Professionalisierung der Seelsorge in pluralen Kontexten - Schweiz und Bosnien-Herzegowina
Im Kontext der Schweiz hat sich Seelsorge in öffentlichen Institutionen in den letzten Jahren stark pluralisiert, was sich besonders im Aufbau muslimischer Seelsorge zeigt. Hier besteht der Bedarf, diese mittels Qualitätsstandards zu professionalisieren, um adäquat auf die Bedürfnisse unterschiedlichster Menschen in Not reagieren zu können und gleichzeitig Anforderungen säkularer Institutionen gerecht zu werden. Seelsorgende, Bildungseinrichtungen und weitere Akteure sind dafür auf eine Auswertung von Praxis angewiesen.
Ziel des Projekts ist es, durch eine Analyse und Reflexion der gegenwärtigen Seelsorgepraxis die Professionalität von Seelsorge in pluralen Gesellschaften zu stärken. Auf der Grundlage von institutionellen Rahmenbedingungen, die durch Dokumentenanalyse erhoben werden, wird die professionelle Rolle von muslimischen Seelsorgenden mittels ExpertInneninterviews empirisch untersucht. Dies geschieht anhand von vier Themenfeldern, aus denen Empfehlungen für Qualitätsstandards abgeleitet werden:
- Grundhaltungen zu Menschenbild, Pluralität und Ambiguität;
- Kommunikation und Interventionen der Seelsorgenden
- Umgang mit unterschiedlichen Normativitäten
- interprofessionelle und -religiöse Zusammenarbeit
Die Resultate werden in einer rund 80-seitigen Studie dokumentiert, die auf eine Nutzung für Weiterbildungen und Klärungsprozesse hinsichtlich Seelsorge ausgerichtet ist. Im Mittelpunkt der Studie stehen aus der Empirie gewonnene kommentierte Fallbeispiele guter Praxis.
Zielgruppen des Projekts sind Seelsorgende, benachbarte Berufsgruppen (etwa in der Pflege und im Justizvollzug), Berufsverbände und Fachorganisationen, Träger von Weiterbildungen, öffentliche Institutionen, in denen Seelsorge angeboten wird, sowie eine breite Öffentlichkeit, in der Fragen der Seelsorge teilweise auch kontrovers diskutiert werden.
Die transnationale Kooperation ermöglicht einen Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer zwischen der Schweiz und Bosnien-Herzegowina (BiH). Während in der Schweiz religiöse Diversität über das Christentum hinaus erst seit geraumer Zeit wahrgenommen wird, gibt es in BiH eine lange Erfahrung des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit sowie eine europäisch geprägte Islamtradition, die auch wissenschaftlich aufgearbeitet wurde. Im Vergleich zu BiH ist Seelsorge in öffentlichen Institutionen in der Schweiz vielfach stärker formalisiert. Der Blick auf die beide Kontexten führt zu einer komplementären Lernsituation, in der sich neue Erkenntnisse für die Professionalisierung von Seelsorge gewinnen lassen.
Das Projekt dient zudem dem Aufbau und der Stärkung internationaler Partnerschaften, die einen Wissensgewinn im Hinblick auf gemeinsame Herausforderungen ermöglichen. Es trägt zur Entwicklung von Qualitätsstandards für die Weiterbildung von Seelsorgenden bei. Schliesslich wird für die Wahrnehmung von Diversität und Perspektivenvielfalt als Bestandteile interkultureller Kompetenz sensibilisiert.
Projektdauer
- November 2024 bis 31. Oktober 2025
Das Projekt wird von der nationalen Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität im Bildungsbereich, Movetia, gefördert.
Kontakt
Projektleitung: Prof Dr. Hansjörg Schmid, Email / Prof. Dr. Ahmet Alibašić, Email
Projektmitarbeit: Amira Hafner-Al Jabaji, Email / Prof. Dr. Aid Smajić,Email