Kompost-Kompakt-Kurs

Kompost-Kompakt-Kurs

Im November 2022 hatten Interessierte die Möglichkeit, im Botanischen Garten der Universität mehr über das Kompostieren zu erfahren. Grün-Experte und Kursleiter Josef Schöpfer gab dabei wertvolle Tipps.

Das Thema Kompost scheint generationenübergreifend zu interessieren. Es ist Samstag, 5. November 2022. Das kalte, nasse Wetter macht nicht gerade Lust auf Aussen-Aktivitäten und doch haben sich an diesem Nachmittag rund sechszehn Personen – Jung und Alt – im Botanischen Garten der Universität Freiburg zusammengefunden. Sie wollen im Rahmen des Ateliers «Von Gartenabfall zu wertvoller Komposterde» mehr darüber wissen. Josef Schöpfer, ausgebildeter Gärtner und seit 35 Jahren im Botanischen Garten tätig, gibt nützliche Tipps für den eigenen Garten-Kompost. Er selbst ist im Botanischen Garten Experte für alles, was mit Erde und Substraten zu tun hat, inklusive Grünpflege. Und falls sich jemand mal gefragt haben sollte, wer eigentlich die ganzen Metall-Schildchen bzw. Beschriftungen macht – die erstellt Herr Schöpfer auch!

Raten Sie mal!
Den Einstieg in den Kurs finden die Teilnehmenden über ein Quiz: Wie lange brauchen verschiedene Materialien, die man irgendwo liegen lässt, um zu verrotten? Hier ein paar eindrückliche Beispiele:

  • Papiertaschentücher: 1-5 Jahre
  • Bananenschalen: 1-2 Jahre
  • Zigarettenstummel: 2-7 Jahre
  • Alu-Dosen: 50-500 Jahre
  • PET-Flaschen: 100-5000 Jahre
  • Tetra-Verpackungen: 50-100 Jahre
  • Kaugummi: 3-5 Jahre
  • Glas: 4000-1 Mio. Jahre
  • Plastiksäcke: 100-200 Jahre
  • Karton und Papier: 1-3 Jahre (die Druckerschwärze verlängert dabei den Prozess)
  • Windeln: 500-800 Jahre
  • Styropor: 6000 Jahre-nicht messbar

Auch wenn diese Materialien irgendwann mit blossem Auge nicht mehr sichtbar sind, so bleiben viele von ihnen toxisch für die Natur. Einen Zigarettenstummel oder eine Red Bull-Dose im Wald liegen zu lassen, ist also nicht ganz ohne.

Fragen über Fragen
Kompost (die Herstellung eines Gemischs aus zersetzten pflanzlichen und tierischen Abfällen, die als Dünger verwendet werden) geht zum Glück – wenn mensch es richtig macht – wesentlich schneller. Genauer: Kompost entsteht, wenn Mikroorganismen organische Rohstoffe umwandeln. Er bringt dabei zahlreiche Vorteile: Er reichert den Boden mit wichtigen Nährstoffen an, verbessert seine Struktur und Wasserkapazität und unterstützt Pflanzen bei der Bekämpfung von z.B. Pilzkrankheiten. Die Kompostierung findet u.a. am Feldrand oder in einer Kompostierungsanlage statt, die Qualität des Komposts hängt von den verwendeten Materialen ab. Wer einen eigenen Kompost anlegen will, muss sich aus diesem Grunde Zeit für ein paar Vorüberlegungen nehmen: Habe ich genug Fläche dafür zur Verfügung (in einem durchschnittlichen Garten ca. 3 Liter/Quadratmeter/Jahr) oder werde ich am Ende den Boden überdüngen? (Ein überdüngter Boden bringt nämlich keine Erträge, weil er die Wurzeln der Pflanzen verbrennt.) Habe ich für meinen Kompost einen passenden Schattenplatz? Wie vermeide ich Anfänger_innen-Fehler? Und für welches Kompostier-System soll ich mich überhaupt entscheiden?

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Eine kleine Anleitung
Josef Schöpfer erklärt, wie sich ein Kompost bauen und unterhalten lässt. Er empfiehlt ein Holzgerüst. Dieser sollte einen Schattenplatz bekommen. Die Mikroorganismen mögen die pralle Sonne nämlich nicht. Der Boden des Gerüsts sollte durchlässig sein, damit das (Regen-)Wasser herausfliessen kann. Vor Mäusen, Maulwürfen und anderen unerwünschten tierischen Besuchern, welche die wertvollen Würmer fressen, die für das Kompostieren wichtig sind, schützt man den Kompost am besten, in dem man unten auch ein feinmaschiges Metallgitter einlegt. Eine erste Schicht kann man aus Laub legen. Diese sollte nicht zu dicht sein, weil ohne Sauerstoff keine Zersetzung stattfindet. (Schichten aus Ästen/Holz sorgen für eine gute Durchlüftung.) Ohne Geruch geht’s dabei nicht. Bei guter Durchmischung der Grünabfälle ist dieser aber nicht so stark. Hat man auf dem Komposthaufen Fliegen und Mücken, hat man etwas falsch gemacht!

Der Komposthaufen lässt sich mit alter Komposterde, die Würmer enthält, aktivieren. Würmer sind übrigens unglaublich: pro Tag geht durch ihren Magen die Hälfte seines Körpergewichts. Manchmal kann ein Kompostbeschleuniger von Vorteil sein. Dieser lässt sich einfach und schnell produzieren: Einen Würfel frische Hefe zusammen mit 500g-1000g Zucker in lauwarmem Wasser auflösen, abkühlen lassen, in eine Giesskanne giessen, mit Wasser verdünnen – zack, fertig!

Was nicht auf den Kompost kommen sollte:

  • Zu viele Citrusfrüchte
  • Behandeltes Holz
  • Gekochtes und Gesalzenes
  • Papier
  • Katzenstreu (auch wenn auf der Verpackung steht, es sei kompostierbar)
  • Katzen-/Hundekot
  • Käserinde (diese ist ein natürliches Herbizid und kann sogar Bäume töten)

Was auf den Kompost darf:

  • Rüstabfälle von Früchten und Gemüse
  • Kaffee- und Teesatz (natürlich ohne Beutel)
  • Eierschalen
  • (Zimmer-)Pflanzen
  • Äste, Rasenschnitte, Laub, Unkraut

Fun Fact: Manchmal ist es sinnvoll, die Komposterde zu sterilisieren, z.B. um beim Aussäen keine ungeliebten Unkräuter zu haben, die als zu grosse Konkurrenz zur eigentlichen Aussaat stehen würden. Ist das der Fall, sterilisiert sterilisiert der Botanische Garten die Erde auf 90 Grad. 92 Grad wären bereits zu viel. Die Erde wäre «tot» und bräuchte lange Zeit, um sich wieder zu regenerieren.

Wer jetzt Lust bekommen hat, mit dem Kompostieren anzufangen, hat die Möglichkeit, ein Freiburger Produkt namens «kompoBOX» von frinat zu bestellen. Hinter dem Projekt steht Unifr-Alumna Isabelle Baeriswyl, die von 2007 bis 2019 Abfallberaterin der Stadt Freiburg war.

Grüne Partnerschaft
Seit zwei Jahren ist der Botanische Garten offizieller Partner der Stadt Freiburg: er akzeptiert Grünabfälle aus den Küchen der Quartier-Bewohner_innen, darunter viele Unifr-Studierende aus den benachbarten Studierenden-Heimen, auf seinem Kompost. Der dafür vorgesehene Container umfasst 7.5 m3. Dieser wird bei Bedarf von der Stadt Freiburg abgeholt und geleert. In den Anfangszeiten und zu Corona-Lockdown-Zeiten hatte der Botanische Garten mehrere 800 Liter-Container mit organischen Abfällen von Privaten. Wer einen eigenen (normierten) Grüncontainer besitzen und unterhalten möchte, darf das machen: Die Stadt begrüsst das und sammelt die Abfälle einmal wöchentlich ein.

Wer Grünabfälle in den Botanischen Garten bringt, muss ein paar wichtige Regeln beachten:
Plastiksäcke und Speisereste wie Brot, Fleisch und Knochen sowie andere Abfälle (z.B. Etiketten auf Früchten/Teebeutel) gehören nicht auf den Kompost. Auch werden die kompostierbaren Abfallsäcke nicht akzeptiert, die gehören den Abfalleimer: verspielte Tiere wie z.B. Füchse schnappen sich diese sonst und verteilen die ganzen Abfälle überall im Garten. Josef Schöpfer empfiehlt grundsätzlich die Nutzung der kleinen grünen Komposteimer, auch wenn er ab und zu einen Anruf bekommt, weil die eine oder andere Person beim Entsorgen der Abfälle etwas zu viel Schwung genommen hat und der Eimer davongeflogen ist.

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Author

Lovis Noah Cassaris ist Germanist_in, Philosoph_in und Autor_in, seit 2018 zudem Redaktor_in und Social-Media-Expert_in im Team Unicom. Lovis bezeichnet sich selbst als Textarchitekt_in und verfasst in der Freizeit Romane und Kurzgeschichten.

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