• Lienemann Béatrice

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Das Seminar ist der Philosophie des Stoikers Epiktet gewidmet. Epiktet (50/60 n. Chr. bis ca. 135 n. Chr.) zählt neben Seneca und Marc Aurel zu den Vertretern der jüngeren, kaiserzeitlichen Stoa. Wie Sokrates hat auch Epiktet selbst nichts geschrieben; seine Lehren sind durch die Aufzeichnungen seines Schülers Arrian überliefert. Epiktet wurde als Sklave geboren und später freigelassen; aus Rom verbannt ging er ins griechische Exil, wo er eine fortan erfolgreiche Philosophenschule gründete.

Epiktets Lehre gilt vor allem der Ethik, und die überlieferten Texte zeichnen sich durch ihren prägnanten und eindringlichen Charakter aus – manche sind sogar als Trost- und Erbauungsliteratur erfolgreich und haben deswegen eine gewisse Berühmtheit erlangt. Das hervorstechende Merkmal von Epiktets Überlegungen ist die zentrale Rolle, die er der Freiheit beimisst. Gemeint ist dabei freilich nicht die gesellschaftliche oder politische Freiheit, sondern die ‘innere’ Freiheit, d.h. die Freiheit, Dingen, die nicht in unserer Macht stehen – wie z.B. Reichtum, Ansehen und Reputation oder Gesundheit –, keine Beachtung zu schenken, und die Freiheit, als schlecht angesehene Dinge wie Tod, Krankheit, Sklaverei, zu akzeptieren, weil wir auch sie nicht kontrollieren können. Wer wirklich frei sein will, darf sich nur an das halten, was in unserer Macht steht. Dies ist nach Epiktet die Fähigkeit, Dinge, die uns begegnen, als gut, schlecht oder indifferent zu beurteilen und ihnen entsprechend unsere Zustimmung zu erteilen oder zu verwehren. Diese Fähigkeit gilt es im Leben zu pflegen und zu kultivieren. Es kommt darauf an, die Wünsche und Begehren nach der Welt, wie sie ist, auszurichten, und nicht die Welt nach unseren Wünschen ändern zu wollen, weil sich dies unserer Kontrolle entzieht.

Im Seminar werden wir die neue Epiktet-Übersetzung von Christof Rapp verwenden, die nicht nur wichtige Passagen des Handbüchleins der Moral enthält, sondern auch wichtige Abschnitte aus den Unterredungen und einige Fragmente. Auf diese Weise lassen sich die teilweise aphoristischen Lehrsätze in einem weiter gefassten philosophischen Kontext verorten und diskutieren. Das Seminar eignet sich zum Einstieg in die antike Philosophie und die stoische Ethik.

• Epiktet: Handbüchlein der Moral, Unterredungen, Fragmente. Übersetzt und herausgegeben von Christof Rapp. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag. 2023.
• A.A. Long: Epictetus: A Stoic and Socratic Guide to Life. Oxford: OUP. 2002.

Der Besuch der BA-Seminare ist nur unter gewissen Bedingungen möglich. Bitte Anforderungen in den jeweiligen Studienplänen beachten.

Für Studierende, die noch im alten BA-Studienplan, gültig vor dem Herbstsemester 2017, studieren:
3 ECTS für aktive Teilnahme
4 ECTS für schriftliche Arbeit

Für Studierende, die im neuen BA-Studienplan, gültig ab dem Herbstsemester 2017, studieren:
3 ECTS für aktive Teilnahme
6 ECTS für schriftliche Arbeit

Die aktive Teilnahme bedingt regelmässige Anwesenheit, Vorbereitung jeder Sitzung, rege Teilnahme an der Diskussion und mindestens eine mündliche Präsentation oder eventuell einen schriftlichen Beitrag.

Die schriftliche Arbeit besteht entweder aus einem einzelnen Text von ungefähr zwanzig A4-Seiten, oder aus mehreren kleinen Arbeiten. Die schriftlichen Arbeiten müssen gemäss den Vorgaben der einzelnen Lehrpersonen aber spätestens sechs Semester nach dem Seminar abgegeben werden. Eine schriftliche Seminararbeit kann nur bei ungenügenden Noten maximal einmal überarbeitet werden.