Departement für Glaubens- und Religionswissenschaft, Philosophie
Das Departement für Glaubens- und Religionswissenschaft, Philosophie trägt innerhalb der Fakultät die Verantwortung für die Lehre und Forschung auf dem Gebiet der Fundamentaltheologie, der Dogmatik, der Theologie der Ökumene einschliesslich der Ostkirchenkunde, der Missionswissenschaft, der Religionswissenschaft und der Philosophie. Es trägt außerdem zur Weiterbildung bei und bietet Dienstleistungen für die Öffentlichkeit in den ihm zugeordneten Bereichen. Es bemüht sich in diesen Bereichen ebenfalls um Nachwuchsförderung.
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Es scheint mir ein Zeichen von Nachlässigkeit, wenn es uns nicht drängt, aus Glauben das, was wir glauben, zu verstehen», schreibt der Kirchenlehrer Anselm von Canterbury im 11. Jahrhundert. Seit ihren Anfängen weiss sich die Theologie verpflichtet, die Wahrheit des Glaubens mit der Vernunft verstehend zu durchdringen, das geoffenbarte Wort Gottes argumentativ auszulegen und es mit anderen Denkformen und Religionen in Beziehung zu setzen. Darum kann Theologie zu Recht als Glaubenswissenschaft bezeichnet werden. In diesem weiten Rahmen sind alle theologischen Fächer organisch miteinander verbunden, setzen aber verschiedene Akzente. Das Departement für Systematische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg wird nach den in seinem Schosse versammelten Fachbereichen benannt:
- Fundamentaltheologie, Dogmatik und Theologie der Ökumene und das mit ihnen verbundene Institut für Ökumenische Studien;
- Missiologie und Religionswissenschaft mit ihrem eigenen Institut;
- Philosophie.
Die Vorlesungen werden auf Deutsch und auf Französisch gehalten. Die Professorenschaft des Departements ist ausgesprochen international, so dass sie Erfahrung und Sensibilität der Kulturen mehrerer Länder einbringt (Frankreich, Belgien, Deutschland, Irland, Indien und sogar die Schweiz). Zur internationalen Herkunft der Dozenten und Dozentinnen kommt die Mannigfaltigkeit der im Departement vertretenen Disziplinen und macht es zu einem kulturellen und theologischen Mikrokosmos.
1. Dogmatik, Fundamentaltheologie und Theologie der Ökumene sind miteinander verwandt und arbeiten naturgemäss aufs Engste zusammen.
Dies zeigt sich zum Beispiel in der Schwerpunktsetzung des diesjährigen Sommersemesters. Die Dogmatik-Vorlesung Ekklesiologie (Prof. Barbara Hallensleben) öffnet ökumenische Perspektiven und leistet einen «politischen» Beitrag, weil Ekklesiologie auch mit dem Problem des weltweiten menschlichen Zusammenlebens in Frieden und Gerechtigkeit zu tun hat. Im Wintersemester 2002/2003 wird der emeritierte katholische Professor für Systematische Theologie und Kontroverstheologie am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg, Prof. Dr. Otto Hermann Pesch, Vorlesungen zum Thema «Was heisst ?» halten. Dabei wird er seine neu erarbeitete Dogmatik vorstellen. Auf Seiten der französischsprachigen Vorlesungen führen die beiden Dogmatiker Gilles Emery und Benoît-Dominique de La Soujeole, beide Dominikaner, die alte Freiburger Tradition der Theologie im Lichte von Thomas von Aquin fort. Dabei ordnen sie das Denken des Aquinaten in die Philosophie- und Theologiegeschichte ein, damit seine Relevanz für heute sichtbar wird. Theologie und Philosophie, Glaube und Vernunft, Spiritualität und rationale Methode sollen nach dem Beispiel des Heiligen Thomas eine lebendige Einheit bilden. Die thomasische Theologie gibt der Fakultät von Freiburg ein besonderes Profil. Damit ist die Brücke zur Fundamentaltheologie geschlagen, die von Prof. Guido Vergauwen OP vertreten wird. Sie behandelt die Frage nach dem Verhältnis von Glaube und Vernunft sowie Aufgaben, Methoden und Grenzen der rationalen Glaubensverantwortung im heutigen Kontext. Diese Aufgabe impliziert das Gespräch mit der Philosophie (insbesondere mit der neueren jüdischen Religionsphilosophie) sowie mit den Sozialwissenschaften. Im Sommersemester 2002 führen Fundamentaltheologie und Dogmatik in Zusammenarbeit mit dem Christkatholischen Departement der Theologischen Fakultät Bern ein ökumenisches multidisziplinäres Seminar zur theologischen Hermeneutik biblischer Texte unter exegetischer, systematischer und spiritueller Hinsicht durch. Theologisches Denken ist ja grundsätzlich hermeneutisch angelegt, das heisst auf Texte bezogen, in denen religiöse Erfahrungen artikuliert und reflektiert werden und die auf anderen vorgegebenen Schriften beruhen. Das Institut für Ökumenische Studien (Direktor Prof. Guido Vergauwen OP), das Prof. Heinrich Stirnimann OP in den sechziger Jahren gegründet hatte, geht in den letzten Jahren in Lehre und Forschung neben dem Studium der reformierten Tradition vermehrt auch auf den Bereich der Geschichte, Kultur und Theologie der Ostkirchen ein, übrigens in Zusammenarbeit mit dem Interfakultären Institut für Ost- und Mitteleuropa an der Universität Freiburg. Im Sommersemester 2002 wird das Verhältnis von orthodoxen und katholischen Kirchen in der Ukraine unter der Überschrift «Kirchenkonflikt oder ökumenisches Miteinander?» thematisiert. Ferner ist ein theologisches Seminar mit Studierenden der orthodoxen theologischen Fakultät Sofia in einem bulgarischen Kloster sowie eine Reise in die Ukraine geplant. Im Rahmen eines grösseren Forschungsprojektes (Prof. Barbara Hallensleben) zum Werk des russischen Ökonomen, Religionsphilosophen und Theologen Sergij Bulgakov findet im Sommersemester 2002 ein Seminar zum Thema «Philosophische Grundlagen der Theologie Theologische Implikationen der Philosophie» auf der Basis von Bulgakovs «Philosophie der Wirtschaft» statt. Zwei Publikationsreihen, die im Universitätsverlag Freiburg erscheinen, zeugen von der Forschung in den Bereichen der Fundamentaltheologie, Dogmatik und ökumenischer Theologie: die Reihe der «Ökumenischen Beihefte» und die «Studia Friburgensia».
2. Missiologie und Religionswissenschaft haben ihren spezifischen Charakter.
Schon in den dreissiger und vierziger Jahren wurde von den Theologieprofessoren Bernard Allo OP und Jean de Menasce OP Religionsgeschichte gelehrt. Daraus erwuchs das Institut für Missions- und Religionswissenschaft an der Theologischen Fakultät (Prof. Anand Nayak), aus dem inzwischen der Lehrstuhl für vergleichende Religionsgeschichte und interreligiösen Dialog entstanden ist (Helmut Zander). Der Schwerpunkt liegt in der Lehre heute auf einem Vorlesungszyklus, der die Geschichte großer Religionen als dynamischen Prozess miteinander verknüpfter, sich wechselseitig prägender Religionen begreift, sowie auf Seminaren zum interreligiösen Dialog und zu interreligiösen Austauschprozessen. Zu diesen Entwicklungen gehört auch die Mission, die lange ein Spezifikum der Christentumsgeschichte war, aber inzwischen von fast allen global agierenden Religionen praktiziert wird. Die Theologische Fakultät bietet mit dem Studiengang „Das Christentum und die Religionen" eine Möglichkeit an, derartige Dynamiken zu studieren. Daneben ist die Geschichte minoritärer religiöser Bewegungen ("Esoterik") ein Forschungsbereich des Lehrstuhls für Religionsgeschichte.
3. Alle systematischen theologischen Fächer wurzeln in der Philosophie.
Die Philosophie steht in Freiburg nicht nur am Anfang des Theologiestudiums, sondern begleitet es während seiner ganzen Dauer. Philosophie ist ja in jeder theologischen Reflexion impliziert. Die enge Verbindung zwischen Theologie und Philosophie erscheint namentlich in der Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie, deren Redaktion unserem Departement angeschlossen ist. Die in den theologischen Kursus integrierte Philosophie hat viel zur internationalen Ausstrahlung unserer Theologischen Fakultät beigetragen: sie gab und gibt der Systematischen Theologie in Freiburg ein spezifisches Profil.
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