Mehrsprachigkeitsforschung16.11.2018
Zehn Jahre Freiburger Know-how zugunsten der Schweizer Bevölkerung
Das Institut für Mehrsprachigkeit der Universität und der PH Freiburg greift mit seinen Forschungen aktuelle Fragen rund um die Mehrsprachigkeit auf und leistet damit einen Beitrag zu gesellschaftlichen Diskussionen, die die Schweiz bewegen. Das 10-jährige Jubiläum ehrt sowohl die nationale Wissenschaft als auch die Fortführung einer stolzen Freiburger Tradition.
Warum sind die Sprachminderheiten in der Bundesverwaltung untervertreten? Gilt im schulischen Fremdsprachenunterricht: Je jünger desto besser? Was bringen Kompetenzen in Herkunftssprachen? Dies sind nur einige der Fragen, zu deren Beantwortung das Institut für Mehrsprachigkeit seit seiner Gründung im Jahr 2008 einen Beitrag geleistet hat.
Weltweiter Standard und schweizerisches Kompetenzzentrum
An der Universität Freiburg wurde der Grundstein für den heute weltweit verwendeten Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GER) gelegt. In der Lehre bietet die Universität ein breites Angebot einzigartiger Studiengänge in der Schweiz mit u.a. Deutsch als Fremdsprache, Mehrsprachigkeitsforschung und Fremdsprachendidakik.
Das Institut führt im Auftrag der Schweizerischen Eidgenossenschaft zudem seit 2011 das nationale wissenschaftliche Kompetenzzentrum für Mehrsprachigkeit (KFM) und damit die Freiburger Tradition fort, Mehrsprachigkeit als Qualitätslabel und Standortvorteil zu leben.
Neben seiner Grundlagenforschung konzentriert sich das Institut für Mehrsprachigkeit auf anwendungsorientierte Forschungsthemen in drei grossen Bereichen: individuelle Mehrsprachigkeitskompetenzen, schulisches Sprachenlehren und -lernen sowie soziale und institutionelle Fragen rund um Mehrsprachigkeit.
Massnahmen gegen das Ungleichgewicht in der Bundesverwaltung
Die angemessene Vertretung der Sprachgemeinschaften in der Bundesverwaltung gilt als wichtiger Ausdruck der schweizerischen Mehrsprachigkeit. Bemängelt wird jedoch ein Ungleichgewicht der Vertretung der Sprachminderheiten in gewissen Positionen und Ämtern. Eine detaillierte Analyse der Anstellungsprozesse in der Bundesverwaltung hat zu zehn konkreten Empfehlungen geführt, wie die Mehrsprachigkeit und die Vertretung der kleineren Sprachgemeinschaften bereits bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden gefördert werden kann. Ein auf diesen Ergebnissen aufbauendes Projekt in Kooperation mit dem Zentrum für Demokratie Aarau hat im Anschluss die Rolle der Topkader genauer untersucht.
Migration, Herkunftssprache und Sprachförderung
68,5 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Die Frage nach ihrer Sprachintegration nimmt auch in der Schweizer Gesellschaft einen wichtigen Platz ein. Seit 2009 beschreitet das Staatssekretariat für Migration mit dem Programm fide neue Wege in der Sprachförderung von Migrantinnen und Migranten. Ausgehend von ihren kommunikativen Bedürfnissen in wichtigen Lebensbereichen wurden am Freiburger Institut seit 2010 über 100 Szenarien für die erfolgreiche sprachliche Verständigung entwickelt.
Das Institut hat sich ebenfalls mit der Frage beschäftigt, inwieweit Kompetenzen in Herkunftssprachen auf die Schulsprache übertragbar sind und für diese genutzt werden können. Dazu hat es Schulkinder mit portugiesischer Herkunftssprache untersucht. Jene mit guten Portugiesischkenntnissen schnitten dabei auch in der Schulsprache gut ab, wobei diese nicht zweifelsfrei als Ursache belegbar sind.
Da die Ergebnisse den sehr hohen Erwartungen an die Herkunftssprachen nicht standhalten, ist es vielleicht an der Zeit umzudenken und diese Sprachen weniger als «Zulieferer» für die Schulsprachen zu instrumentalisieren und vermehrt ihre kulturellen, sozialen oder ästhetischen Werte in den Blick zu nehmen.
- Vollständiges Programm Jubiläumsveranstaltung und Colloquium Monolingualism
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