Die Queer Studies Week (QSW), die vom 13. bis 17. Mai 2024 stattfindet, wurde als Reaktion auf den queerphoben Akt des Verbrennens von Pride-Flaggen initiiert, der im Mai 2023 in Freiburg stattfand. Im Interview erklärt Mit-Organisator Milan de Brouhns die Ziele der QSW, das Programm und die Bedeutung dieser Initiative für die Universität und die Stadt Freiburg.
Was hat euch dazu bewogen, die Queer Studies Week (QSW) zu initiieren?
Diese Initiative soll eine Antwort auf den queerphoben und gewalttätigen Akt des Verbrennens von Pride-Flaggen sein, der am 17. Mai 2023 in Freiburg stattfand. Da wir dieses Ereignis als einen ernsthaften Einschüchterungsversuch gegenüber der Queer-Gemeinschaft betrachten, soll dieses Projekt auf Gewalt mit Dialog, Bewusstseinsbildung und dem Feiern von Queer-Identitäten reagieren.
Welche Ziele verfolgen ihr mit der QSW?
Die Queer Studies Week hat drei Hauptziele. Erstens will sie eine starke Botschaft der Unterstützung für die Queer-Gemeinschaft senden, indem sie ihren Stimmen im öffentlichen Raum Gehör verschafft. Zweitens will sie Räume für Dialog und Begegnung schaffen, die für alle offen sind und einen respektvollen und wohlwollenden Austausch fördern. Als akademische Veranstaltung möchte sie das Bewusstsein der akademischen Gemeinschaft für diese Themen schärfen und den Bereich der kritischen Queer-Studien sichtbar machen.
Welche Veranstaltungen sind während der Queer Studies Week geplant? Welche Themen werden behandelt und welche Redner_innen sind vorgesehen?
Das wissenschaftliche Programm der Queer Studies Week umfasst sieben Vorträge von Queer-Anthropolog_innen und -Soziolog_innen zu verschiedenen Themen, die von queer-feministischer Kunst in Zentralasien über die Erfahrungen von queeren Migrant_innen in der Schweiz bis hin zu erotischer Ethnographie reichen. Die Vorträge werden auf Deutsch, Französisch oder Englisch gehalten und sind öffentlich zugänglich. Sie sollen die Legitimität und Vielfalt der Forschung im Bereich der Queer Studies hervorheben.
Zu den eingeladenen Redner_innen gehören sowohl internationale Forschende wie Dr. Anima Adjepong von der Universität Cincinnati und Saltanat Shoshanova von der Universität Regensburg als auch solche aus der Schweiz wie Dr. Stefan Binder von der Universität Zürich und Dr. Serena O. Dankwa von der Universität Basel. Um eine Kultur der horizontalen Wissensproduktion zu fördern, haben wir auch junge Wissenschaftler_innen wie Simon Vuille von der Universität Neuchâtel und Clara Almeida Lozar von der Universität Freiburg eingeladen.
Das Kulturprogramm der Queer Studies Week bietet eine Reihe von abendlichen Kunst- und Kulturveranstaltungen, darunter ein Eröffnungsapéro, eine Podiumsdiskussion über queere Elternschaft, ein ergreifendes Solo von Laurène Marx mit dem Titel «Pour un temps sois peu», ein Abend über die Dragkunst und eine Abschlussparty im Nouveau Monde. Unbedingt zu beachten ist das Solo von Laurène Marx, die ihren Weg als trans Frau mit manchmal grausamen Details in einer eindringlichen Sprache nachzeichnet. Zu sehen im Fri-Son am Mittwoch, den 15. Mai um 19.30 Uhr.
Wie wichtig ist die QSW für die Universität und die Stadt Freiburg?
Die QSW ist ein Queer-Projekt von einer Grösse, die es in der Geschichte der Stadt und der Universität selten gegeben hat, sowohl was die Anzahl der Veranstaltungen angeht, als auch die Zeit und den Platz, den sie einnimmt. Das Projekt ist an sich schon wichtig, da es den Bereich der kritischen Queer Studies sichtbar macht, der an der Universität noch immer stark unterrepräsentiert ist, und die Freiburger Queer-Gemeinschaft sichtbar macht, indem es ihr die ganze Woche über Anerkennung zuteilwerden lässt.
Auf strategischerer Ebene bestand einer der Kernpunkte unseres Projekts auch darin, neu zu definieren, was an der Uni Freiburg möglich ist, indem wir zeigen, dass es möglich ist, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Ausserdem wollen wir den Platz, den die Universität in der Stadt einnimmt, hinterfragen, indem wir die Uni an verschiedene symbolträchtige Orte in Freiburg einladen, aber auch indem wir die gesamte Freiburger Bevölkerung zu unseren Veranstaltungen einladen.
Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen und Verbänden im Rahmen der QSW?
Obwohl viele unserer Entscheidungen zentral vom Organisationskomitee der QSW getroffen werden, hätten wir es nie geschafft, wenn wir nicht mit den verschiedenen Vereinen und Organisationen, mit denen wir zusammenarbeiten, zusammengearbeitet hätten (Nouveaux Monde, Fri-Son, Lago, asso|Verein trans&non-binär Fribourg TNBFR, friqueers, das Büro für gesellschaftlichen Zusammenhalt der Stadt, das Departement für Sozialwissenschaften …).
Wir haben sehr viel Unterstützung von ihnen erhalten, und im Gegenzug konnten sie Veranstaltungen auf der Grundlage ihrer eigenen Arbeit organisieren, insbesondere die von TNBFR organisierte living library (siehe Programm) und die von Lago organisierte Podiumsdiskussion über die Queer-Kämpfe in der Schweiz.
Es erschien uns naheliegend, diese Verbindungen herzustellen, da diese Vereine schon länger als wir an der Verteidigung der queeren Sache in Freiburg arbeiten und wir auch stärkere Verbindungen zwischen der Universität und dem Freiburger Vereinswesen knüpfen möchten.
Wie können Studierende und Interessierte an der QSW teilnehmen und sich engagieren?
Zunächst einmal, indem sie an unseren Veranstaltungen teilnehmen, sie in den sozialen Netzwerken bekannt machen und die Woche geniessen!
Es ist möglich, dass es im letzten Jahr eine zweite Auflage geben wird, aber das hängt von der Mobilisierung der Studierenden ab, die daran teilnehmen möchten – das Problem mit dem Aktivismus an der Universität ist immer die Fluktuation dieser Studierenden. Wir werden unsere Aufrufe in den sozialen Netzwerken im Auge behalten müssen, um zu sehen, ob eine QSW II möglich ist!
Wie wollt ihr die Präsenz und Sichtbarkeit der queeren Gemeinschaft in Freiburg ausserhalb der QSW stärken?
Einerseits hoffen wir, dass unsere Initiative interessierte Menschen umso mehr motiviert, sich in den Partnervereinen und im Queer-Aktivismus zu engagieren. Ausserdem glauben wir, dass die Präsenz eines solchen Projekts an der Universität, die einen wichtigen Platz in der Stadt einnimmt (erinnern wir uns daran, dass die studentische Bevölkerung einen grossen Anteil an der Freiburger Gesamtbevölkerung hat), einen Einfluss auf die Präsenz und Sichtbarkeit der queeren Gemeinschaft in Freiburg haben wird!
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