Universitäre WeiterbildungPublikationsdatum 06.07.2018

Gemeinschaftliche Verpflichtung, individuelle Kür


Weiterbildungsangebote für Fachwelt und Allgemeinheit sind wichtige Elemente im Dialog von Universität und Gesellschaft. Zunehmend sind sie auch ein tragender Pfeiler für die gesellschaftliche Legitimität einer Universität.

Universitäten haben in ihrem Selbstverständnis die eigene Leistungsverpflichtung stets auf die Grundlagenforschung, die grundständige Lehre sowie die wissenschaftliche Nachwuchsförderung bezogen. Inzwischen gehen die gesellschaftlichen Erwartungen über diesen engeren Leistungsauftrag hinaus. Universitäten sollen von Praxis und der Allgemeinheit verwertbares Wissen erzeugen und vermitteln; sie sollen in den Publikumsmedien und in öffentlichen Vorträgen überzeugen; sie sollen Weiterbildungsangebote für die Fachwelt machen; kurz: Sie sollen den Dialog mit der Gesellschaft pflegen, indem sie «auf Augenhöhe überzeugen und begeistern».

Auf Augenhöhe überzeugen und begeistern
Willkommene Einladung oder eher Zusatzbelastung? Für Viele ist es jedenfalls unklar, wie sie zu dieser Herausforderung stehen. Die Idee der akademischen Freiheit in Forschung und Lehre schliesst auch die Freiheit ein, auf die Erwartungen in individueller Weise zu reagieren. Finanziert über Studiengebühren, kantonale und Bundesbeiträge für eingeschriebene Studierende sowie Drittmittel von SNF oder Europäischen Fonds geniesst eine kantonale Universität nie die volle Freiheit. Sie muss immer auch Erwartungen entsprechen, die von aussen an sie herangetragen werden.

Ein Kriterium bei Neuanstellungen
Die Leitungen der Universität und der Fakultäten müssen ständig nach Wegen suchen, wie sie diese gemeinschaftliche Verpflichtung erfüllen können, ohne in die individuelle Kür des einzelnen Mitglieds unangemessen einzugreifen. Was können sie dafür tun? Sie vertrauen auf die intrinsische Motivation zur Kür, indem sie bei der Einstellung neuer Professorinnen und Professoren auch auf die Befähigung zur Weiterbildung schauen. Sie setzen auf extrinsische Anreize, soweit diese die intrinsische Motivation nicht gefährden: Ermutigende Appelle, Anerkennung von ausserordentlichen Leistungen, Möglichkeiten zur Generierung zusätzlicher Mittel. Sie rufen die Bedeutung der universitären Weiterbildungin Erinnerungund sie zeigen immer wieder inspirierende Beispiele realisierter Weiterbildungen auf.

Beeindruckende Freiburger Vielfalt
Entgegen ihres Rufs ist die Universität Freiburg im interuniversitären Vergleich nicht «weiterbildungsschwach»: An der Theologischen Fakultätwurde erkannt, dass die Fähigkeit der Weiterbildung nicht zuletzt auch die Sichtbarkeit des theologischen Studiums in Freiburg stützt. Die Rechtswissenschaftliche Fakultätpositioniert ihre Weiterbildung zunehmend auch mit einer internationalen Perspektive. Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultätbeherbergt zwei auf Weiterbildung spezialisierte Institute mit Pioniercharakter. Die Philosophische Fakultätist nicht nur in der berufsspezifischen Weiterbildung aktiv, sondern glänzt auch mit einem breiten Spektrum an Fachvorträgen. Und auch an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Fakultätwird die Weiterbildung gerade auch im Zuge des Ausbaus der Medizin eine immer wichtigere Rolle spielen.

Mit dem Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft und dem Human-IST profitieren schliesslich zwei interfakultäre Institute von einemgelungenen Dialog mit der Gesellschaft. Unsere Universität bietet heute alle Freiheiten und die notwendige Unterstützung, damit sie der gemeinschaftlichen Verpflichtung durch viele attraktive Küren gerecht wird. 

Foto: Stemutz.com