SZIG15.05.2017
Mehr als 450 muslimische Vereinsverantwortliche durch das SZIG weitergebildet
Das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) der Universität Freiburg hat von September 2016 bis Mai 2017 schweizweit insgesamt 25 Workshops durchgeführt. Ziel war es, auf einen Weiterbildungsbedarf muslimischer Organisationen zu antworten und einen Beitrag zum Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft zu leisten. In Zusammenarbeit mit 18 muslimischen Partnerorganisationen trugen über 450 Teilnehmende zum Gelingen dieser erstmals durchgeführten Reihe bei.
An den 25 Weiterbildungsworkshops von Lugano bis Basel und von Genf bis St. Gallen zeigte sich ein vielseitiges Bedürfnis nach Weiterbildung. Vor allem Imame, Verantwortliche von Vereinen, Seelsorgende aus Spitälern, dem Asylbereich und Gefängnissen, islamische Religionspädagoginnen und -pädagogen, Mediensprechende sowie Leitende von Frauen- und Jugendgruppen aus muslimischen Vereinen nahmen daran teil. Ausserdem stiess die Thematik bei Fachleuten aus den Bereichen Schule, Jugendarbeit, Medien und Integration auf Interesse, die einen hohen Bedarf an Austausch mit muslimischen Vereinsverantwortlichen sehen.
In diesen Workshops kamen unter anderem Themen wie Rollenbilder und religiöse Identitäten im Schulkontext, Seelsorge und das Bild von Muslimen und dem Islam in den Schweizer Medien kritisch zur Sprache.
Zunehmend aktivere Rolle von Frauen
Zu den wichtigsten Erkenntnissen aus den Workshops gehört, dass sich Imame Weiterbildung in den Bereichen Gesprächsführung, Pädagogik, Mediation und Seelsorge wünschen. Sie stossen angesichts vielfältiger Anforderungen oft an ihre Grenzen. Die Rolle von Frauen in den Vereinen wird zunehmend wichtiger und sichtbarer. Frauen sind nicht mehr nur im organisatorischen Bereich aktiv, sondern auch als Präsidentinnen, im Vorstand oder als religiöse Betreuungspersonen, insbesondere für Frauen und Jugendliche.
Auch Jugendliche waren Thema. Junge Muslime reflektieren über ihren Platz als Muslime in der schweizerischen Gesellschaft und suchen nach Orten des Nachdenkens über theologische Fragen. Dazu nutzen sie Angebote muslimischer Vereine, die Vorträge und Diskussionsabende zu religiösen und aktuellen gesellschaftlichen Themen anbieten. Diese Aktivitäten im Bereich Jugendarbeit stehen häufig schon unter der Leitung junger, in der Schweiz beheimateter Muslime.
Vereine haben eine zentrale Funktion
Muslimische Organisationen bieten nicht nur religiöse Dienstleistungen an, sondern auch Beratungen, Bildungsangebote und Aktivitäten für verschiedene Zielgruppen. Sie treten damit bereits vielfach als gesellschaftliche Akteure in Erscheinung, auch wenn sie einer breiteren Öffentlichkeit oft nicht bekannt sind.
Muslimische Vereine sind Medien gegenüber skeptisch eingestellt, suchen aber nach Wegen konstruktiver Selbstdarstellung. Sie beschäftigen sich mit Prävention gegen Radikalisierung und wollen mit den Behörden zusammenarbeiten. In den Workshops wurde auch festgestellt, dass vielfach ein gegenseitiges Misstrauen das Verhältnis von Muslimen und Gesellschaft prägt und die muslimischen Vereine noch intensiverer Kenntnis staatlicher Einrichtungen und Angebote bedürfen.
Basis für spätere Studiengänge
Die Ergebnisse des Projekts werden in fünf praxisbezogenen Themenheften dokumentiert, die ab nächstem Jahr erscheinen werden. Auf dieser Grundlage plant das SZIG Weiterbildungsstudiengänge, die für Zielgruppen aus muslimischen Gemeinden entwickelt werden.
Die Workshops fanden im Rahmen des vom Staatssekretariat für Migration (SEM) und der Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) geförderten Projekts «Muslimische Organisationen als gesellschaftliche Akteure» statt, das auf der Basis eines vorausgehenden Forschungsprojekts durchgeführt wird.
Schweizerisches Zentrum für Islam und Gesellschaft
Das SZIG ist ein vom Bund gefördertes schweizweites Kompetenzzentrum in Bezug auf Islam und Gesellschaft. Es arbeitet eng mit öffentlichen Einrichtungen und muslimischen Organisationen zusammen. Das SZIG bietet seine Kompetenzen auch im Rahmen externer Weiterbildungen und Kooperationen etwa mit kantonalen Stellen an.