Editorial

Die Frau mit den roten Haaren auf dem Cover heisst Shannon und ist 34 Jahre alt. Sie befindet sich in Kensington, einem Viertel im Nordosten der Stadt Philadelphia. Mit 15 Jahren begann Shannon mit dem Konsum des opioidhaltigen Schmerzmittels Percocet. Später wechselte sie zu Heroin, weil dieses viel günstiger ist. Shannon war bereit, sich während eines Heroin-Highs porträtieren zu lassen. Aber sie schaffte es nicht, ihre Augen offen zu halten.

Kensington hat weit über die Grenzen des Bundesstaates Pennsylvania hinaus traurige Berühmtheit erlangt. Das einst für seine Hut- und Zigarrenproduktion bekannte und beliebte Arbeiterquartier gilt heute als der grösste Drogenmarkt im Osten der USA.

Die Bilder von Jérôme Sessini sprechen eine deutliche Sprache. Der renommierte Fotograf hat an verschiedenen Orten in den USA die sogenannte Opioid-Krise festgehalten. Er dokumentiert den Verfall, die Leere und das Elend. Und allem voran gibt er den Opfern dieser Drogenepidemie einen Namen. Und erzählt ihre Geschichten.

Die Menschen auf den Bildern in diesem Heft heissen Shannon, Jessica, Missy, John, Sara, Jay und Damien.

Aus der Fotoserie USA Opioid crisis © Jérôme Sessini | Magnum Photos