Am Institut für Familienforschung und -beratung wird – wie es der Name schon sagt – sowohl Forschung betrieben, wie auch Beratung angeboten. Zur juristischen und psychologischen Hilfeleistung ist neu noch die Familienmediation hinzugekommen. Die Lehrbeauftragte Gisela Kilde erklärt, wie es dazu kam und mit welchen Anliegen die Leute zu ihr kommen.
«Die Beratung am Familieninstitut bietet vielfältige Hilfestellung für Familien», steht auf der Website des Instituts. Was bieten Sie konkret an?
Schon länger erhalten Paare, Familien und Jugendliche bei uns eine juristische- oder psychologische Beratung. Neu kommt nun die Familienmediation hinzu.
Warum dieses neue Angebot?
Unser Institut bietet die Erstberatung in juristischen Belangen an, wir schauen, wo die Leute stehen, wo sie hinwollen und wie sie dieses Ziel am besten erreichen. Oft ist Mediation ein guter Weg, um Konflikte zu lösen und gemeinsam Lösungen zu finden. Bisher mussten wir die Klient_innen für eine Mediation an andere Stellen verweisen. Für die Betroffenen bedeutete dies einen zusätzlichen Schritt, eine Person anzurufen, die sie nicht kennen, und nochmals den gesamten Hintergrund zu erklären. Deshalb bin ich froh, dass wir in Zukunft beispielsweise einem Paar, das sich von Anfang an bei uns beraten lässt, sagen können: «Der nächste Schritt könnte eine Mediation sein, können Sie sich vorstellen, diese mit uns zu machen?»
Was ist Ihre Aufgabe als Mediatorin?
Über mehrere Sitzungen hinweg den Prozess der Lösungserarbeitung zu begleiten. Nicht die Mediator_innen finden letztlich die Lösungen, sondern die Parteien selbst.
Welche Idee steckt grundsätzlich dahinter, als universitäres Institut auch Beratungen anzubieten?
Es bestand bei der Gründung des Instituts die Idee, ein interdisziplinäres Institut zu schaffen, das den Wissenstransfer in die Praxis sicherstellt und auch der breiten Bevölkerung etwas bietet. Wir wollen unser Wissen praxisrelevant weitervermitteln. Damit verhindern wir, in einem Elfenbeinturm zu leben. Es ist interessant und hilfreich, zu sehen, wo die Probleme liegen. Das schärft auch den Blick darauf, welche Forschungsthemen relevant sind.
Wie sehr integrieren Sie die Fallbeispiele anschliessend in die Lehre?
Ich verwende die Beispiele nicht konkret in der Lehre. Doch sie geben Anstösse und helfen bei der Gewichtung. Man erhält beispielsweise einen guten Eindruck von den Schwierigkeiten, die Leute antreffen können, wenn es um Trennungen geht. Oder etwa auch, wie schwierig es ist, wenn Kinder ein psychologisches Problem haben und zwischen Stuhl und Bank fallen, weil sie keine Diagnose erhalten – und sie so bei der IV keinen Antrag stellen können. Es sind Probleme direkt aus dem Leben, mit denen man sich in der Fachliteratur nicht unbedingt beschäftigt.
An wen richtet sich das Beratungsangebot in erster Linie?
Die meisten kommen, weil sie vorsondieren möchten, was beispielsweise eine Trennung für sie bedeuten würde und welche Lösungsansätze es bei der Umsetzung gibt. Grundsätzlich behandeln wir alle Fälle, in die Kinder, Paare oder Jugendliche involviert sind. Ab und zu kommen auch Uni-Angehörige zu uns, meist Studierende, die Probleme mit ihren Eltern haben, die oft finanzieller Natur sind.
Wo liegen die Probleme bei den Paaren?
Was auffällt: Frauen befinden sich finanziell oft in einer heiklen Lage. Sie stellen sich fast immer die Fragen: «Wie schaffe ich das mit dem Geld? Kann ich mir eine Trennung überhaupt leisten?» Die Männer sorgen sich eher darum, wie lange sie nach einer Trennung unterhaltspflichtig sein werden.
Es scheint oft ums Geld zu gehen.
Ja, aber nicht nur. Männer sorgen sich manchmal, dass sie nicht der Vater des Kindes sein könnten. Und Frauen erzählen oft, dass sie gerne ausziehen wollen. Davon ist eher abzuraten, weil so Tatsachen geschaffen werden. Wer zukünftig sowieso nicht mehr in der Familienwohnung bleiben will, kann selbstverständlich ausziehen. Wer aber eigentlich gerne mit den Kindern in dem Haus bleiben würde, geht besser nicht weg. Manchmal wollen Paare auch ganz einfach wissen: «Wir arbeiten beide 80 Prozent, bei wem werden zukünftig die Kinder wohnen?» Darauf gibt es heute keine klare Antwort mehr. Die beste Lösung ist, sich untereinander zu einigen. Hier käme dann wieder die Mediation ins Spiel.
Welche Beobachtung hat Sie in Ihrer bisherigen Beratungstätigkeit überrascht?
Ich bin überrascht, wie Männer reagieren, wenn sie mit Vaterschaftsklagen konfrontiert werden. Einige Klienten, die sich der Vaterschaftsklage widersetzen wollten, stellten dann im Beratungsgespräch die Folgefrage, wie das Verhältnis zum Kind möglichst eng gestaltet werden kann. In solchen Fällen der Ambivalenz sind wir dann nicht nur juristisch unterwegs. Da kommen Emotionen auf und wir hören gerne zu. Wir nehmen uns so viel Zeit wie nötig – ohne das zusätzlich in Rechnung zu stellen. Dieses Gesamtpaket ist womöglich das Plus im Vergleich zu Angeboten von Anwältinnen und Anwälten. Deshalb ist es gut, wenn die Leute früh zu uns kommen, um sich beraten zu lassen, in welche Richtung es weitergehen könnte.
Ist das der Hauptvorteil gegenüber privaten Angeboten?
Das Problem an privaten Angeboten ist, dass sie kostspielig sind. Wichtig ist: Wir wollen niemandem die Arbeit wegnehmen. Jemand behauptete einmal, wir würden mit Dumpingpreisen den Anwältinnen und Anwälten die Arbeit wegnehmen. Das Gegenteil ist der Fall. Mit unserem Beratungsangebot helfen wir den Klient_innen dabei, einen passenden Weg zur Lösung zu finden. Nicht selten ist es Teil der Lösung, sich als Einzelperson oder auch als Paar eine Anwältin oder einen Anwalt zu nehmen.
Wie viel kosten die Beratungen am Institut?
Die Erstberatung kostet bei der Rechtsberatung pauschal 50 Franken, unabhängig davon, wie lange sie dauert und ob womöglich Nachberatungen nötig sind. Für die psychologische Beratung sind es 120 Franken, Personen mit geringem Einkommen kann jedoch eine Reduktion gewährt werden. Für die Mediation verlangen wir 150 Franken pro Sitzung.
Welche Zukunftspläne hat das Institut für seine Beratungen?
Wir sind ein kleines Team. Die psychologische Beratung übernimmt eine erfahrene Psychologin, bei der Rechtsberatung sind wir zwei Juristinnen – das war’s dann auch schon. Sämtliche Einnahmen bleiben im Institut und werden beispielsweise für Literatur oder Veranstaltungen verwendet. Wir wollen auch weiterhin ein niederschwelliges Angebot anbieten und unser Wissen weitergeben, das liegt uns am Herzen.
- Dr. iur. Gisela Kilde ist Lehrbeauftragte, Oberassistentin, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Beraterin am Institut für Familienforschung und -beratung der Universität Freiburg.
- Das Institut für Familienforschung und -beratung (IFF) beschäftigt ein interdisziplinäres Team, das auf Entwicklungspsychologie und Familienrecht spezialisiert ist. Dabei setzt es drei Schwerpunkte: Forschung, Ausbildung und Beratung. Einen Termin vereinbaren für eine Beratung oder eine Mediation kann man unter: https://www.unifr.ch/iff/de/beratung/
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