Die Anzahl der Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, wird weltweit auf eine Milliarde geschätzt. Einige von ihnen, aber auch neugierige Omnivoren, treffen sich regelmässig zum Austausch und gemeinsamen Abendessen im Centre Fries. Ein Exkursbericht über das Eindringen in eine Subkultur, die keine mehr ist.
Die Räumlichkeiten wirken zu Beginn etwas zu gross für den Anlass, obwohl die in Bierflaschen eingesteckten Kerzen für warmes Licht sorgen. Vorstandsmitglieder der Organisation NEUF (Nachhaltige Entwicklung Universität Freiburg) und Freiwillige der Arbeitsgruppe Mensa unterhalten sich in lockerer Atmosphäre – dass niemand zum veganen Abendessen kommen könnte, befürchten sie nicht. Gefeiert wird ein besonderes Jubiläum – fünf Jahre Bestehen. Keine Viertelstunde später ist das ganze Haus voll. Junge Menschen in ihren Zwanzigern, aber auch etwas ältere Doktorand_innen und vermutlich Professor_innen stehen vor der Bar an, um ein Ticket zu ergattern. Sechs Franken für ein Drei-Gänge-Menü. Ein Schnäppchen – aber wie gut ist das Essen dabei?
Veganismus, nicht nur für die Tiere.
Klischee ade
Eines steht fest: Veganer_innen ernähren sich nicht nur von rohen Karotten. Während Restaurants und Kantinen vor lauter Überforderung häufig nur Beilagen servieren können, zaubert hier ein junges und motiviertes Team ein erstaunlich leckeres Menü auf den Teller. Die kulinarische Reise beginnt mit einem Feldsalat und knusprigen Croutons. Zwei Salatsaucen stehen dabei zur Auswahl. Wer eine Viertelstunde nach Einlass auftaucht und mitessen möchte, wird vertröstet. Die Portionen wurden für höchstens achtzig Gäste berechnet – das Event ist bereits ausverkauft. Die Letzten in der Warteschlange konsumieren ihren Salat auf kleinen Frühstückstellern oder mithilfe eines Löffels – in der Küche herrscht Hochbetrieb, weil das Geschirr knapp ist. Vor lauter Scheppern, Stuhlrücken und intensiven Gesprächen versteht man das eigene Wort kaum noch. Ein paar Worte mit den Sitznachbarn kann man dennoch wechseln. Beim Hauptgericht – karamellisierten Marroni, Rotkohl, einem Seitan-Ragout mit Kürbis und Rosmarinkartoffeln aus dem Ofen – erzählen sie von sich. Einige kennen das NEUF-Angebot bereits, andere leben nicht vegan und sind neugierig auf diesen ersten Abend. Man unterhält sich über Nachhaltigkeit und Tiertransporte, aber auch über das ganz gewöhnliche Studi-Leben. Ab und zu blättert jemand die Broschüren diverser Tierschutz-Organisationen durch, die auf den Tischen herumliegen. Schliesslich ist World Vegan Month: Der November steht traditionellerweise unter dem Zeichen der veganen Ernährung. Nicht-Veganer_innen nehmen die Challenge an und versuchen während eines Monats, gänzlich auf tierische Produkte zu verzichten. Bei einigen wird ein Monat der Abstinenz, wenn man es so nennen mag, zu einem ganzen Leben.
Positiv in die Zukunft schauen
NEUF setzt sich ein für mehr vegetarisches und veganes Essen an Universitätsmensen. Dass eine Nachfrage nach mehr fleischlosen Gerichten besteht, ist spätestens nach diesem Abend mehr als offensichtlich. Auch dass das Dessert rein pflanzlich zubereitet wurde, ist kaum zu glauben. Drei verschiedene Tiramisù mit Früchten stehen zur Auswahl, cremig und mit Suchtpotenzial sind sie alle. Hinterher lecken ein paar wenige Student_innen sogar ihren Teller ab – das ist wohl gelebtes No-Food-Waste und irgendwie sympathisch. Wird die Welt eines Tages komplett vegan leben? Ambitiös ist der Gedanke durchaus, aber nicht unmöglich.
Heute haben wir viele Möglichkeiten
So schwer wäre eine Ernährungsumstellung nicht mehr. Veganes Essen ist nicht nur Öko-Hipstern in Birkenstock-Sandalen vorbehalten. Es gibt mittlerweile für alles ein veganes Produkt. Selbst Raclette und Fondue sind möglich geworden. Veganismus scheint zumindest als Option für Zwischendurch in der Bevölkerung angekommen zu sein, da sicht- und greifbarer geworden. Ein paar Stimmen aus einer Bewegung, die sich zum Trend entwickelt:
Veganes Essen besteht nicht nur aus ein paar Spaghetti mit Tomatensauce.
__________- Webseite von NEUF
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