• Kobi Madlen

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Diese Vorlesung bietet einen Einblick in den Themenbereich der Abfallanthropologie.

Nicht erst seit Bekanntwerden der Existenz des grossen Pazifischen Müllteppichs wird sich die Menschheit bewusst, dass Massenkonsum und Industrialisierung unerwünschte Nebeneffekte für die Umwelt mit sich gebracht haben. Mikroplastik, Abwasser, oder Luftverschmutzung sind nur einige der unzähligen Abfallprodukte des menschlichen Alltags. Die Bezeichnung unseres Zeitalters als «Anthropozän» betont zudem die Komplexität von Mensch-Umwelt-Abfall-Beziehungen. Aus Erdöl entsteht beispielsweise Plastik, daraus wird eine Trinkflasche hergestellt und diese zersetzt sich bei unsachgemässem Wegwerfen in Mikroplastik, das durch die Fische in den menschlichen Nahrungskreislauf gelangt. Menschliche Aktivitäten beeinflussen die «Natur» (also z.B. Geologie, Landschaften, Umwelt) in erheblichem Masse.

Mit einem aktionsanthropologischen und sozialkritischen Blick nähern wir uns in dieser Vorlesung den vielfältigen Beziehungen zwischen Menschen und ihrem Abfall. Neben einem kurzen historischen Blick auf den sich wandelnden Wert der Dinge und die Einbettung von Produktions- und Wegwerfprozessen in unterschiedlichen gesellschaftlichen und sozialen Kontexten beschäftigen wir uns mit Abfällen unterschiedlicher Art (z.B. Haushaltsabfälle, Bauschutt, Plastik, Altkleider, Food Waste). Thematisiert werden nicht nur individuelle, sondern auch industrielle Prozesse der Abfallproduktion. Dabei fokussieren wir auf die Relevanz von ökonomischen, politischen, sozio-kulturellen und religiösen Faktoren in Mensch-Umwelt-Abfall-Beziehungen.

Schwerpunktthemen der Vorlesung sind:

• Definitionen von Abfall: Mensch-Umwelt-Objekt-Beziehungen im Anthropozän; Wert und Wertlosigkeit von Dingen als Ausdruck sozialer Kategorisierungen; die materielle Kultur des Abfalls
• Wirtschaftsanthropologische Perspektiven auf die globale Zirkulation und Warenströme von Abfallprodukten
• Abfall und (Care-)Arbeit: Sozio-ökonomische und politische Bedingungen und Stigmata bei der Beseitigung von Müll; Herausforderungen von Berufen wie Abfallsammler:innen, Wiederverwerter:innen, Strassenkehrer:innen
• Ökomodernistische Infrastrukturen der Abfallbeseitigung, bzw. -verwertung: Kreislaufwirtschaft, Recycling, Biogasanlagen, Umwandlung von Abfall zu Energie, kompostierbare Kunststoffe
• Baukultur und Abfall: Reduktion des ökologischen Fussabdrucks der Baubranche durch Abfallarchitektur, nachwachsende Baustoffe oder die Wiederverwendung von Baumaterialien
• Gesellschaftliche Strategien und zeitgenössische Trends zur Vermeidung von Haushaltsabfällen: Suffizienz, Unverpackt-Läden, ZeroWaste, MinimalWaste, Wiederverwendung, Reparatur

Leistungsüberprüfung: schriftliche Prüfung am Ende des Semesters