Die Reihe «Das Recht im Film» findet zum 10. Mal statt! Die Veranstaltung steht unter dem Motto «Provokation» und erstreckt sich über drei Abende. Den Auftakt macht La Mif am Dienstag, den 15. März, in Anwesenheit des Regisseurs Fred Baillif. Film- und Rechtsliebhaber_innen sollten sich ganz schnell in den dunklen Saal begeben!
Vor zehn Jahren haben Sie die Reihe «Recht im Film‘ ins Leben gerufen. Wenn Sie nur einen Film auswählen dürften, welcher wäre das und warum?
Lucie Bader/Walter Stoffel: «COLD WAR – Der Breitengrad der Liebe» von Pawel Pawlikowski ist ein hervorragender s/w Film, der die Geschichte eines polnischen Liebespaars, das unter grossen Schwierigkeiten die Flucht in den Westen gelingt. Ein emotionales Filmerlebnis, das die damaligen politischen Umstände und die menschliche Sehnsucht nach Liebe und Freiheit wunderbar spiegelt.
Welcher hat die heftigsten Diskussionen ausgelöst?
LB/WS: Samir’s Film «Bagdad in my shadow» wurde beispielsweise im Beisein des Regisseurs, der Genfer Ständerätin Lisa Mazzone und Mitgliedern der Rechtswissenschaftlichen Fakultät aufgeführt und zeigte schmerzlich den Gegensatz zwischen persönlicher Betroffenheit und Realpolitik. Oder «Deux jours, une nuit» der Brüder Dardenne, ein Film, der die Welt der prekären Arbeit und ihre schwierige Versöhnung mit der Demokratie zeigt.
Ist die Filmreihe «Recht im Film» angesichts der in den ersten zehn Jahren behandelten Themen (Freiheit, Revolution, Freundschaft, Identität, Grenzen usw.) ein linkes Festival?
Es ist ein Film-, Rechts- und Politikfestival. Wir wollen es als ein Festival der Reflexion über die Fragen unserer Zeit verstehen, bei dem alle Tendenzen zum Ausdruck kommen können.
Im Anschluss an jede Filmvorführung findet eine Diskussion mit einem Gast statt. Wer hat Sie am meisten beeindruckt und warum?
LB: Die jeweiligen Filmgespräche mit den RechtsprofessorInnen der Fakultät und den externen Gästen aus anderen Wissenschaftsgebieten, Politik oder Film erweitern das Blickfeld und vertiefen die Reflexionen über einzelne Themen. Als der Islamwissenschaftler Reinhard Schulze, die kulturellen und politischen Hintergründe der pakistanischen Geschichte anhand des Films «What will people say» von Iram Haq erläuterte, war das für uns alle sehr eindrücklich. Auch Gespräche mit anwesenden Filmschaffenden – u.a. mit dem Regisseur Werner Swiss Schweizer über den Film «OFF-SHORE – Das Ende des Bankgeheimnisses» oder mit der französischen Schauspielerin Noémie Merlant über den Film «La ciel attendra» von Marie-Castille Mention Schaar – waren jeweils ein Highlight.
Welche Persönlichkeit würden Sie gerne einmal begrüssen und warum (auch im Traum!)?
LB: Die Schauspielerin Francis McDormand (Nomadland, Three Billboard Outside Ebbing, Missouri)
WS: Pawel Pawlikowski, der Regisseur von «Cold War».
Für das 10-jährige Jubiläum Ihrer Reihe haben Sie das Thema Provokation gewählt. Aus welchen Gründen?
LB/WS: In all den Jahren haben wir versucht anhand der Filme gesellschaftliche und rechtliche Fragen aufzuwerfen. Wir hoffen, das sei uns gelungen. Provokation ist der Blick von Filmen auf die Gesellschaft und die juristischen Protagonist_innen, die sie zeigen (oder nicht zeigen). Dieser Blick fordert uns heraus. Die Interpellation ist eine abgeschwächte Form der Provokation. Wir stellen die Frage: Reicht das?
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