16.10.2015
Volle Wirkung 24 Stunden nach der Impfung
Die Impfung gegen Krebs wirkt besser, wenn spezifische Injektionen in einem Abstand von 24 Stunden erfolgen – das Timing bei der Wirkstoffabgabe spielt eine entscheidende Rolle. Dies haben Forscher aus dem Team um Prof. Carole Bourquin an der Universität Freiburg in einer Studie zur optimalen Stimulierung des angeborenen Immunsystems entdeckt.
Photo: Unicom
Die magische Zahl bei der Impftherapie gegen Krebs ist 24. Dies ist die Anzahl Stunden, die Wirkstoffe im Organismus zur optimalen Wirkung bei der Therapie benötigen, hat das Team um Prof. Carole Bourquin an der Universität Freiburg herausgefunden. Das Team untersuchte, wie sich unser Immunsystem gegen ein Virus wehrt, um diesen Prozess in der Krebsbekämpfung nachzuahmen. Es handelt sich nicht direkt um eine Impfung, sondern eher um die Entdeckung eines in der Natur vorkommenden Mechanismus, mit dem man Impfungen (z.B. gegen Tumore) verbessern kann. Die Forscher der Universität Freiburg haben eruiert, dass Viren zwei verschiedene Sensoren in Immunzellen mit einer zeitlichen Verzögerung von 24 Stunden aktivieren.
Bekannte Wirkstoffe jetzt optimal einsetzbar
Die erste Aktivierung geschieht in einer frisch infizierten Zelle, die dann Warnsignale aussendet, um Immunzellen im ganzen Körper umzuprogrammieren. Die Reprogrammierung von Sensoren in den Immunzellen findet innerhalb von acht bis 24 Stunden nach der ersten Aktivierung statt. Die Zellen werden dann viel empfindlicher für eine zweite Aktivierung und reagieren somit schneller und stärker auf die Infektion. Den cleveren Immunmechanismus kann man für die Krebstherapie nutzen: die Sensoren können mit Hilfe von pharmakologischen Mitteln aktiviert und reprogrammiert werden. Kombiniert man also zwei verschiedene immunaktivierende Wirkstoffe mit einem Abstand von 24 Stunden, erzeugt die Therapie eine stärkere Immunantwort gegen Tumore. „Dank diesen Erkenntnissen können wir nun viel effizientere Wirkstoffkombinationen erarbeiten“, weiss Dr. Christian Hotz, stellvertretender Laborleiter.
Impfen gegen Krebs
Prinzipiell kann man gegen alle Krebsarten impfen, am besten funktioniert das heute aber im Melanom (schwarzer Hautkrebs) und im Prostatakarzinom. Viele Krebsimpfstoffe befinden sich im Experimentalstadium, es gibt jedoch schon ein für die USA zugelassenes Präparat, mit dem man fortgeschrittene Prostatakarzinome therapiert. So ein Impfstoff besteht aus Teilen des Krebses und einem sogenannten Immunbooster, welcher das angeborene Immunsystem stimuliert. Für die optimale Zusammensetzung dieser Immunverstärker – und das Timing bei der Wirkstoffabgabe – ist die Entdeckung aus dem Team von Prof. Bourquin sehr wertvoll.
Ein starkes Team
Die Pharmakologin Carole Bourquin arbeitet seit Mai 2011 als Ordentliche Professorin für Pharmakologie am Departement für Medizin der Universität Freiburg. Sie begann ihre Krebsforschungstätigkeit zur Impftherapie am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität in München und setzt sie nun in der Schweiz fort. Im Zuge dieser Kooperation ist auch Dr. Christian Hotz tätig, Autor der Studie und stellvertretender Laborleiter an der Universität Freiburg. Die Forschungsergebnisse erscheinen am 16. Oktober 2015 im Journal of Immunology.
Mehr Infos zur Studie: http://www.jimmunol.org/content/early/2015/09/19/jimmunol.1500079 (Online-Fassung)
Kontakt: Christian Hotz, Stellvertretender Laborleiter, Lehrstuhl für Pharmakologie, Departement für Medizin, christian.hotz@unifr.ch, 026 300 94 12