über die Zeit positiv auf die inklusiven Einstellungen von Kindern ohne Behinderungen aus. Zudem tragen eine hohe emotionale Unterstützung der Lehrperson sowie ein kooperatives Klassenklima positiv zur Einschlussbereitschaft von Kindern und Jugendlichen bei. Der Habilitationsvortrag von L. Gasser trug den Titel «Exekutive Funktionen bei Kindern mit Autismus».

Dr. Myriam Squillaci (2019)

Revue systématique de la littérature : Comparaison des métiers concernés par le burnout et facteurs de risque chez les enseignants. Résultats d’une recherche visant à mesurer le burnout des enseignants spécialisés sur deux temps de mesure. La thèse s’intéresse à la santé au travail des enseignant-e-s spécialisé-e-s. Elle présente deux revues systématiques de littérature accompagnées d’une partie empirique. La partie théorique définit les concepts de base, comme le stress et le burnout et adopte un modèle théorique permettant de structurer les deux questions de recherche théoriques, à savoir : A. Quels sont les métiers à risque de burnout ? B. Quels sont les facteurs de risque de burnout des enseignant-e-s ? Cette première partie présente les résultats de 117 recherches structurées autour du modèle tridimensionnel de Maslach.

La deuxième partie restitue les résultats d’une recherche sur la santé au travail des enseignant-e-s spécialisé-e-s fribourgeois-es francophones, au regard de deux temps de mesure en lien avec l’introduction de la RPT. Quatre hypothèses principales sont vérifiées : 1. La santé au travail change suite à l’introduction de la réforme sur la péréquation financière (RPT) ; 2. Les moyennes du burnout varient en fonction des facteurs individuels ; 3. Les moyennes du burnout varient en fonction des facteurs organisationnels ; 4. Les moyennes du burnout varient en fonction des facteurs interpersonnels. La partie empirique analyse les résultats de la santé sur deux temps de mesure et montre l’influence des variables individuelles, interindividuelles et organisationnelles sur les trois dimensions du burnout.