Krebs22.05.2017
Krebstherapie mit doppelter Wirkung
Neue Krebstherapien, die über die Blutgefässe den Tumor angreifen, wirken doppelt: So hat eine am Departement für Medizin der Universität Freiburg durchgeführte Studie festgestellt, dass diese Therapien das Immunsystem stärken und gleichzeitig die Metastasenbildung eindämmen.
Immer häufiger kommen in der Behandlung von Krebspatientinnen und -patienten auch Therapien zum Einsatz, die komplementär oder alternativ zur Chemo- und Radiotherapie wirken. Zu diesen Therapien gehört auch die Anti-Angiogenese, welche die Neubildung von neuen Blutgefässen verhindert und damit dem Tumor die Nahrungs- und Sauerstoffzufuhr kappt. Die Forschenden um Prof. Curzio Rüegg haben nun herausgefunden, dass die Anti-Angiogenese zusätzlich auch das Immunsystem stärkt.
Dominoeffekt
Mithilfe eines Brustkrebsmodells haben die Forschenden studiert, welches die Auswirkungen auf verschiedene Zellen des Immunsystems sind, wenn man den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor VEGF unterdrückt, also das Protein, welches eben das Signal zur Bildung neuer Blutgefässe gibt. Die Resultate zeigen, dass die Unterdrückung des VEGF-Signals zur Enthemmung der vom Tumor inhibierten anti-tumoralen Lymphozyten (T-Zellen) führt. „Befreit“, können diese T-Zellen ihren Kampf gegen das Tumorwachstum wieder aufnehmen.
Metastasenbildung unterdrücken
Die Streuung von Tumorzellen und damit verbunden die Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) in anderen Organen sind die Hauptursachen von Rückfällen bei Krebspatientinnen und -patienten. Die vorliegende Studie hat nun ein Molekül identifiziert (Arginase-1), das bei Krebskranken gehäuft in den weissen Blutkörperchen (Leukozyten) vorkommt und die Bildung von Metastasen unterstützt. Die Hemmung dieses Moleküls stimuliert die Aktivierung der anti-tumoralen T-Lymphozyten und reduziert damit auch die Metastasenbildung.
Die neuen Erkenntnisse bergen vielversprechende Auswirkungen in der Krebstherapie. Gängige anti-angiogenetische Therapieansätze könnten in Kombination mit bereits existierenden Immuntherapien zum Einsatz kommen. Die Arginase-Hemmer sind in der klinischen Entwicklungsphase und könnten danach auf ihre Wirkung gegen die Metastasenbildung getestet werden.
C. Secondini, O. Coquoz, L. Spagnuolo, L. Ciarloni, T. Spinetti, S. Peyvandi, F. Botta, C. Bourquin and C. Rüegg. Arginase inhibition suppresses lung metastasis in the 4T1 breast cancer model independently of the immunomodulatory and anti-metastatic effects of VEGFR-2 blockade. Oncoimmunology, 2017 in press