BA/MA-Seminar: Der Fährmann in der mittelalterlichen Literatur
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Unterricht
Details
Fakultät Philosophische Fakultät Bereich Germanistik Code UE-L03.00341 Sprachen Deutsch Art der Unterrichtseinheit Seminar
Kursus Bachelor Semester SA-2022 Zeitplan und Räume
Vorlesungszeiten Mittwoch 15:15 - 17:00, Wöchentlich (Herbstsemester)
Unterricht
Verantwortliche - Bozkaya Inci Pia
- Herberichs Cornelia
Dozenten-innen - Bozkaya Inci Pia
- Herberichs Cornelia
Beschreibung Die germanistische Forschung zu literarischen Figuren höfischer Erzählungen konzentriert sich häufig ausschliesslich auf den ‚Helden‘ der Erzählung, verstanden als „Zentralgestalt einer epischen oder dramatischen Handlung“.[1] Das Seminar hingegen rückt mit dem ‚Fährmann‘ (mhd. verge) eine Nebenfigur in den Mittelpunkt, die in der Forschung bisher wenig Beachtung gefunden hat. Die Begegnung mit einem Fährmann ist Teil der Reise des Helden, der sich in vormoderner Literatur für gewöhnlich durch Mobilität innerhalb der Erzählwelt auszeichnet. Erzählt wird etwa, wie der Held auf der Suche nach Ehre, Kampf oder Minne zu Pferde unterwegs ist. Ein Hindernis auf solchen Reisen sind Flüsse, die ein Ritter alleine nicht bewältigen kann. Er ist für deren Überquerung auf die Hilfe des Fährmannes angewiesen, der den Ritter mit seinem Schiff transportieren kann. Fährmänner sind also prinzipiell Helferfiguren. Sie können sich jedoch als weitere Prüfung für den Helden herausstellen – so kann der Fährmann in die Totenwelt im Eneasroman nur mithilfe der weisen Sybille davon überzeugt werden, Eneas überzusetzen, damit dieser von seinem verstorbenen Vater Auskunft über seine Zukunft erhalten kann. Die Gefahr, die vom unbekannten Fährmann ausgeht, kann sogar lebensbedrohlich sein, etwa wenn der grimme verge im Nibelungenlied versucht, Hagen zu erschlagen. Anhand einer Auswahl von Fährmann-Szenen beschäftigen wir uns im Seminar mit diesem blinden Fleck der Forschung.
Da die narratologischen Kategorien ‚Figur‘, ‚Raum‘ und ‚Zeit‘ für die Analyse von Fährmann-Episoden von zentraler Bedeutung sind, widmen wir uns zu Beginn des Seminars zunächst der Klärung und Diskussion dieser textanalytischen Begriffe. Sodann gehen wir der Frage nach, wie in kanonischen Texten der mittelhochdeutschen Literatur Fährmänner dargestellt und charakterisiert werden. Auf der Basis genauer Lektüren relevanter Szenen nehmen wir das Verhältnis von Sprache und Macht, Ursachen von Konfliktentstehungen sowie Strategien ihrer Lösungen und schliesslich die Rolle von Fährmann-Szenen für die Gesamtinterpretation der sie jeweils enthaltenden Werke in den Blick. Auf diese Weise sollen neue Interpretationsansätze erarbeitet und in der gemeinsamen Diskussion aktuelle Forschungspositionen auf den Prüfstand gestellt werden.
[1] Elke Platz-Waury: Art. ‚Figurenkonstellation‘ in: RL, Bd. 2, S. 591–593, S. 591.
Soft Skills Nein ausserhalb des Bereichs Ja BeNeFri Nein Mobilität Nein UniPop Nein Dokument
Bibliographie Wer sich vor Seminarbeginn mit Fährmännern der mittelhochdeutschen Literatur vertraut machen möchte, dem seien folgende Texte empfohlen:
1. Heinrich von Veldeke, Eneasroman. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Hrsg., Übers., Komm. und Nachw. von Dieter Kartschoke. Stuttgart 1997 (RUB 8303), V. 80,40–110,30.
2. Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Nach dem Text von Karl Bartsch und Helmut de Boor ins Neuhochdeutsche übersetzt und kommentiert von Siegfried Grosse. Stuttgart 2010 (Reclams Universal-Bibliothek 644), Str. 1524–1626.
3. Wolfram von Eschenbach: Parzival. Text und Übersetzung. Mittelhochdeutscher Text: Studienausgabe. Mittelhochdeutscher Text nach der sechsten Ausgabe von Karl Lachmann. Übersetzt von Peter Knecht. 2. Auflage. New York / Berlin 2003, V. 534,1–733,30.
Als theoretische Anregung sei verwiesen auf:
4. Kap. Die Figur in der Narratologie. In: Lena Zudrell: Historische Narratologie der Figur. Berlin, Boston 2020 (Hermaea 53).
5. Glaser, Andrea: Der Held und sein Raum. Frankfurt a. M. 2004.
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Einzeltermine und Räume
Datum Zeit Art der Unterrichtseinheit Ort 21.09.2022 15:15 - 17:00 Kurs MIS 03, Raum 3013 28.09.2022 15:15 - 17:00 Kurs MIS 03, Raum 3013 05.10.2022 15:15 - 17:00 Kurs MIS 03, Raum 3013 12.10.2022 15:15 - 17:00 Kurs MIS 03, Raum 3013 19.10.2022 15:15 - 17:00 Kurs MIS 03, Raum 3013 26.10.2022 15:15 - 17:00 Kurs MIS 03, Raum 3013 02.11.2022 15:15 - 17:00 Kurs MIS 03, Raum 3013 09.11.2022 15:15 - 17:00 Kurs MIS 03, Raum 3013 16.11.2022 15:15 - 17:00 Kurs MIS 03, Raum 3013 23.11.2022 15:15 - 17:00 Kurs MIS 03, Raum 3013 30.11.2022 15:15 - 17:00 Kurs MIS 03, Raum 3013 07.12.2022 15:15 - 17:00 Kurs MIS 03, Raum 3013 14.12.2022 15:15 - 17:00 Kurs MIS 03, Raum 3013 21.12.2022 15:15 - 17:00 Kurs MIS 03, Raum 3013 -
Leistungskontrolle
Seminar - SA-2022, Wintersession 2023
Bewertungsmodus Nach Note, Nach bestanden/nicht bestanden Seminar - SP-2023, Sommersession 2023
Bewertungsmodus Nach Note, Nach bestanden/nicht bestanden Seminar - SP-2023, Herbstsession 2023
Bewertungsmodus Nach Note, Nach bestanden/nicht bestanden Seminar - SA-2023, Wintersession 2024
Bewertungsmodus Nach Note, Nach bestanden/nicht bestanden -
Zuordnung
Zählt für die folgenden Studienpläne: Ergänzende Lehrveranstaltungen in phil.
Version: ens_compl_lettres
Germanistik 120
Version: SA16_BA_dt_V02
Spezialisierungsmodul > Germanistische Mediävistik - SpezialisierungsmodulGermanistische Mediävistik - Aufbaumodul
Germanistik 30 [MA]
Version: SA16_MA_P2_dt_V02
Germanistische Mediävistik 5Germanistische Mediävistik 4
Germanistik 90 [MA]
Version: SA16_MA_PA_dt_V02
Germanistische Mediävistik 3Germanistische Mediävistik 5Germanistische Mediävistik 1Germanistische Mediävistik 2Germanistische Mediävistik 4
Italienisch 120
Version: SA15_BA_ita_V01
M6 - Complementi
Italienisch 120
Version: SA15_BA_ital_V02
M6 - Complementi
Mediävistik 30 [MA]
Version: SA21_MA_P2_de_fr_V01
Modul V: Germanistische Mediävistik
Philosophische Fakultät [Vorl.]
Version: Lettres_v01