Dies academicus09.11.2020
Dies academicus 2020: Preise und Nominierungen ohne Zeremonie
Auch der Dies academicus der Universität Freiburg muss wegen der aktuellen Gesundheitslage abgesagt werden. Obwohl die Zeremonie nicht stattfinden kann, verzichtet die Institution allerdings nicht darauf, ihre Ehrendoktor_innen 2020 zu würdigen und Preise für herausragende Arbeiten ihrer Studierenden und Doktorand_innen zu verleihen.
Die traditionsreiche Zeremonie des Dies academicus, die alljährlich am 15. November in der Aula Magna der Universität Freiburg stattfindet, entfällt dieses Jahr. Um den Gesundheitsempfehlungen des Bundesamts für Gesundheit und des Kantons zu folgen und die geltenden Hygieneregeln einzuhalten, würdigt die Universität Freiburg ihre Doktor_innen honoris causa und die Preisträger_innen dieses Jahr ohne Zeremonie.
Doktor_innen honoris causa in absentia
Dieses Jahr verleihen vier Fakultäten die Ehrendoktorwürde:
- Der Titel der Rechtswissenschaftlichen Fakultät geht an den international renommierten Juristen Dr. Rudolf Muggli. Rudolf Muggli ist Leiter des öffentlich-rechtlich ausgerichteten Anwaltsbüros kanzlei konstruktiv und Rechtskonsulent des Schweizer Heimatschutzes. Er war zudem Direktor der Schweizerischen Vereinigung für Landesplanung (VLP-ASPAN – EspaceSuisse) von 1990 bis 2003. Er engagiert sich seit vielen Jahren aktiv für eine nachhaltige Raumplanung und einen effektiven Heimatschutz. Im Rahmen seiner Tätigkeiten und Engagements berät er unter anderem Bund, Kantone und Gemeinden in Fragen zu Baurecht und Raumplanung.
- Die Professorin Robin Elizabeth Mansell erhält den Titel der Fakultät der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Robin Mansell, Professorin für «New Media and the Internet» im Department of Media and Communications der London School of Economics and Political Science, ist weltweit anerkannte Spezialistin für Interaktionen zwischen Medien, Technologie, Märkten und Demokratie. In ihrer Forschung setzt sie sich kritisch mit den wirtschaftlichen, politischen und sozialen Konsequenzen der neuen Kommunikationstechnologien sowie mit der Medien- und Internetpolitik auseinander. Aktuell liegt der Fokus ihrer Arbeit auf den Konsequenzen digitaler Plattformen und der «Datafizierung» der Gesellschaft.
- Die Philosophische Fakultät ehrt die Professorin Roberte Hamayon, Anthropologin und Ehrendirektorin der Ecole Pratique des Hautes Études (Universität Sorbonne). Schon 1967 führte sie Langzeit-Feldstudien bei Mongolen und Burjaten in Sibirien durch, die sie durch Vergleichsforschungen in weiteren Regionen Ostasiens ergänzte. Damit trug sie dazu bei, die anthropologische Erforschung dieser Völker von Grund auf zu erneuern. Roberte Hamayon besitzt zwei Doktortitel und kombinierte ihre Feldforschung mit einer beeindruckenden akademischen Laufbahn – und das zu einer Zeit, in der Professorinnen (noch) eine Seltenheit waren. 1969/70 gründete sie zudem das Centre d’Etudes Mongoles et Sibériennes und die gleichnamige Fachzeitschrift am ethnologischen Forschungszentrum der Universität Paris X Nanterre.
- Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche und Medizinische Fakultät verleiht den Ehrendoktortitel dem Professor Kevin J. Tracey, MD. Kevin J. Tracey, MD, Präsident und CEO des Feinstein Institute for Medical Research, ist zudem Professor für Neurochirurgie und Molekulare Medizin an der Donald and Barbara Zucker School of Medicine in Hofstra/Northwell und Präsident der Elmezzi Graduate School of Molecular Medicine in Manhasset, New York. Die Fakultät würdigt damit einen namhaften Professor, der als Pionier im Bereich der Pathogenese und der experimentellen Therapie von Entzündungen gilt. Mit mehr als 400 Originalpublikationen zählt Kevin J. Tracey, MD, zu den Top 500 der 100’000 weltweit am meisten zitierten Wissenschaftler_innen. Er verfügt über herausragende Erfahrung nicht nur in der Forschung, sondern auch im Bereich Technologietransfer und Vermarktung.
Wissenschaftliche Preise
Folgende wissenschaftliche Auszeichnungen wurden verliehen:
- Der Ethikpreis wird vom Hochschulrat an Marc Wittwer von der Philosophischen Fakultät für seine Arbeit «Wie hast du es so mit der Schweigepflicht? – Eine qualitative Studie zu den Äusserungsformen der Vertraulichkeit in der Schulsozialarbeit» vergeben.
Der 2012 eingerichtete Preis wird alle zwei Jahre verliehen und würdigt eine Masterarbeit im Bereich der angewandten Ethik oder eine Masterarbeit, in der für die wissenschaftliche Forschung und Lehre wichtige ethische Fragestellungen im Rahmen des jeweiligen Fachgebietes aufgegriffen und diskutiert werden. Er ist mit 5000 Franken dotiert.
- Der Genderpreis soll Forschungsarbeiten mit Genderperspektive fördern und der Bedeutung der Genderperspektive auf allen Forschungsgebieten bessere Sichtbarkeit verleihen. Der mit 3000 Franken dotierte Preis geht dieses Jahr an drei Kandidatinnen:
- Anna Maria Koukal, Fakultät der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, für ihre Doktorarbeit «The Enfranchisement of Women and Foreigners in Switzerland. Lessons for Direct Democracy, Cultural Change and Integration».
- Dominique Lysser, Philosophische Fakultät, für ihre Masterarbeit «(Un-)Sichtbarkeit im Museum – ein Blick auf die Historisierung und Musealisierung der KZ-Bordelle und der Sex-Zwangsarbeit in den KZ-Gedenkstätten Neuengamme, Flossenbürg und Ravensbrück».
- Morgane Pochon, Philosophische Fakultät, für ihre Masterarbeit «‹Je voulais simplement faire revenir mes règles› : essai de reconstitution des parcours d’avortement des Fribourgeoises saisies par la justice et de leurs représentations de l’avortement (1930-1970)».
- Der Umweltforschungspreis 2020 geht an Anna Geiser von der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Fakultät für ihre Masterarbeit «Changing agriculture – Southland farmers’ struggles to reconcile neoliberal production demands with increasing environmental regulation».
Der Preis bezweckt die Förderung der disziplinären und interdisziplinären Forschung im Bereich Umweltwissenschaften und Nachhaltigkeit. Der bereits zum achten Mal verliehene und mit 5000 Franken dotierte Preis wird von Pro Natura Freiburg und dem Rektorat der Universität Freiburg finanziert.
- Den Chorafas-Preis erhält Nicolas Kieffer von der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Fakultät für seine Doktorarbeit «Résistance acquise aux β-lactamines de large spectre et résistance plasmidique aux polymyxines chez les bacilles à Gram négatif».
Die Dimitris N. Chorafas Stiftung vergibt wissenschaftliche Preise für herausragende Arbeiten mit grossem Anwendungspotenzial und besonderer Bedeutung bezüglich ihrer möglichen zukünftigen Nutzung in ausgewählten Bereichen der Ingenieurwissenschaften, der Medizin und der Naturwissenschaften. Der Preis ist mit 5000 Dollar dotiert.
- Mit den 1908 durch eine Spende von Joseph Vigener gestifteten und mit 2000 Franken dotierten Vigener-Preisen werden herausragende Doktorarbeiten ausgezeichnet. Dieses Jahr zeichnen vier Fakultäten fünf Kandidat_innen aus:
- Die Rechtswissenschaftliche Fakultät vergibt ihren Preis an Daniel Zemp für seine Doktorarbeit «Materiellrechtliche Anspruchskonkurrenz und zivilprozessuale Zuständigkeit, nach Schweizer Recht unter Berücksichtigung der deutschen Rechtslage».
- Die Fakultät der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zeichnet Ximena Jativa Sierra aus für ihre Arbeit «Essays in Empirical Development Economics».
- Die Philosophische Fakultät teilt ihren Preis auf zwei Personen auf: Diletta Guidi für ihre Arbeit «L’islam des musées. Sociohistoire de la (re)présentation de l’islam dans les politiques culturelles françaises. Le cas du Louvre et de l’Institut du monde arabe» und Sebastian Imoberdorf für seine Doktorarbeit «Identidades múltiples – Hibridismo cultural y social en la narrativa hispanounidense de los siglos XX y XXI».
- Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche und Medizinische Fakultät belohnt Vivian Link für ihre Doktorarbeit «Statistical inference of genetic diversity: computational tools for low-depth and ancient sequencing data».
- Den Leuba-Preis 2020 vergibt die Theologische Fakultät an Stefan Constantinescu für seine Doktorarbeit «Visitatio Verbi dans les Sermons In Cantica de Saint Bernard de Clairvaux. Splendor Personae entre zôon poietikon et zôon eikonikon».
Der Leuba-Preis ist aus einer Stiftung des protestantischen Theologen und ehemaligen Rektors der Universität Lausanne Jean-Louis Leuba (1912–2005) hervorgegangen. Ziel dieses Preises ist es, wissenschaftliche Arbeiten zu fördern, die sich dem Anliegen der christlichen Ökumene verpflichtet wissen.
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