Von der Krise der islamischen Epistemologie: Zeitgenössische Diskussionen und Perspektiven
Das Projekt schliesst an die in der internationalen Islam-Forschung getroffene Feststellung an, dass die Bedingungen der Herstellung islamischer Autorität sich in der Moderne verändert haben. Autorität wird hier allerdings weniger als interpersonale Machtrelation, sondern als Situation einer dominierenden Weltdeutung verstanden. Damit legt das Projekt den Schwerpunkt auf theoretische Grundfragen des gegenwärtigen muslimischen Wissens- und Wissenschaftsverständnisses, so wie sie etwa im Begriff der «epistemologischen Krise des Islam» durch den marokkanischen Philosophen Abdullah Laroui (geb. 1933) prominent zum Ausdruck gebracht werden. Die «epistemologische Krise des Islam» besteht demzufolge in der Veränderung der theoretischen Begründung dessen, wie in der aktuellen Gegenwart wissenschaftliche Erkenntnis und somit Welterklärung legitimiert wird, und beschreibt den Wandel von einer metaphysischen Wissens- und Weltbegründung hin zu einer positivistischen, post-metaphysischen Wissens- und Weltbegründung. Das Projekt geht vor diesem Hintergrund der Frage nach, wie muslimische Gelehrte und Intellektuelle auf die Diskrepanz zwischen einerseits aktuellen Parametern der wissenschaftlichen Plausibilisierung und andererseits der vormodernen islamischen Wissensproduktion reagieren. Anhand von drei Positionsgruppen, welche als kommunikative Knotenpunkte zeitgenössischer muslimischer Debatten gelten, werden unterschiedliche Verständnisse und Deutungen zur Frage der Krise der islamischen Epistemologie herausgearbeitet, gegenübergestellt und diskutiert.
Projektleitung
Forscherinnen