Fokus

Uni und PH gründen eine neue Fakultät

Die Lehrpersonenausbildung im Kanton Freiburg soll an einer Institution vereint werden: Ab Herbst 2025 gehört die Pädagogische Hochschule (PH) mit der Ausbildung der Primarlehrpersonen zur neu geschaffenen Fakultät für Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Freiburg. 

Die Zusammenführung der Pädagogischen Hochschule (PH) mit der Universität Freiburg ist ein Leuchtturm-Projekt für den Kanton. Eines, das zudem schweizweit ausstrahlt, denn «wir spüren, dass wir mit der Schaffung einer neuen Fakultät in der Bildungslandschaft unter Beobachtung stehen und dass grosses Interesse an unserer Vorgehensweise besteht», sagt Floriane Gasser, Vorsteherin des Amtes für Universitätsfragen und Präsidentin des Projektausschusses. In der neuen Fakultät für Erziehungs- und Bildungswissenschaften wird die Primarlehrer_innenausbildung der PH mit den bestehenden Ausbildungen der Uni für die Sekundarstufe I und II sowie mit der Sonderpädagogik und den Erziehungswissenschaften vereint.

«Interessante Perspektiven»

Die organisatorische und legislative Vorarbeit erfordere ein grosses Engagement vieler Beteiligter, am Ende aber stehe «ein einmaliges Kompetenzzentrum rund um Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen», ist Astrid Epiney, Rektorin der Uni Freiburg, überzeugt. «Durch die Zusammenführung der gesamten Lehrpersonenausbildung entstehen für Studierende und Dozierende viele Synergien. Darüber hinaus werden sich für angehende Lehrpersonen durch den Einbezug von weiteren Disziplinen – insbesondere der Erziehungswissenschaften – interessante Perspektiven der Zusammenarbeit in Forschung und Lehre ergeben.» Diese Meinung teilt die Rektorin der Pädagogischen Hochschule, Delphine Etienne-Tomasini, und fügt hinzu: «Der Wissensaustausch zwischen den Primar- und den Sekundarstufen wird erleichtert und die Zusammenarbeit im Bereich der Weiterbildung gestärkt.» Nicht zuletzt soll die Einbettung der Primarlehrpersonen-Ausbildung in eine grössere Institution für mehr deutschsprachige Studierende sorgen. Im Herbst 2023 standen in der PH 28 deutschsprachigen Studienanfänger_innen 150 französischsprachige gegenüber.

Integration des PH-Personals

Neben der konzeptionellen Vorbereitung steht aber die Frage im Raum: Wie gehen die Mitarbeitenden der PH mit der Tatsache um, dass ihre Institution aufgehoben wird und sie in die Universität integriert werden? Dazu Delphine Etienne-Tomasini: «Das Projekt ist nun so weit gereift, dass wir den Studierenden sowie dem Personal konkrete Antworten liefern können.» Jedenfalls geniesst das gute Gelingen der Integration des PH-Personals in die universitären Strukturen von Seiten der Projektleitung höchste Priorität. «Dies ist zweifellos die grösste Herausforderung der Zusammenführung. In allen Diskussionen und von beiden Seiten habe ich vor allem Pragmatismus, gegenseitiges Verständnis und den Willen, möglichst zufriedenstellende Lösungen zu finden, gespürt», sagt Sylvie Bonvin-Sansonnens, Direktorin für Bildung und kulturelle Angelegenheiten und Präsidentin des Steuerungsausschusses. Floriane Gasser ergänzt: «Es geht nicht nur um die juristische Überführung, sondern viel mehr um den emotionalen Aspekt: Welche Funktionen werden definiert, welche Titel vergeben?» Dies gilt für die Dozierenden und Fachpersonen ebenso wie für das Verwaltungs- und technische Personal. Die Zusammenlegung soll auf das Herbstsemester 2025 erfolgen – zur Unterstützung dieses Change-Managements wurde eine Arbeitspsychologin eingesetzt. Sie begleitet beide Institutionen auf diesem Weg.

© Getty Images
Zwei Kulturen

Die Eingliederung der PH in die Uni ist auf die Harmonisierung der obligatorischen Schule und die Einführung der Lehrpläne für die West- und die Deutschschweiz (PER und Lehrplan21) zurückzuführen. Sie beruht auf einer pädagogischen Gesamtvision von der 1H bis zur 11H. Die bisherige Aufteilung der Lehrpersonenbildung auf zwei Institutionen – die PH für die Stufen 1H bis 8H, die Uni für die 9H bis zur 11H – ist demnach nicht mehr zeitgemäss. «Dieses Projekt haben wir auf einem weissen Blatt Papier gestartet, aber sehr schnell im Prozess wurde allen klar, dass die Schaffung einer neuen universitären Fakultät die beste und zukunftsweisendste Lösung ist», sagt Floriane Gasser. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Mitgliedern der Uni und der PH ist aktuell daran, die genaue Struktur des neuen Departements Lehrpersonenbildung zu definieren. Es müssen organisatorische Fragen geklärt werden, aber auch, wie den beiden Kulturen gerecht zu werden ist. Dazu Delphine Etienne-Tomasini: «Es liegt uns viel daran, dass ein Gefühl der institutionellen Zugehörigkeit entsteht und alle Mitarbeitenden der heutigen PH ihre Bezugspunkte und den Sinn im neuen beruflichen Kontext finden. Der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der Uni wird helfen, eine gemeinsame Identität zu entwickeln.»

Eine wichtige Stelle ist schon besetzt. Anfang Oktober wurde Vivien Rüffieux zur administrativen Leiterin der neuen Fakultät ernannt. Vivien Rüffieux hat an der Universität Freiburg zweisprachig studiert und in Germanistischer Sprach- und Literaturwissenschaft promoviert. Sie verfügt zudem über einen Master of Arts in Rechtswissenschaftlichen Studien sowie die IPMA-Zertifizierung in Projektmanagement. Zuletzt war die 32-Jährige als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Generalsekretariat der PH Bern tätig.

Vorerst existiert die neue Fakultät nur institutionell unter einem Dach. «Ein gemeinsamer Campus für die gesamte Fakultät ist und bleibt natürlich ein erklärtes Ziel. Die räumliche Nähe würde Synergien fördern und den Austausch unter Mitarbeitenden erleichtern», ist Floriane Gasser überzeugt. Wenn von einem Neubau die Rede ist, dann ist von einem Zeithorizont von mindestens 15 Jahren auszugehen. Mittelfristig soll zumindest das Departement für Lehrpersonenbildung an einem Ort vereint werden. Noch ist keine Örtlichkeit spruch- respektive druckreif. Aber, so Floriane Gasser, «wir verfolgen momentan interessante Varianten.»

Das bleibt für die PH gleich

Für Studierende

Die Aufnahmebedingungen für angehende Lehrpersonen 1H bis 8H gelten weiterhin und der Abschluss bleibt ein Bachelor of Arts in Primary Education sowie ein Lehrdiplom für den Unterricht auf der gesamten Primarstufe. Der Anteil an Praktika und Berufspraxis sowie die Anforderungen an Praktikums-Lehrpersonen bleiben unverändert. «Heute und auch in Zukunft gehört die praktische Erfahrung zur DNA der Primarlehrer-Ausbildung», bekräftigt Delphine Etienne-Tomasini, Rektorin der PH. Zudem: Die Ausbildung von Primarlehrpersonen wird nicht zusätzlich akademisiert, bereits heute ist sie an einer tertiären Bildungs­einrichtung angeboten.

Für Mitarbeitende

Das gesamte derzeitige Personal der PH erhält eine Gehaltsgarantie, das Projekt führt zu keinem Stellenabbau. «Die finanziellen Mittel der PH stehen in Zukunft der neuen Fakultät und der Universität zur Verfügung. Damit stärken wir die Positionierung der Uni als attraktive Ausbildungsstätte», sagt Floriane Gasser, Vorsteherin des Amtes für Universitätsfragen.

Die nächsten Schritte

2023 bis 2025

  • Gesetzgebungsarbeiten, insb. Revision der Universitätsstatuten (2023/24)
  • Erlass der Statuten der neuen Fakultät (2024)
  • Anpassung der verschiedenen Reglemente (2024/25)
  • Erarbeitung und Umsetzung der Detailkonzepte für den administrativen und akademischen Bereich

2025

  • Gründung der neuen Fakultät am 1. August 2025
  • Beginn des akademischen Jahres 2025/26 unter dem gleichen institutionellen Dach

 

unifr.ch/go/regroupement

Unsere Expertin Sylvie Bonvin-Sansonnens ist Direktorin für Bildung und kulturelle Angelegenheiten und Präsidentin des Steuerungsausschusses.

sylvie.bonvin-sansonnens@fr.ch

Unsere Expertin Astrid Epiney ist Rektorin der Universität Freiburg.

astrid.epiney@unifr.ch

Unsere Expertin Delphine Etienne-­Tomasini ist Rektorin der Pädagogischen Hochschule HEP | PH FR.

delphine.etienne-tomasini@edufr.ch

Unsere Expertin Floriane Gasser ist Vorsteherin des Amtes für Universitätsfragen und Präsidentin des Projektausschusses.

floriane.gasser@fr.ch