04.11.2015
Krebsforschung: Das Immunsystem schlägt zurück!
Forschenden des Departements für Medizin der Universität Freiburg ist es gelungen, auf das Immunsystem einzuwirken und so Krebstumoren zum Verschwinden zu bringen. Diese vielversprechenden Ergebnisse könnten die klinische Praxis verändern.
Krebserkrankungen werden auf zwei verschiedene Weisen bekämpft: Die erste besteht darin, direkt auf die betroffenen Zellen einzuwirken, z.B. per Chemotherapie; bei der zweiten Möglichkeit wird das Immunsystem dahingehend beeinflusst, dass es gegen die Geschwulst aktiv wird. Letztere Strategie wurde von Carole Bourquin erforscht, die als ordentliche Professorin für Pharmakologie an der Universität Freiburg arbeitet und deren Forschungsergebnisse kürzlich in der berühmten US-amerikanischen wissenschaftlichen Fachzeitschrift Cancer Research veröffentlicht wurden. Die erzielten Ergebnisse sind äusserst vielversprechend und sollten sich bereits in ein paar Jahren in einer alternativen Therapiemöglichkeit niederschlagen.
Unterstützung für das Immunsystem
Sieben Jahre Forschung waren nötig, bis dieser Erfolg erzielt werden konnte. In Angriff genommen wurde das Projekt an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, und seit 2011 wird es – immer noch in Zusammenarbeit mit München – an der Universität Freiburg fortgesetzt.
Das pharmakologische Team der Universität Freiburg versuchte dabei zunächst, gewisse Infektionsabwehrmechanismen des Immunsystems zu verstehen. In einem zweiten Schritt griffen Carole Bourquin und ihr Forschungsteam auf Substanzen zurück, die das Immunsystem aktivieren und dieses zur Bekämpfung von Krebszellen anregen können. «Es kann vorkommen, dass das Immunsystem die Abwehr von Viren, Bakterien und Krebszellen nicht mehr vollständig bewältigen kann. Als Folge davon kommt es zur Erkrankung», erklärt Carole Bourquin. «Unser Ziel ist es folglich, das Immunsystem zu unterstützen und dafür die bestmöglichen Lösungen zu entwickeln.»
Wie es funktioniert
«Der Krebs weiss sich zu verteidigen», fährt Carole Bourquin fort. «Wir wissen, dass Krebszellen mit Chemokinen, also vom Tumor gebildeten Proteinen, regulatorische T-Zellen anlocken. Diese behindern aber das Immunsystem bei seiner Arbeit.» Carole Bourquin und ihr Team fanden heraus, dass diesem Prozess entgegengewirkt werden kann: Hierfür muss das Immunsystem dazu angeregt werden, Interferone zu bilden. «Dabei handelt es sich um Moleküle, die die Chemokinproduktion stoppen, was dazu führt, dass nicht mehr so viele regulatorische T-Zellen angelockt werden können. Letztlich entspricht dies also einer Stärkung des Immunsystems!»
Therapeutische Perspektiven
Seit 2011 gibt es eine Behandlung, die nicht mehr direkt auf die Krebszellen abzielt, sondern sich auf das Immunsystem konzentriert. «Mit beeindruckender Wirkung!», wie Carole Bourquin hervorhebt. «Und durch unsere neuen Erkenntnisse wissen wir nun ausserdem, welche Substanzen wir zur Unterdrückung der regulatorischen T-Zellen und zur Wiederherstellung des Immunsystems verabreichen müssen.» Die therapeutischen Perspektiven sind hervorragend und es ist gut denkbar, dass die Erkenntnisse von Carole Bourquin in einigen Jahren die klinische Praxis verändern werden.
Link zum Artikel:
http://cancerres.aacrjournals.org/content/early/2015/10/02/0008-5472.CAN-14-3499.long
Kontakt: Prof. Carole Bourquin, Lehrstuhl für Pharmakologie, carole.bourquin@unifr.ch, 026 300 94 10