Das kürzlich vorgestellte Tätigkeitsprogramm der Universität ist keine leichte Kost. Rektorin Astrid Epiney erklärt in leicht verdaulichen Häppchen, wo die Schwerpunkte der Zielsetzungen für die nächsten vier Jahre liegen und welche Herausforderungen auf die Universität warten.
Astrid Epiney, im Namen des Rektorats gaben Sie kürzlich das Tätigkeitsprogramm der Universität für die nächsten vier Jahre bekannt. Was ist der Sinn und Zweck dieses Tätigkeitsprogramms?
In erster Linie geht es darum, der Universitätsgemeinschaft, aber auch sonstigen interessierten Kreisen wie etwa der Politik, zu zeigen, wo das Rektorat in den nächsten vier Jahren seine Prioritäten zu setzen gedenkt.
Das Programm legt den Fokus auf sieben Handlungsfelder – davon möchte ich gerne ein paar unter die Lupe nehmen. Zuerst aber werfen wir einen Blick auf die Ausgangslage, das heisst auf das Wetter über der nationalen Hochschullandschaft. Vor welchem Hintergrund präsentiert sich das Tätigkeitsprogramm?
Es präsentiert sich in erster Linie vor dem Hintergrund der kürzlich eingetretenen legislativen Änderungen auf kantonaler Ebene und auf Bundesebene. Das heisst: Die Inkraftsetzung des neuen HFKG auf Anfang 2015 einerseits und das Inkrafttreten der Revision des Kantonalen Universitätsgesetzes andererseits. Beide Regelungswerke verstärken die Autonomie der Hochschulen, führen aber gleichzeitig auch dazu, dass die innere Governance gestärkt sowie effizienter und transparenter gestaltet werden muss.
Zwei Merkmale des neuen nationalen Hochschulraums sind die leistungsorientierte Finanzierung und mehr Wettbewerb unter Hochschulen und Fachhochschulen. Welchen Einfluss hat dies auf die Finanzierung der Universität für die nächsten Jahre?
Ich denke man sollte die Stärkung des Wettbewerbsgedankens im neuen Hochschulgesetz nicht überbewerten. Dieses Element war schon vorher vorhanden. Schon heute ist es so, dass die Bundessubventionen zu einem guten Teil aus leistungsorientierten Komponenten bestehen. Daneben ist nicht zu verkennen, dass wir in der Hochschullandschaft Schweiz, also in einem kleinen Raum, sehr auf die gute Zusammenarbeit und Kooperation mit unseren Partneruniversitäten angewiesen sind.
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Ab 2018 funktioniert die Uni gemäss dem neuen kantonalen Universitätsgesetz mit einem Globalbudget. Welche Änderungen wird dies mit sich ziehen?
Hier sind insbesondere zwei Aspekte von Bedeutung. Erstens bedeutet das Globalbudget, dass die Universität innerhalb des zugestandenen Finanzrahmens frei ist in der Verwendung ihrer Mittel und zweitens, dass gewisse Mittel, die nicht gebraucht werden in einem Jahr unter bestimmten Voraussetzungen auf das folgende Jahr übertragen werden können. Dies erhöht die Handlungsfähigkeit des Rektorats und der Universität und führt damit auch dazu, dass wir schneller auf Herausforderungen reagieren können.
Welches sind die grössten und wichtigsten Auslagen, die in den nächsten Jahren auf die Uni zukommen?
Besonders wichtig und gewichtig sind in den kommenden Jahren die verschiedenen Infrastruktur-Projekte der Universität. Aktuell im Gange sind die sogenannten Pavillons der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, die dringend mehr Platz benötigt. Die Pavillons werden derzeit gebaut und sollten in nicht allzu ferner Zukunft bezugsbereit sein. Ein längerfristigeres Projekt ist die Standorterweiterung Miséricorde auf dem Gelände des Tour Henri, die hauptsächlich der Erweiterung der Rechtswissenschaftlichen Fakultät dienen soll.
Das Rektorat ist entschlossen, gezielte Forschungsbereiche speziell zu fördern, die sogenannten Exzellenzschwerpunkte, um international an der Spitze mithalten zu können. Welches sind diese Exzellenzschwerpunkte?
Das ist jeweils in Bezug auf die einzelnen Fakultäten zu eruieren und insofern differenziert zu beantworten. Die Theologische Fakultät beispielsweise ist an sich bereits ein Exzellenzschwerpunkt aufgrund der Tatsache, dass sie die einzige vollkatholische Theologische Fakultät der Schweiz ist. In Bezug auf andere Fakultäten haben wir bewusst Schwerpunkte gesetzt, wie etwa in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, wo wir selbstverständlich nicht in allen Bereichen Spitzenforschung betreiben – das könnten wir ja gar nicht. Hier konzentrieren wir uns in erster Linie auf die Materialwissenschaften, die Sport- und Bewegungswissenschaften und die Medizin. Die Rechtswissenschaftliche Fakultät hat ebenfalls mehrere Schwerpunkte, die insbesondere auch in den Instituten der Fakultät gepflegt werden. Selbstverständlich gibt es auch in der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen sowie in der Philosophischen Fakultät Exzellenzschwerpunkte.
Das Rektorat sieht eine weitere Erhöhung der Studierendenzahlen als nicht prioritär an. Wie ist dies zu verstehen? Alle wollen doch immer mehr…
Ich denke das ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass wir natürlich begrenzte Ressourcen haben, sowohl was das Personal angeht wie auch in Bezug auf die Infrastrukturen. Unsere Universität ist in den letzten dreissig Jahren sehr stark gewachsen, ohne dass die Ressourcen mitgehalten hätten und wir kommen in Bezug auf die finanziellen Mittel im Verhältnis zu den Studierendenzahlen derzeit wirklich an unsere Grenzen. Das ist der eine Aspekt. Ein anderer ist, dass ich denke, dass es nicht zwingend immer und überall erstrebenswert ist, „Massen“ an Studierenden zu haben. Gerade die überschaubare Grösse der Uni Freiburg und die damit einhergehende gute Betreuung der Studierenden sind ja zwei nennenswerte Charakteristika dieser Hochschule und diese gingen mit einer massgeblichen Erhöhung der Studierendenzahlen und ohne eine Erhöhung der Ressourcen wohl verloren.
Wo liegt der Fokus in Bezug auf die Lehre?
In Bezug auf die Lehre strebt das Rektorat eine weitere Profilierung in den Bereichen der Masterstudiengänge und der Interdisziplinarität an. Dieses Vorhaben ist aber selbstverständlich – wie viele Vorhaben dieses Tätigkeitsprogramms – in enger Zusammenarbeit mit den Fakultäten anzugehen.
Ein weiterer wichtiger Punkt des Tätigkeitsprogramms ist das Management der Universität, die sogenannte Governance. Im Tätigkeitsprogramm steht dazu auch: „Es geht darum, die Führung zu verbessern…“. Was muss denn besser werden?
Wir haben im neuen kantonalen Hochschulgesetz das System der Leistungsvereinbarung, das die Universität mit dem Kanton abschliesst. Für das Rektorat geht es nun darum, diese „extern“ abgeschlossene Leistungsvereinbarung auch gegen innen zu erfüllen. Wobei das Rektorat selber diese Leistungen ja nicht erbringen kann; Forschung, Lehre und Weiterbildung liegen bei den Fakultäten. Es ist die Aufgabe des Rektorats, mit den Fakultäten in einen strukturierten Dialog zu treten und ebenfalls Leistungsvereinbarungen abzuschliessen.
Das Rektorat hat drei Schwerpunkte gesetzt zur Stärkung der Aussenbeziehungen, also der Beziehungen zur Gesellschaft. Es sind dies die Weiterbildung, das Fundraising und die Beziehungspflege zu den Alumni.
An Weiterbildungsveranstaltungen nehmen in erster Linie Personen teil, die nicht oder nicht mehr an der Universität sind. Insofern sind solche Veranstaltungen eine wichtiges Fenster zur Welt der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Politik. Nicht minder wichtig sind die Alumni: Bedingt durch die hohe Quote an Studierenden aus anderen Kantonen sind gerade die Ehemaligen unserer Universität in der ganzen Schweiz verstreut. Insofern verfügt die Uni Freiburg über ein gutes nationales Alumninetzwerk, das auch die nationale Verankerung der Universität in der gesamten Gesellschaft stärken kann. Wir möchten diese Netzwerke noch besser nutzen und sind entsprechend gewillt, in den kommenden Jahren unsere diesbezüglichen Anstrengungen zu erhöhen.
Wie bewerten Sie die Herausforderungen, die in den kommenden vier Jahren auf die Universität zukommen?
Es kommen vier spannende Jahre auf uns zu, die zweifellos bedeutend sind: Es wird darum gehen, mit doch sehr beschränkten Mitteln das Profil der Universität in Lehre und Forschung weiterzuentwickeln und zu schärfen. Dabei hat die Universität einerseits ihren Platz auf nationaler und internationaler Ebene; andererseits versteht sie sich auch – und gerade als – die Universität der Freiburger, die mit dem Kanton auf’s Engste verbunden ist. Ich bin insgesamt sehr zuversichtlich, dass das Rektorat zusammen mit den Fakultäten diesen Herausforderungen begegnen kann. An dieser Stelle sei auch den Fakultäten, der Kollegin und den Kollegen im Vizerektorat sowie den in der zentralen Verwaltung tätigen Personen sehr herzlich für die ausgesprochen angenehme Zusammenarbeit gedankt. Im Rektorat ist die Zusammenarbeit im Team von sehr grosser, um nicht zu sagen entscheidender Bedeutung, und ich bin sehr dankbar für den Einsatz aller für unsere Universität.
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Video: Unicom, Christian Doninelli
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Gratulation zum online Magazin. Eine Frage beschäftigt jedoch unser Büro: Warum Alma et Georges?
Für Alma haben wir eine Erklärung (Alma mater?), aber Georges?
Herzlich grüsst, Doris
Schön, dass Ihnen Alma & Georges gefällt. Zu Ihrer Frage: Alma steht in der Tat für Alma Mater. Georges ist eine Hommage an den Gründer der Uni, Georges Python, und steht in diesem Sinne auch für all jene, die die Universität ausmachen, von der Professorenschaft über die Studierenden und Mitarbeitenden bis hin zur Bevölkerung. Alma & Georges könnte also heissen: Die Uni und wir. Und darum soll es ja auch gehen im Webzine.
Herzlich,
Claudia
Guten Morgen! Vielen Dank für diesen Artikel.Ich mag Deine Webseite!