Die Studienrichtung Environmental Sciences and Humanities gibts jetzt auch als «Master Minor». Kurse wie Umweltethik, Ökologie oder auch nachhaltige Wirtschaft ergänzen damit im Nebenfach das Hauptstudium. Wer bereit ist, die eigene intellektuelle Komfortzone zu verlassen, erhält in diesem Rahmen eine Master-Dosis an gelebter Interdisziplinarität und kritischem Denken.
Sophie Bucher, Sie studieren Environmental Sciences and Humanities im Master Major. Worin werden Sie genau ausgebildet?
Ich werde generalistisch ausgebildet mit einem Schwerpunkt in Umweltethik. Im Rahmen der Environmental Sciences and Humanities sollen Studierende einerseits die «Sprachen» der unterschiedlichen Fachrichtungen lernen, um deren Argumentations- und Handlungsmuster a) besser verstehen und b) kritisch analysieren zu können. Konzepte wie Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Verantwortung oder Intergenerationalität sind noch nicht in allen Studiengängen verankert. Studierende sollen deshalb andererseits auch das erworbene ethische und interdisziplinäre Wissen in jene Fachrichtungen tragen, die diese Thematiken bisher noch nicht vertieft behandeln.
Was gefällt Ihnen besonders an dieser Studienrichtung?
Die Herausforderungen und Chancen, die sich bieten, wenn man sich in neue Themengebiete einarbeitet und die eigene intellektuelle Komfortzone verlässt. Die vielen Kontakte, die man mit Menschen knüpft, die man sonst nie kennengelernt hätte und die die eigenen Denkweisen enorm erweitern. Und der ethische Schwerpunkt, der sich auf sämtliche Studiums- und Lebensbereiche ausweiten lässt und dabei hilft, die richtigen Fragen zu stellen – und damit etwas mehr Orientierung in das komplexe Feld des Klimawandels bringt.
Worin sehen Sie das Potenzial der Environmental Sciences and Humanities?
Das Potential der Environmental Sciences and Humanities liegt zuerst einmal darin, dass das eigene kritische Denken geschärft wird. Natürlich ist das generell die Aufgabe einer Universität. Dank der interdisziplinären Ausrichtung dieses Studiengangs erhält «kritisches Denken» jedoch nochmals eine besondere Bedeutung. Interdisziplinär heisst eben auch möglichst Studiengang unabhängiges Denken, was eine grössere intellektuelle Autonomie ermöglicht und das eigene Verantwortungsbewusstsein stärkt.
Ausserdem zeichnet sich dieser Studiengang durch den ethischen Schwerpunkt aus. Oft ist in Klima-Debatten die Rede von technologischen Lösungen. Naturwissenschaften nehmen darin legitimerweise eine wichtige Rolle ein. Studierende, die sich für unseren Studiengang entscheiden, sind jedoch der Überzeugung, dass auch gesellschaftlicher Wandel nötig ist und technologische Lösungen unbedingt auch aus einer ethischen Perspektive diskutiert werden müssen.
Wie ist der Zusammenhalt unter den Studierenden? Ist es leichter, Freundschaften zu schliessen wenn man gemeinsame Werte teilt?
Durch den offenen und vielfältigen Rahmen ist es an einer Universität sicherlich generell leicht, Freundschaften zu schliessen. In meiner Erfahrung ist es tatsächlich so, dass ich speziell in den Environmental Sciences and Humanities sehr schnell neue Freunde gefunden habe, dank vieler gemeinsamer Interessen und Ziele. Meine engagierten und motivierten Kommiliton_innen bereichern meine Studienzeit in Freiburg enorm.
Welche Pläne haben Sie für Ihre Zukunft?
Es bieten sich mir viele Möglichkeiten nach dem Studium. Ich interessiere mich sehr für das Konzept der Natur- oder Biosphärenparks, die an der Schnittstelle zwischen Natur und Kultur operieren. Auch Greenwashing in der Mode-Industrie oder die wachsende Bedeutung der Secondhand- und Upcycling-Märkte sind für mich wichtige Themen. Zudem möchte ich gerne mehr über nachhaltige Landwirtschaft lernen, so wie beispielsweise die Permakultur. Mein Ziel ist es, in einem dieser Bereiche ein eigenes Projekt oder eine eigene Firma zu etablieren.
Ab September wird der Studiengang auch als Master Minor angeboten. Was ist der Unterschied zum Master Major?
Der Master Minor wurde für Studierende konzipiert, die sich neben ihrem Hauptstudium mit Klimawandel-Fragen beschäftigen wollen. Kurse in Umweltethik, Ökologie sowie europäisches Recht oder nachhaltige Wirtschaft werden angeboten. Dadurch sollen Studierende auch die Inhalte ihres Hauptstudiums kritisch analysieren können und diese Inhalte wiederum in die Diskussionen im Master Minor einfliessen lassen.
Warum sollten sich Interessierte unbedingt für diesen Master einschreiben?
Der erste Vorteil liegt in der Zwei- bzw. sogar Dreisprachigkeit der Unifr. Studierende in den Environmental Sciences and Humanities besuchen Kurse in Deutsch, Französisch und Englisch und kommen aus den unterschiedlichsten Regionen der Schweiz sowie auch aus anderen Ländern. In den meist international ausgerichteten Arbeitsfeldern der Umweltwissenschaften – akademisch oder nicht-akademisch – wird man von den erworbenen Sprachkompetenzen stark profitieren.
Den zweiten Vorteil machen die Kommiliton_innen aus, die für ihre Sache brennen. Wenn man das Studium der Environmental Sciences and Humanities beginnt, wird man von den Kommiliton_innen mit offenen Armen begrüsst. Es herrscht eine grosse Solidarität: Dadurch, dass wir alle über unterschiedliche Kompetenzen und Erfahrungen verfügen, kann man sich gegenseitig aushelfen und so das Wissen der anderen ergänzen. Der familiäre Rahmen des Studiengangs ist ein grosses Plus.
Der dritte Vorteil ergibt sich dank der Interdisziplinarität. Das ist bei uns nicht nur ein Schlagwort, sondern wird in den Environmental Sciences and Humanities auch so gelebt: Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen kommen zusammen und diskutieren über zentrale aktuelle und zukünftige Fragestellungen im Hinblick auf den Klimawandel. Das ist nicht nur sinnvoll, sondern auch hochspannend.
_____- Informationen zu den Masterstudiengängen in Environmental Sciences and Humanities
- Irene Gassmann: Tradition und Moderne im Einklang - 19.11.2024
- Brettspiele im Mittelalter und heute – Gastbeitrag - 14.11.2024
- Geisteswissenschaften in der Krise? - 21.10.2024