• Bastert Bernd

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Wolframs ‚Willehalm‘, der auf der französischen ‚Chanson d‘Aliscans‘ basiert, aber sie erheblich umformt, gilt zu Recht als eines der Meisterwerke der deutschen Literatur des Mittelalters und erfährt als solches seit Jahrzehnten immer neue Interpretationen. Eher selten zur Kenntnis genommen wurde lange Zeit und wird teilweise noch bis heute, dass der unvollendete Text in mittelalterlichen Handschriften fast niemals allein überliefert wird, sondern immer in kontextuellen Verbünden. Zuweilen zusammen mit Strickers ‚Karl‘, der vorausliegende Ereignisse erzählt, meist aber in Form einer Trilogie, in der der ‚Willehalm‘ von einer Vorgeschichte, der ‚Arabel‘ Ulrichs von dem Türlin, und einer Fortsetzung, dem ‚Rennewart‘ Ulrichs von Türheim, eingeschlossen wird. Mittelalterliche Rezipienten haben den ‚Willehalm‘ demnach aus einer ganz anderen Perspektive wahrgenommen als die ihn zum überragenden Einzelwerk stilisierende, damit zugleich jedoch isolierende Forschung, die den ‚Karl‘ meist gar nicht berücksichtigt und ‚Arabel‘ sowie ‚Rennewart‘ als angeblich inadäquate Ergänzungen eines singulären Meisterwerks ausblendet. Im Seminar soll es deshalb darum gehen, zunächst den ‚Willehalm‘ und seine französische Quelle kennenzulernen, ihn dann jedoch im Kontext zu betrachten und möglichst die Konstruktionsprinzipien aufzudecken, die den in verschiedenen Handschriften unterschiedlich realisierten Zyklifizierungen zugrunde liegen und daraus resultierende interpretatorische Konsequenzen zu bedenken. Zwei jener Codices, die den ‚Willehalm‘ im Kontext überliefern, werden wir bei Exkursionen nach Genf und Zürich sehen und studieren können.

Von den Teilnehmenden wird die Bereitschaft zur Lektüre aller Texte erwartet, wobei – Achtung! - nur Wolframs ‚Willehalm‘ in nhd. Übersetzung vorliegt. Der ‚Willehalm‘ sollte zu Beginn des Semesters gelesen sein, die übrigen Texte werden in Auszügen zur Verfügung gestellt.

Termine:

Freitag, 24. Februar, 13-17 Uhr
Samstag, 25. Februar, 9-13 Uhr
Freitag, 31. März, 13-17 Uhr
Samstag, 1. April, 9-13 Uhr
Freitag, 26. Mai, 13-17 Uhr
Samstag, 27. Mai, 9-13 Uhr

Öffentlicher Vortrag: Donnerstag,  25. Mai, 18-20 Uhr, MAHF  (Pflichttermin Seminar)

Zur Anschaffung empfohlen:

Wolfram von Eschenbach, Willehalm. Hg. von Joachim Heinzle. Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker-Verlag, 2009

Oder: Wolfram von Eschenbach, Willehalm. Hg. von Horst Brunner. Stuttgart: Reclam, 2018.