12.08.2015
Freiburger Forscher von der Französischen Akademie ausgezeichnet
Philippe Geinoz, Lehrbeauftragter für französische Literatur an der Universität Freiburg, hat den „Prix Faguet“ für seine Arbeit zur Beziehung zwischen Poesie und Malerei in der Ära des Kubismus erhalten. Dieser Ehrung liegt eine interessante Vorgeschichte des Preisträgers zugrunde: Erst über die Architektur fand er zu seiner Leidenschaft für Fragen der Ästhetik in Literatur und Kunstgeschichte.
(Foto: Christian Doninelli)
Philippe Geinoz könnte man als literarischen Spätzünder bezeichnen: „Am Ende der Gymnasiumszeit war ich nicht gerade begeistert von der Literatur!“. Eine erstaunliche Aussage für einen Forscher, der soeben mit dem „Prix Faguet“ der Französischen Akademie ausgezeichnet worden ist. Die prämierte Arbeit trägt den Titel Relations au travail. Dialogue entre poésie et peinture à l’époque du cubisme. Eigentlich kam Philippe Geinoz über Seitenwege zur Literatur. Erst nach einem Studium der Architektur an den beiden ETH’s entwickelte er eine Schwäche für Autoren und deren Werke.
Literatur und Kunst im Aufbruch
In seiner prämierten Arbeit untersucht Geinoz die Beziehungen zwischen der Kunstmalerei und der Literatur zu Beginn des 20. Jahrhunderts, einer Epoche, die ihn fasziniert: „Die Dichter und Maler waren selten so nah bei einander wie damals und trotz eines intensiven Dialogs zwischen ihnen versuchten die beiden Kunstrichtungen sich voneinander zu lösen. Bis dahin war die bildende Kunst vor allem ein Festhalten von Texten – meistens biblischen oder mythologischen Ursprungs – oder ein Abbilden der Realität. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen die Künstler jedoch sich darüber hinwegzusetzen.“ Das Aufkommen der Fotografie verstärkte diese Bewegung zusätzlich, da die Realität nun mit einem simplen Druck auf den Auslöser besser dargestellt werden konnte als je zuvor. In der Kunstmalerei kam es hier zu einem Bruch. Von nun an versuchte sie den Betrachter dazu zu bringen, sich nach der Sichtung des Werks die Welt wieder zu Eigen zu machen. Die Literatur stand der Malerei dabei in nichts nach, wie etwa die Gedichte von Guillaume Apollinaire eindrücklich illustrieren würden: „Die Syntax wurde bildhaft und die Texte wurden räumlich dargestellt“, erklärt Philippe Geinoz. Auch hier könne der Leser nicht passiv bleiben.
Lohn für zehn Jahre Arbeit
Die Auszeichnung würdigt eine zehnjährige Arbeit, die mit der Lizentiatsarbeit begann und mit dem Abschluss der Doktorarbeit endete. „Dieser Preis ist eine schöne Anerkennung und verschafft dem Buch zudem etwas Visibilität“, freut sich Philippe Geinoz.
Der Lehrbeauftragte wird sich natürlich nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen. Zwei neue Projekte sind bereits geplant: Beim ersten geht es um das Werk der Westschweizer Schriftstellerin Catherine Colomb, beim zweiten soll die Präsenz der USA in der französischen Literatur gegen Ende des 19. Jahrhunderts untersucht werden. Zu letzterem Thema hält Geinoz 2016 auch ein Seminar an der Universität Freiburg ab. Ohne Zweifel wird Philippe Geinoz bei dieser Lehrveranstaltung den Studierenden eine neue Art, die Welt zu lesen, näherbringen – genau so wie es Picasso und Apollinaire mit ihren Werken vor einem Jahrhundert getan haben.
Link zum Buch:
Philippe Geinoz: Relations au travail. Dialogue entre poésie et peinture à l'époque du cubisme. Apollinaire-Picasso-Braque-Gris-Reverdy. ISBN-13 978-2-600-01794-7
Kontakt:
phgeinoz@gmail.com; 026 422 21 85