Editorial

«Es gibt keine dummen Fragen.» Diese klare Ansage meiner Primarschullehrerin Frau König hat mich damals sowohl verblüfft, wie auch beruhigt. Ich war überzeugt, dass die Lehrerin sich irren muss und gleichzeitig nur zu bereit, an eine solche Weisheit zu glauben, wann immer ich mich nicht getraute den Mund aufzumachen. Bis heute weiss ich nicht, ob es denn nun dumme Fragen gibt oder nicht. Und noch immer gefällt mir die Idee, dass es keine gibt. Oder, in den Worten der Literaturwissenschaftlerin Sabine Haupt ausgedrückt: «Solange man fragt und zuhört, ist das Recht auf Dummheit eine Art Menschenrecht». Im Interview zum Einstieg ins Themendossier sprechen Sabine Haupt und Chemieprofessorin Katharina Fromm über ihre gemeinsame Faszination für Kinderfragen.

Kinderfragen. Nervtötend, unversiegbar, unendlich wertvoll und einzigartig. Mal lustig, mal traurig, tiefsinnig, verblüffend, geistreich, provokativ und anstrengend. Wer als Eltern, Lehrerin oder Lehrer, Gotte, Grossvater oder in welcher Rolle auch immer damit konfrontiert wird, der weiss: Es gibt keinen Joker; eine Antwort muss her. Aber wer weiss schon: Warum Flugzeuge fliegen, der Himmel blau ist, wo Timbuktu liegt, wer die Menschen gemacht hat, weshalb Licht so schnell ist, ob Tintenfische ein Gehirn haben und für wen Gareth Bale kickt? Kinderfragen sind nicht immer einfach zu beantworten – aber immer ernst zu nehmen. Und genau das haben wir gemacht: Zwölf Expertinnen und Experten unserer Universität haben sich bereit erklärt, auf eine zu ihrem Fachgebiet gehörende Kinderfrage zu antworten. Das Resultat ist die Frucht einer Zusammenarbeit zwischen den Schulen, die uns die Fragen lieferten; den Expertinnen und Experten der Uni; den Journalistinnen und Journalisten, die das Wissen der Fachpersonen in Worte fassten und schliesslich dem Berliner Fotografen Jan von Holleben, der die schwierige Aufgabe hatte, basierend auf den Fragen ein passendes Bild zu kreieren.

Ein ganz herzlicher Dank geht an die Stadtfreiburger Au-Schule. Un grand merci aussi à l’école de la Neuveville à Fribourg.

Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Sommer.