Fokus
NC + EMS = ZTD
Mit der Einführung des Numerus Clausus für das Medizinstudium wurde im November 1994 das Zentrum für Testentwicklung und Diagnostik aus der Taufe gehoben. Die Mission: mittels Eignungstest die Besten für das Medizinstudium herauszufiltern. Gar nicht so einfach. Gespräch mit der ZTD-Direktorin Petra Klumb und dem Projektverantwortlichen Benjamin Spicher.
Das ZTD feiert sein 25-jähriges Bestehen – wir blicken zurück. Wie kam der Eignungstest für das Medizinstudium, kurz EMS, an die Uni Freiburg?
Benjamin Spicher: Anfang der 90er Jahre begann die Schweizerische Hochschulkonferenz aufgrund steigender Anmeldezahlen die Einführung eines Numerus Clausus für das Medizinstudium zu prüfen. 1993 wurde die Einführung einer solchen Zulassungsbeschränkung dann den Hochschulkantonen empfohlen und 1994 das Mandat für die Durchführung des EMS ausgeschrieben. Professor Meinrad Perez war der Meinung, dass ein solch psychologisches Projekt in Psychologenhände gehöre und hat den von ihm nach Freiburg geholten Professor Klaus-Dieter Hänsgen ermutigt, sich zu bewerben. Dieser hat den Zuschlag erhalten – und das Zentrum für Testentwicklung und Diagnostik gegründet.
Hätte man nicht einfach die Anzahl an Studienplätzen erhöhen können?
Benjamin Spicher: Die Notlage ist dadurch entstanden, dass zu dieser Zeit ein Reformstudium im Gespräch war. Früher hat man die Leute mit Block und Stift in Hörsäle gesteckt und zwei Jahre lang frontal unterrichtet. Dafür brauchte es kaum Platz. Mit dem Reformstudium wollte man die Studierenden möglichst früh in Labors beschäftigen, ihnen Patientenkontakte ermöglichen, sie an Leichen arbeiten lassen. Das erzeugte einen Flaschenhals. Laborplätze sind teuer. Patienten stehen nicht beliebig zur Verfügung und können auch nicht von 100 Studierenden abgeklärt werden. Mit dieser Reform standen in den daran beteiligten Kantonen, das heisst ohne Genf, Lausanne und Neuenburg, noch 600 Studienplätze für Humanmedizin zur Verfügung.
Petra Klumb: Weil das Studium mit der Reform nicht nur viel besser, sondern eben auch viel teurer wurde, stieg auch der Bedarf, möglichst früh zu wissen, wer die besten Chancen hat, dieses Studium erfolgreich abzuschliessen. Damit man nicht diese teuren Plätze an Leute vergibt, die dann nach ein, zwei Jahren abbrechen. Selbst wenn man genug Plätze hätte, wäre es nicht sinnvoll, Personen beginnen zu lassen, die voraussichtlich das Medizinstudium nicht erfolgreich beenden werden.
Der Test heisst ja auch Eignungstest und nicht Aufnahmeprüfung.
Benjamin Spicher: Genau. Es geht um die Feststellung der Studieneignung. Der Test ergibt eine Rangliste und die X höchsten Leistungen werden zugelassen. Weil damit eben die Erwartung einhergeht, dass diese X Personen das Studium am besten meistern werden. Das zeigen auch unsere Erfahrungen. 1998 hatten wir lediglich 800 Kandidierende auf 600 Plätze. Das heisst, bis auf 200 wurden alle zugelassen. Fast die ganze Bandbreite an Testergebnissen. Und so konnten wir später zeigen, dass es eine quasi lineare Beziehung gibt zwischen dem Testergebnis und dem Studienerfolg. Heisst: Bessere Testergebnisse gehen einher mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Studienabschluss. Mittlerweile sind wir bei rund 5000 Interessierten und 1400 Plätzen.
Petra Klumb: Diese Zahlen sind sehr wichtig, um heute zeigen zu können, dass es einen Zusammenhang zum Studienerfolg gibt. Mit den heutigen Zahlen können wir gar nicht mehr feststellen, wie Personen mit einem tieferen Testergebnis im Studium abschneiden würden, weil sie gar nicht mehr zugelassen werden.
Der Numerus Clausus ist aber nicht obligatorisch für die Universitäten.
Benjamin Spicher: Seit 1998 hat der Test lückenlos stattgefunden. Aber er muss jedes Jahr von den beteiligten Kantonen neu beschlossen werden, also von den Hochschulkantonen, die einen Numerus Clausus für Medizin haben. Das sind alle ausser Genf, Lausanne und Neuenburg.
Wie kommt es, dass nicht alle mitmachen?
Petra Klumb: Ich denke, es ist ein anderes Verständnis von Gerechtigkeit, das da vielleicht eine Rolle spielt. Was ist der gerechteste Ansatz, um das knappe und begehrte Gut «Studienplätze» zu verteilen? In Genf zum Beispiel werden alle zugelassen, dann wird hart konkurriert. Die Studierenden wissen: Nur ein gewisser Teil schafft die Prüfungen. Das erste Jahr ist sehr belastend. Diese Belastung wird durch den Eignungstest vermieden.
Benjamin Spicher: De facto wird in den betreffenden Kantonen einfach der NC anders umgesetzt. Mit den harten Prüfungen wird ja auch ausgesiebt.
Schauen wir uns diesen Test an. Ich habe mir vorgestellt, dass man vor allem in Naturwissenschaften abgefragt wird. Dem ist aber nicht so.
Benjamin Spicher: Es geht nicht um Wissensinhalte, sondern um die Kompetenz, mit studienrelevantem Material zu arbeiten. Man braucht ein Minimum an gymnasialem Vorwissen, um mit Formeln, Graphiken, Achsen und Ähnlichem umgehen zu können. Ansonsten sind die meisten Aufgaben irgendwie medizinisch oder naturwissenschaftlich eingekleidet. Man präsentiert medizinische Szenarien, aber was dahinter liegt, ist ein ganz anderes Anliegen. Textverständnis ist beispielsweise eine wichtige Aufgabengruppe. Da gibt es relativ lange, gezielt komplex geschrieben Texte und dazu werden Fragen gestellt. Es geht dort darum, in kurzer Zeit das Relevante zu verstehen und herauszufiltern.
Petra Klumb: In Deutschland gibt es noch drei Standorte, die nur den naturwissenschaftlichen Wissenstest durchführen. Das Problem mit diesen Wissenstests ist, dass sich manche Leute sehr intensiv darauf vorbereiten, um auf Knopfdruck alles wiedergeben zu können. Aber der Test will ja herausfinden, wer mit den im späteren Studium herrschenden Bedingungen besonders gut umgehen kann. Und da hat man dann nicht die Zeit, sich lange und intensiv mit einer Materie zu beschäftigen, sondern muss in der Lage sein, schnell und effizient das Wesentliche aufzunehmen.
Benjamin Spicher: Es gab dazu interessante Evaluationen zu den gymnasialen Schwerpunktfächern beispielsweise an der ETH Zürich. Personen mit Schwerpunktfach Latein oder Altgriechisch gehören zu den Besten. Die haben zwar einen inhaltlichen Rückstand hinsichtlich Mathe oder Physik, den sie aber offenbar schnell aufholen können. Es hat sich gezeigt, dass diese Personen sowohl im Studium wie auch im Eignungstest mit am besten abschneiden.
Spielen die Maturanoten für die Aufnahme ebenfalls eine Rolle?
Benjamin Spicher: Nein, man ist in der Schweiz einen sehr strikten Weg gegangen: Nur der Test zählt, sonst nichts. In Deutschland hat man ein anderes Modell, da spielt beispielsweise die Abiturnote auch eine Rolle. Dieses Modell führt aber zu einem sogenannten «Teaching to the Test» an den Gymnasien. Die Lehrpersonen wollen ja, dass ihre Schülerinnen und Schüler eine Chance haben und bereiten sie entsprechend darauf vor. Dies wiederum hat einen Einfluss auf die Inhalte der Matura. Und es führt offenbar zu einer Noteninflation. Wenn ich als Lehrer weiss, dass meine Schülerin fürs Leben gerne Medizin studieren würde und einen bestimmten Notenschnitt braucht, dann runde ich im Zweifelsfalle halt auf. Das ist einfach menschlich. Und wenn das alle in Konkurrenz tun, dann steigen die Noten nach und nach an.
Welchen Schnitt braucht es jetzt in Deutschland fürs Medizinstudium?
Petra Klumb: Lange Zeit war es auch mit einem 1,0-Durchschnitt nicht sicher, dass man einen Platz bekam.
Bitte? Besser als eine 1 – unsere 6 – geht ja gar nicht?
Petra Klumb: Früher gab es in Deutschland noch die «Null vor dem Komma». Heute gibt es einfach so viele 1-er-Schnitte, dass zusätzlich Praktika oder Ähnliches nötig sind, um einen Platz zu bekommen.
Der Eignungstest in der Schweiz ist also breit gefächert und nicht zwingend einfacher für jene, die in Naturwissenschaften top drauf sind.
Petra Klumb: Von den 100 Prozent der Personen, die im letzten Jahr zum Test antraten, wurden schweizweit die 37 besten Prozent genommen. Die müssen in allen Bereichen gut sein. Mit etwas mehr Zeit könnten es auch diejenigen schaffen, die vielleicht noch kurz nachdenken müssen, wie ein Dreisatz geht. Aber unter den vorgegebenen Zeitbedingungen muss alles sitzen.
Benjamin Spicher: Die verschiedenen Aufgabengruppen sollen studienrelevante Kompetenzen erfassen. Die Aufgaben selber sind so angelegt, dass in der verfügenden Zeit im Mittel die Hälfte gelöst wird. So können wir eben auch noch unter den Besten differenzieren. Beispielsweise die Merkfähigkeitstests: Im Untertest «Fakten lernen» werden Patientenfakten vorgelegt, die man sich merken muss. Dann wird eine Stunde etwas anderes getan. Und dann werden die Fakten wieder abgefragt. Der ehemalige Direktor Hänsgen sagte immer: «Das Wissen ist die aktuelle Geschwindigkeit eines Autos. Wir hingegen messen dessen Beschleunigung.»
Wie kann man sich auf den Test vorbereiten?
Petra Klumb: Das ZTD bietet ein Self--Assessment vor dem Test an. Da geht es darum herauszufinden, wie geeignet jemand für ein Medizinstudium und die spätere Berufsausübung ist.
Benjamin Spicher: Wir sind ja einerseits die «Bösen», die die Leute vom Medizinstudium abhalten mit dem Eignungstest. Andererseits bieten wir eben nebst den harten Kriterien auch diese Selbstreflexion, um für sich selber herauszufinden, ob man überhaupt die richtigen Erwartungen und Vorstellungen zu Studium und Beruf hat. Das Selbst-Assessment ist aber freiwillig. Und anonym.
Und wie bereitet man sich nun auf den eigentlichen Test vor?
Benjamin Spicher: Man kann nicht lernen dafür, aber man soll sich vorbereiten. Indem man veröffentlichte Testversionen anschaut und weiss, was auf einen zukommt. Es bringt sicher etwas, wenn man den Ablauf des Testtages kennt und so einen Test mal unter realen Bedingungen bearbeitet hat. Es gibt drei Originalversionen der Tests zum Üben. Zusätzlich steht elektronisch eine Test-Info zur Verfügung, die auch schon Aufgaben und entsprechende Hilfestellungen enthält.
Petra Klumb: Die Idee ist, dass man sich damit eine gute Startposition erarbeitet. Und da das allen zur Verfügung steht, kann verhindert werden, dass sich Wenige mit teuren zusätzlichen Angeboten eine bessere Ausgangslage schaffen können. Das ist eine Frage der Fairness.
Wie wichtig ist der mentale Zustand am Testtag? Wenn jetzt jemand Panik kriegt vor lauter Stress?
Benjamin Spicher: Der Stressfaktor gehört gewissermassen zum Test dazu, da Stressresistenz ja auch im späteren Studium und Beruf sehr wichtig ist.
Ist Medizin denn beliebter als andere Studiengänge oder gibt es einfach weniger Plätze?
Benjamin Spicher: Medizin scheint beliebter zu sein. Wenn man sich die Kurven der Studienanfänger allgemein und für Medizin übereinanderlegt, dann steigt die Kurve der Medizininteressierten übermässig an.
Petra Klumb: Der Test kann abschrecken – aber er kann eben auch einen Reiz darstellen. Im Bereich der Leistungsmotivation gibt es die Formel, die besagt: Je schwieriger, desto attraktiver. Das Studium erreicht durch diese Hürde einen besonderen Status. Dazu kommt, dass der Beruf sehr prestigeträchtig ist.
Wie viele werden konkret aufgenommen? Dieses Jahr sind 3887 zum Test angetreten.
Benjamin Spicher: Für Humanmedizin sind es etwa 1200. Insgesamt, also inklusive Veterinär- und Zahnmedizin, gibt es rund 1400 Plätze.
Wieso gibt es den Eignungstest in der Schweiz nur für Medizin?
Petra Klumb: Weil die Plätze im Medizinstudium teurer sind als etwa ein Mathematikstudium. Mathe zu studieren ist auch nicht einfach, aber da können alle zugelassen werden, weil man nicht mehr braucht als einen Hörsaal. Wenn da beinahe die Hälfte nach einem Jahr aufgibt, fällt das weniger ins Gewicht als eine solche Abbruchquote im Medizinstudium.
Benjamin Spicher: Vor zwei Jahren hat der Bund 100 Millionen für Medizin-Studienplätze gesprochen. Und das hat schweizweit für 200 zusätzliche Plätze gereicht.
Sie stehen als Verantwortliche Institution zur Durchführung des Eignungstests also auch unter einem gewissen Druck.
Benjamin Spicher: In der Tat. Am liebsten sollten wir noch steuern können, wie viele dann später Hausärzte oder Augenärzte werden. Aber die Teilnehmenden sind zum Zeitpunkt des Tests 18 oder 19 Jahre alt. Dann folgen sechs Jahre Studium. Es ist die Aufgabe des Studiums, die Leute für den Beruf zu begeistern und sie ihre Richtung finden zu lassen.
Wie erklärt sich der viel zitierte Hausarztmangel angesichts der grossen Nachfrage beim Medizinstudium?
Benjamin Spicher: Eine verbreitete Angst war, dass wir mit dem Test nur noch «verkopfte» Leute auswählen, die in die Forschung wollen. In einer Befragung, die wir nach dem Test durchführen, konnten wir aber zeigen, dass eben genau die Personen, die sich zur Allgemeinpraxis hingezogen fühlen, mit zu den Besten gehören. Am Test sollte es also nicht liegen. Aber es müssen halt auch noch andere Bedingungen stimmen, wie etwa die Arbeitsbedingungen oder der Lohn. Das kann aber nicht der Test richten, sondern das muss berufspolitisch angegangen werden.
Eine Herausforderung ganz anderer Natur ist die Geheimhaltung der Tests. Wurden Sie noch nie mit unmoralischen Angeboten konfrontiert?
Benjamin Spicher: Der Test lebt davon, dass wir absolut integer sind. Am ZTD haben sechs Personen Zugriff zum Test. Dazu kommen die Übersetzer. Wir verwenden auch Zeit dafür, öffentlich erhältliche Testmaterialien immer wieder zu überprüfen, um auszuschliessen, dass da jemand echte Testfragen in Umlauf bringt. So passiert 2014 und 2015. Da haben wir nach dem Test Post erhalten von einer Whistleblowerin, die uns mitgeteilt hat, das gewisse Aufgaben auch im Vorbereitungsmaterial eines bestimmten Trainingsanbieters zu finden wären. Diese wurden früher aus Deutschland entwendet. In der Schweiz haben wir keine Hinweise auf ähnliche Vorkommnisse.
Das ZTD führt die Tests also durch und arbeitet sie teilweise auch aus. Haben Sie noch weitere Aufgaben?
Benjamin Spicher: Problemlösungen (lacht) Wie etwa in dem Fall, als eine Beschwerde einging, weil eine Person im Testraum stark gehustet hat und eine Person in deren näherem Umfeld Rekurs eingelegt hat, da sie sich schlechter konzentrieren konnte. Da mussten wir dann schauen, wer genau wo gesessen hat und ob sich ein allgemeiner Einfluss des Hustens auf die Testresultate in der näheren Umgebung feststellen lässt.
Und?
Benjamin Spicher: Die Leute neben dem Huster waren besser!
Sie müssen 4000 Anwärter_innen an neun Standorten in drei Sprachen gleichzeitig testen. Eine komplexe Organisation.
Petra Klumb: Ich habe das in diesem Jahr zum ersten Mal gesehen. Das darf man sich als gut geölte Hochpräzisionsmaschine vorstellen, die einen reibungslosen Ablauf sicherstellt.
Benjamin Spicher: Es gibt strenge Kontrollen. Etwa damit nicht jemand anderes als die angemeldete Person zum Test antritt. Für jeden der neun Testorte gibt es Verantwortliche für die Koordination der verschiedenen Lokale. Für diese gibt es jeweils eine Testleiterin oder einen Testleiter, eine Stellvertretung sowie Hilfspersonal. Häufig sind das über Jahre dieselben Personen und dieses Know-how und diese Routine sind sehr wichtig für uns.
Probieren viele zu mogeln?
Petra Klumb: Ich hatte eher den Eindruck, dass die Leute sehr nervös sind und gar nicht recht zuhören wenn die Instruktionen erteilt werden. Und dann marschieren sie mit ihrem Rucksack ins Testlokal – was natürlich unterbunden wird.
Benjamin Spicher: Die Durchführung ist im positiven Sinne militärisch. Die Anweis-ungen sind klar. Und alles ist sehr übersichtlich. Die Testhefte enthalten beispielsweise verschiedenfarbige Seiten, so dass man leicht sieht, in welchem Testteil die Prüflinge gerade arbeiten. Wenn da jemand zu einer anderen Aufgabengruppe blättern würde und bei grün ist statt bei gelb, dann fällt das sehr schnell auf.
Solange es den EMS braucht, wird es das ZTD geben. Bei jährlich 4000 Anwärter_innen scheint die Situation klar. Gibt es trotzdem Alternativ-Vorschläge zum EMS?
Benjamin Spicher: Vorschläge gibt es in regelmässigen Abständen immer wieder. So etwa die Idee ein Praktikum zu absolvieren als Eignungstest. Nur: Es gibt keine 4000 Praktikumsplätze in der Schweiz. Und auch wenn es diese gäbe, könnte man nie alle mit derselben Elle messen. Die zweite Schiene, die wir häufig hören, sind die sozialen Kompetenzen. Weil ein Arzt ja eben über sehr hohe soziale Kompetenzen verfügen muss – es sei denn, er sei Pathologe... Spass beiseite. In manchen Ländern werden zusätzlich Mini-Interviews eingesetzt. Die Resultate zeigen, dass auch dort viele Faktoren mitspielen. Trotz des beachtlichen Aufwands sind der Nutzen und die Fairness nicht garantiert.
Petra Klumb: Wenn ich in einem Job-Interview jemanden frage: «Sind Sie bereit häufig bis Mitternacht zu arbeiten?», dann sagt kaum jemand: «Nein, ich gehe immer um 17 Uhr nach Hause».
Benjamin Spicher: Mit dem angebotenen Self-Assessment erfassen wir auch soziale Kompetenzen. Aber eben auf freiwilliger Ebene. Hier ist es nur sinnvoll, wenn die Leute ehrlich sind zu sich.
Haben Sie persönlich mal so einen Test absolviert?
Benjamin Spicher: Wir lösen den aus Qualitätsgründen jedes Jahr. Aber natürlich nicht unter denselben Zeitvorgaben…
Seit Mai 2018 ist das ZTD ein offizielles Institut des Departements für Psychologie der Universität Freiburg. Das Zentrum ist drittmittelfinanziert und in erster Linie mit dem Mandat zur Durchführung des Eignungstests zum Medizinstudium in der Schweiz (EMS) beschäftigt. Daneben betreut das ZTD Projekte im Rahmen der psychologischen Diagnostik, so etwa im Bereich der Verkehrssicherheit. unifr.ch/ztd
Dr. Benjamin Spicher arbeitet seit 1997 am ZTD und ist seit 2017 verantwortlicher Projektleiter für den Eignungstest für das Medizinstudium. Neben dieser Haupttätigkeit hat er im Lauf der Jahre diverse Projekte aus dem Bereich der Verkehrspsychologie bearbeitet oder betreut.
Prof. Dr. Petra Klumb ist seit dem 1. Juli 2019 Direktorin des ZTD. Mit Erhebungen im Alltag untersucht die Professorin für Personal- und Organisationspsychologie u.a. die Vorbedingungen und Konsequenzen positiver und negativer sozialer Interaktionen am Arbeitsplatz, wie etwa die Interaktionen zwischen Ärztin und Patientin oder zwischen Führungsperson und Mitarbeitenden.