Islam und Gesellschaft26.02.2025

Antimuslimischer Rassismus in der Schweiz: Erste umfassende Studie liefert vertiefte Analyse und gibt Handlungsempfehlungen


Im Auftrag der Fachstelle für Rassismusbekämpfung (FRB) hat das Schweizerische Zentrum für Islam und Gesellschaft (SZIG) der Universität Freiburg erstmals eine umfassende Grundlagenstudie zu antimuslimischem Rassismus in der Schweiz durchgeführt. Die Untersuchung analysiert sowohl theoretische Grundlagen als auch konkrete Erfahrungen betroffener Personen und formuliert Empfehlungen zur Prävention. Die Studie ergänzt die Reihe wissenschaftlicher Forschung der FRB zu verschiedenen Formen von Rassismus in der Schweiz.

Antimuslimischer Rassismus bezeichnet verallgemeinernde, abwertende Denk-, Wahrnehmungs- und Handlungsmuster gegenüber Musliminnen und Muslimen und muslimisch wahrgenommenen Menschen. Betroffene berichten von Ausgrenzungen aufgrund ihres als «muslimisch» wahrgenommenen Namens oder Aussehens in der Schule, am Arbeitsplatz und im Alltag. Das zeigt sich auch in Studien und Feldforschungen. Diese und weitere Erkenntnisse werden in der Studie «Antimuslimischer Rassismus in der Schweiz» zusammengefasst, die das SZIG im Auftrag der FRB zwischen 2023 und 2024 durchgeführt hat. Es ist die erste umfassende Studie zu dieser spezifischen Form des Rassismus in der Schweiz.

Die Studie verfolgt zwei Ziele: Erstens nimmt sie unter Verweis auf die wissenschaftliche Literatur eine Definition von antimuslimischem Rassismus vor, zweitens rückt sie die Erfahrungen betroffener Personen in den Fokus einer qualitativen Untersuchung. Diese Befragungen zeigen, wie sich antimuslimischer Rassismus auf das Leben der Menschen auswirkt, welche Bewältigungsstrategien sie entwickeln und welche gesellschaftlichen Strukturen die Ausgrenzung verstärken. Diese Herangehensweise ermöglicht ein umfassendes und differenziertes Verständnis von antimuslimischem Rassismus in der Schweiz, das für die weitere Arbeit von Behörden, Organisationen, der Zivilgesellschaft und von Fachpersonen für konkrete Präventionsmassnahmen notwendig ist.

Empfehlungen für bessere Prävention und Bekämpfung
Die Studie schliesst mit konkreten Empfehlungen zur Prävention von antimuslimischem Rassismus. Dazu gehören der Ausbau von Unterstützungs- und Beratungsangeboten für Betroffene und eine stärkere Sensibilisierung von Institutionen und Öffentlichkeit für die Problematik. Zudem plädiert die Studie für einen intersektionalen Ansatz: Das heisst die Berücksichtigung sich gegenseitig beeinflussender Diskriminierungen etwa aufgrund der religiösen Zugehörigkeit und des Geschlechts mit dem Ziel, den spezifischen Bedürfnissen betroffener Gruppen besser Rechnung tragen zu können. Die Empfehlungen werden zudem in die nationale Strategie und den Aktionsplan gegen Rassismus und Antisemitismus einfliessen, der in den kommenden Monaten unter der Federführung der FRB erarbeitet wird.

Spezifische Untersuchungen gehören zum Rassismus-Monitoring
Das 2015 gegründete SZIG ist ein Schweizer Kompetenzzentrum für Fragen des Islam im schweizerischen Kontext. Es ist in den Bereichen Forschung, Lehre und Ausbildung tätig und fördert die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Islam in der Schweizer Gesellschaft. Dabei berücksichtigt es islamisches Wissen und unterstützt die akademische Diskussion einer muslimischen Perspektive auf gesellschaftliche Fragen.

Die Fachstelle für FRB ist auf Bundesebene zuständig für die Prävention von Rassismus und Antisemitismus. Zum Auftrag der FRB gehören unter anderem die Sensibilisierung und Prävention von rassistischer Diskriminierung und zur Stärkung der Menschenrechte. Die Studie ist Teil des umfassenden Rassismus-Monitorings der FRB und ergänzt frühere Untersuchungen zu spezifischen Formen von Rassismus in der Schweiz. Dazu gehören Studien zu strukturellem Rassismus in der Schweiz (2022), Antisemitismus (2021) oder anti-Schwarzen Rassismus (2017).

In der Schweiz wird der antimuslimische Rassismus dem Gesamtphänomen des «Rassismus» zugeordnet. Obwohl feindliche Einstellungen gegenüber muslimischen Personen gemäss der regelmässigen statistischen Erhebung «Zusammenleben in der Schweiz» des Bundesamts für Statistik im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen stärker verbreitet sind, wurde das Phänomen für den Schweizer Kontext bisher kaum erforscht. Die Studie ist ein erster Schritt zur Schliessung dieser Wissenslücke und zur Erarbeitung einer zielgerichteten Prävention. Die von der FRB verfasste Kurzfassung der Studie bietet einen kompakten Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse und den bestehenden Handlungsbedarf.

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Studie, DOI: 10.51363/unifr.szigs.2025.012d
Fachstelle für Rassismusbekämpfung