11.11.2014

Dies academicus 2014


Auf der Suche nach den Ursprüngen des Christentums, in der Verteidigung der Menschen-, Frauen- und Minderheitsrechte oder über den Schutz der Natur: Den Ehrendoktoren 2014 der Universität Freiburg gemeinsam sind ihre Ansprüche an Ethik, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung. Die Ehrendoktorwürden gehen im Jubiläumsjahr an Nicholas Thomas Wright, Theologe und Professor für Neues Testament und frühe Christenheit an der Universität St Andrews (England); Jean-Paul Costa, Präsident des Internationalen Instituts für Menschenrechte in Strassburg; Judith Butler, Professorin am Departement für Vergleichende Literaturwissenschaften an der Universität Berkeley (Kalifornien/USA) und Julien Perrot, Direktor und Chefredaktor des Magazins «La Salamandre».

> Akademische Ehrungen und Preise

> Wissenschaftliche Preise

> Begrüssungsansprache - Guido Vergauwen, Rektor
> Vortrag - Guido Vergauwen, Rektor
> Vortrag - Jean-Pierre Siggen, Staatsrat
> Rede von Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann

Ehrenpräsident des Dies academicus 2014 war Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF). Staatsrat Jean-Pierre Siggen, Direktor für Erziehung, Kultur und Sport (EKSD) des Kantons Freiburg gehörten ebenfalls zu den Festrednern. Die Zeremonie des Dies academicus schloss, nicht zuletzt, auch die Festivitäten des 125-Jahr-Jubiläums der Alma Mater. Der Rektor der Universität, Prof. Guido Vergauwen, liess das Jubiläumsjahr Revue passieren  und zeigte in seinem Vortrag «Universitas friburgensis – fresh perspectives» gleichzeitig die Wege der Zukunft auf.




Akademische Ehrungen

Theologische Fakultät – Nicholas Thomas Wright

Die Theologische Fakultät verleiht den Ehrendoktortitel an den anglikanischen Theologen Nicholas Thomas Wright. N.T. Wright war schon früh im ökumenischen Dialog engagiert und wurde bereits 1975 als Delegierter an die Vollversammlung des Weltkirchenrats nach Nairobi entsandt. Von 2000 bis 2003 war er Canon Theologian of Westminster und wurde anschliessend zum Bischof von Durham geweiht. Im Zentrum seiner Publikationen steht das auf mehrere Bände angelegte historisch-theologische Forschungsprojekt Christian Origins and the Question of God. Die Schriften des Apostels Paulus als Quelle der Verständigung der kirchlichen Traditionen sind sein besonderes Forschungsgebiet. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen verfasst Wright auch allgemeinverständliche Bücher. 2010 trat er als Bischof zurück, um sich als Professor für Neues Testament und frühe Christenheit an der Universität St Andrews der Forschung zu widmen. Die Theologische Fakultät der Universität Freiburg würdigt durch die Verleihung des Ehrendoktorats N.T. Wrights biblisch-theologischen Studien; seine Werke, die Brücken zwischen verschiedenen christlichen Traditionen und Denkformen schlagen, sowie seine Fähigkeit, theologische Ansätze einem breiteren Publikum zu vermitteln.

Kontakt: Institut für Ökumenische Studien, iso@unifr.ch


Rechtswissenschaftliche Fakultät – Jean-Paul Costa

Die Rechtswissenschaftliche Fakultät verleiht den Ehrendoktortitel an Jean-Paul Costa, Präsident des Internationalen Instituts für Menschrechte in Strasbourg und ehemaliger Präsident des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte. Sie spricht ihm damit ihre aufrichtige Anerkennung für sein Engagement zu Gunsten der Menschenrechte in Europa und auf der ganzen Welt aus. Jean-Paul Costa erlangte 1964 ein Diplom für Höhere Studien am Institut d’études politiques in Paris (Pariser Institut für politische Studien) und zählte 1966 zur Montesquieu-Promotion der Ecole nationale d’administration (Nationale Hochschule für Verwaltung). Er konzentrierte seine Karriere auf den Bereich der internationalen und europäischen Menschenrechte und war als Experte für diesen Bereich für verschiedene französische und internationale Institutionen und Organisationen tätig, wie beispielsweise für den Europarat und die Vereinten Nationen. 1998 wurde Jean-Paul Costa zum Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gewählt, dem er von 2007 bis 2011 als Präsident vorstand. Er war nach René Cassin der zweite Franzose, der mit diesem Amt betraut war. Während seiner ganzen beruflichen Laufbahn lehrte Costa an verschiedenen universitären Institutionen und veröffentlichte zahlreiche akademische Werke und Artikel, die sich zu einem grossen Teil mit den Grundrechten, dem Verfassungs- und Verwaltungsrecht, der Laizität uns dem vergleichenden Verfassungsrecht befassen.

Kontakt: Rechtswissenschaftliche Fakultät, ius-admin@unifr.ch


Philosophische Fakultät – Judith Butler

Die Philosophische Fakultät verleiht die Ehrendoktorwürde der amerikanischen Philosophin Judith Butler. Die heutige Titularprofessorin am Maxine Elliot Lehrstuhl des Departements für vergleichende Literaturwissenschaften der Universität Berkeley in Kalifornien erlangte 1984 ihren Doktortitel in Philosophie an der Universität von Yale. Judith Butlers Werk, das international grosse Beachtung findet, hat die Gender-Frage in den Fokus der Gesellschafts- und Sozialwissenschaften gerückt und dazu beigetragen, die diesbezüglichen Theorien in politischer und moralischer Philosophie neu zu überdenken. Ihre anspruchsvollen philosophischen Überlegungen gehen einher mit einem grossen politischen und sozialen Engagement, hat sich Butler doch nicht zuletzt öffentlich für die Rechte der Homosexuellen stark gemacht oder auch im Bezug auf den Israel-Palästina-Konflikt das Wort ergriffen.

Kontakt: Philosophische Fakultät, Prof. François Gauthier, francois.gauthier@unifr.ch


Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät – Julien Perrot

Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät verleiht den Ehrendoktortitel dem Herausgeber und Chefredaktor des Magazins «La Salamandre». «Mozart der Natur» nannten die Medien Mitte der 1980er Jahre den 1972 in Genf geborenen Julien Perrot. Bereits im Alter von 11 Jahren gründete Perrot «Paléontologie», eine Monatszeitschrift, die sich in 12 Ausgaben der Evolution des Lebens auf Erden widmete. Im Anschluss daran wurde daraus das Magazin «La Salamandre», das sich der Beobachtung der Natur verschrieb. 1997 erhielt Julien Perrot seinen Master in Biologie an der Universität Neuenburg. 2003 organisierte er das Festival Salamandre und 2011 in der Westschweiz die Fête de la nature. 2013 feierte «La Salamandre» sein 30jähriges Bestehen. Das Magazin zählt heute 18 Mitarbeitende, darunter zahlreiche Biologen. Mittlerweile ist «La Salamandre» auch in deutscher Sprache erhältlich. Mit dem Ehrendoktortitel würdigt die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät die unermüdliche Leidenschaft und den grossen Einsatz von Julien Perrot, dessen positive Umsetzung im Bereich des Naturschutzes sowie seine Kompetenz in der anspruchsvollen Vereinfachung wissenschaftlicher Zusammenhänge für ein breites Publikum, die stets den letzten wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung trägt.

Kontakt: Prof. Louis-Félix Bersier, louis-felix.bersier@unifr.ch, 026 300 88 69

Wissenschaftliche Preise

Umweltforschungspreis

Die Universität Freiburg verleiht den 5. Umweltforschungspreis an Raphaël Mahaim für seine Doktorarbeit mit dem Titel «Le principe de durabilité et l’aménagement du territoire – Le mitage du territoire à l’épreuve du droit: utilisation mesurée du sol, urbanisation et dimensionnement des zones à bâtir». Mit einer durchwegs pluridisziplinären Herangehensweise zeigt der Autor, dass ökologische Nachhaltigkeit strenge Schutzmassnahmen von natürlichen Ressourcen voraussetzt und dass der Artikel 73 der Bundesverfassung, in welchem das Prinzip der Nachhaltigkeit festgehalten ist, bereits Elemente enthält, die direkt umgesetzt werden könnten. Die im Mai 2014 in Kraft getretene Gesetzesrevision zielt ebenfalls in diese Richtung. Der mit 10'000 Franken dotierte Preis wird von der Sociéte anonyme pour l’incinération des déchets du canton de Fribourg et de la Broye vaudoise (SAIDEF) gestiftet und alle zwei Jahre von der Universität Freiburg verliehen. Mit Vorrang werden herausragende wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet, die sich mit relevanten Umweltthemen befassen.


Jean-Louis Leuba-Preis

Die Theologische Fakultät verleiht den Jean-Louis Leuba-Preis 2014 an Nazar Zatorskyy, Priester der griechisch-katholischen ukrainischen Kirche und Doktorand am Institut für Ökumenische Studien, für seine Erforschung der ekklesiologischen Bedeutung der Kirchenunionen des 16. Jahrhunderts, die bis heute vor allem im orthodox-katholischen Dialog ein erhebliches Konfliktpotential bergen. Der Doktorand hat in diesem Bereich zwei wichtige Quellen entdeckt und kritisch ediert, die für die Welt der Forschung einen zuverlässigen Bezugspunkt darstellen und viele konfessionell gefärbte Debatten beenden werden. Der 2005 vom verstorbenen Pastor Jean-Louis Leuba ins Leben gerufene und mit 1000 Franken dotierte Preis zeichnet theologische Arbeiten im Bereich der Ökumene aus.


Vigener-Preise

Mit den 1908 gestifteten Joseph Vigener-Preisen, die mit 2'000 Franken dotiert sind, werden jährlich herausragende Diplom-, Master- oder Doktorarbeiten ausgezeichnet. Am Dies academicus 2014 verleihen vier Fakultäten Vigener-Preise:

- Der Vigener-Preis der Rechtswissenschaftlichen Fakultät geht an Urs Kägi für seine Doktorarbeit mit dem Titel «Kapitalerhaltung als Ausschüttungsschranke – Grundlagen, Regelung und Zukunft im Aktienrecht».

- Der Vigener-Preis der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät geht ex æquo an Reinhard Bürgy für seine Doktorarbeit mit dem Titel «Complex Job Shop Scheduling: A General Model and Method» und an Nadia Yerly für ihre Doktorarbeit mit dem Titel «The Political Economy of Budget Rules in the twenty-six Swiss Cantons: institutional analysis, preferences and performances».

- Der Vigener-Preis der Philosophischen Fakultät geht an Juri Auderset für seine Doktorarbeit mit dem Titel «Transatlantische Föderalisten. Zur politischen Sprache des Föderalismus im Zeitalter der Revolutionen».

- Der Vigener-Preis der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät geht an An Zeng für seine Dissertation mit dem Titel «Manipulating Complex Networks: Structure, Dynamics, and Applications».


Ethik-Preis des Universitätsrates

Der zweite Ethikpreis des Universitätsrates wird Timothy Tait-Jamieseon verliehen für seine Masterarbeit in Geowissenschaften mit dem Titel «The Hunter and the Wolf: Environmental Ethics in Switzerland». Die Arbeit behandelt ein Thema des kulturellen Erbes der Schweiz, die Jagd, welche er unter verschiedenen Aspekten der Umweltethik behandelt. Der Autor zeigt die ethischen Begründungen mit welchen die Jäger ihre Tätigkeit rechtfertigen und zeigt deren Widersprüche auf. Die Ansiedlung des Wolfs in der Schweiz bringt neue Aspekte in der Diskussion um ethische Begründungen. Der Ethikpreis, welcher im Jahre 2012 erstmals verliehen wurde, ist mit 5'000 CHF dotiert und wird alle zwei Jahre an eine Masterarbeit verliehen, die an einer der fünf Fakultäten der Universität Freiburg im Bereich der angewandten Ethik eingereicht wurde. Der Universitätsrat ist eine ständige Kommission des Freiburger Staatsrates. Als Konsultativorgan erteilt er Weisungen in strategischen Fragen zur Universität. Er ist zudem mit der Verwaltung des Preisgeldes beauftragt, das ihm anvertraut wurde, besonders in Fragen der Ethik.


Kontakt: Universität Freiburg
Unicom, Gian-Andri Casutt, 079 636 94 64, gian-andri.casutt@unifr.ch

Fotos: Die Bilder der Veranstaltung, der Ehrendoktorin und der Ehrendoktoren sowie der Rednerinnen und Redner können am 15. November ab 17 Uhr, unter http://www.unifr.ch/go/dies heruntergeladen werden.
Wir bitten Sie, das Copyright Nicolas Brodard zu berücksichtigen.