Naturwissenschaft04.04.2016
Kein Stress für Zebrafische!
Zebrafische sind wahre Regenerationskünstler: Sie können einen Herzinfarkt mit neuen Herzmuskelzellen innerhalb eines Monats perfekt heilen. Diese Fähigkeit ist aber nur dann möglich, wenn die Fische während der Heilungszeit keinen Stress erleben, wie eine eben erschienene Studie von Prof. Anna Jaźwińska und Doktorandin Pauline Sallin der Universität Freiburg zeigt.
Kein Stress für Zebrafische! Im Rahmen der Erforschung der aussergewöhnlichen Regenerationsfähigkeit von Zebrafischen konnten die Biologinnen Anna Jaźwińska und Pauline Sallin aufzeigen, dass die Fische nur dann regenerieren, wenn sie während der Heilungsphase keinem Stress ausgesetzt sind. So wächst das Herz von Zebrafischen nach einem Herzinfarkt unter normalen Umständen innert vier Wochen perfekt wieder nach. Werden die Zebrafische aber zusammen mit weiteren Artgenossen während einer Stunde pro Tag in einer beschränkten Menge Wasser gehalten, fühlen sie sich durch die akute Ansammlung gestresst; die Herzregeneration wird gebremst. Der tägliche Stress reicht aus, um die Vermehrung von Herzmuskelzellen (Kardiomyozyten) zu reduzieren und damit das Ersetzen des Fasergewebes an der verletzen Stelle zu blockieren. Zum selben Ergebnis gelangen die Wissenschaftlerinnen bei der pharmakologischen Simulation von Stress. Das Verabreichen von starken Beruhigungsmitteln (Anxiolytika) hingegen, hat den Einfluss der Stress auslösenden Momente reduziert. Auf molekularer Ebene konnten Jaźwińska und Sallin feststellen, dass akuter Stress zu einem Rückgang bei der Expression von igfbp1b führt, einem Modulator von IGF (Insulinähnlicher Wachstumsfaktor; engl. Insulin-like Growth Factor). Zuvor wurde es nicht für möglich gehalten, dass die robusten molekularen und zellulären Mechanismen so stark abhängig von psychologischem Stress sein können. Die Identifikation der stressanfälligsten Regenerationsmechanismen birgt vielversprechendes Potential in der Entwicklung von neuen Therapiemethoden für Patientinnen und Patienten mit Herzkrankheiten. Gerade die stressfreie Therapie nach einem Herzinfarkt sollte zu einem wichtigen Element der Behandlungen werden.