Von Hirn, Haus und Okkultismus

Von Hirn, Haus und Okkultismus

Full House und Stimmung wie an einem Boxmatch, der Freiburger Science Slam war ein voller Erfolg: Sechs Slammer haben sich einen hervorragenden Battle geliefert und um die Wette präsentiert. Gewonnen hat Judith, doch der Entscheid war äusserst knapp – überzeugt haben sie alle.

Stretching hilft. Zunge lockern auch. Langsam wird es ernst für die Slammer. Judith macht’s zum ersten Mal: «Klar bin ich nervös!» gibt sie zu, schaut beim Interview aber kampfbereit in die Kamera. Ihr Thema interessiert, ihr Auftreten fesselt. Okkultismus, Theosophie – von Geistern und deren Beschwörer. Ihr Vortrag sitzt, die Bilder sind bunt und erklären auf einen Blick, was sie in Worten keine Zeit zu erklären hat. Denn beim Science Slam hat Jeder nur zehn Minuten, um eine jahrelang erforschte Geschichte zu erzählen. Spannende Resultate haben sie alle gefunden.

Wissenschaftskommunikation pur

Der erste Science Slam – auf Deutsch Wissenschaftswettstreit – fand 2006 in Darmstadt statt. Der Star der Szene ist Giulia Enders, die 2012 mit ihrem Slam «Darm mit Charme» punktete. Sie veröffentlichte daraufhin ein gleichnamiges Buch, mit dem sie weitere Preise gewann. Das Konzept, Forschungsprojekte und Resultate für alle verständlich zu präsentieren – und dies auch noch innerhalb eines erträglichen Zeitrahmens – kommt an. Immer mehr Universitäten lassen ihre Wissenschaftler tanzen, singen oder eben slammen.

Fassaden mit Wollmützen

Auch wenn es nicht in erster Linie um den Sieg geht, ein Slam ist ein Wettkampf. Die Präsentierenden haben ein sehr freundschaftliches, lockeres Verhältnis und beim Abendessen vor dem Slam scheint es, als würden sich alte Freunde treffen. Doch kaum gehen die Scheinwerfer auf der Bühne an, tritt auch der Kampfgeist ins Rampenlicht. Sie geben alle ihr Bestes. Häuser mit Mützen – es geht um die Isolation von Bauten aus verschiedenen Epochen. Strassenschilder nach Rom – immer wieder gerne verwendet in der Hirnforschung, einmal zum Thema Legasthenie, aber auch zum Thema Gesichtserkennung. Zum krönenden Abschluss stimmte der ganze Saal in «Let the Sunshine in» mit ein – es geht um Sonnenschutz für Menschen mit einem Gendefekt.

Tosender Applaus

Der Sieg wurde durch Stampfen, Klatschen, Jauchzen und Rufen bestimmt, was es der Jury nicht leicht machte, weil die Zuschauer offensichtlich von allen Präsentationen begeistert waren. Ein Star, der am Freiburger Science Slam dabei war, ist Dong-Seon Chang, der schon 28 Science Slams gewonnen hat. Mit einem Stichentscheid in der Vorrunde erkor die Jury dann aber Judith zur Siegerin, die das Finale gegen Mehmet schliesslich für sich entschied. Ein äusserst spannender und unterhaltsamer Abend im Nouveau Monde in Freiburg. Eine Woche später dann das ganze Spektakel nochmals auf Französisch.

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Video: Christian Doninelli – Unicom

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Studierte Journalismus und Organisationskommunikation, sammelte Agenturerfahrungen in Zürich, Basel und Bern, bevor sie dank einer kleinen Detour via Indonesien den Weg nach Freiburg fand. Als Online-Redaktorin ist sie auf allen mehr oder weniger sozialen Medien schnell unterwegs...

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