Psychedelische TherapienPublikationsdatum 24.01.2025
Entspannung als Schlüssel zur Heilung von Depressionen
Die psychedelische Therapie wird in der Schweiz schon lange erfolgreich angewendet. Seit 2014 ermöglicht ein spezielles medizinisches Programm den Einsatz von LSD und Psilocybin bei therapieresistenten psychischen Erkrankungen. Eine aktuelle Studie der Universität Freiburg liefert nun faszinierende Einblicke in die Wirkweise dieser Behandlung und zeigt: Es ist weniger der «Trip», sondern vor allem das Gefühl der Entspannung, das den Unterschied macht.
Eine neue Studie der Universität Freiburg liefert überraschende Einblicke in die Wirkmechanismen psychedelisch-unterstützter Therapien (Psychedelic-Assisted Therapy, PAT): Mystische Erlebnisse, die oft als Kern psychedelischer Behandlungen beschrieben werden, stehen möglicherweise nicht so sehr im Zentrum des Therapieerfolgs wie bisher angenommen. Die Studie, die Daten aus dem Schweizer Programm für den medizinischen Einsatz von LSD und Psilocybin analysierte, zeigt, dass Patient_innen, die während der Behandlung tiefe Entspannung empfanden, die stärksten Verbesserungen ihrer depressiven Symptome erlebten.
Sichere Therapie bei schwerer Depression
Das Forschungsteam untersuchte 28 Patient_innen, mit schwerer Depression, die auf keine herkömmliche Therapie ansprachen, und die im Rahmen des Schweizer PAT-Programms behandelt wurden. Das Team verglich deren Erfahrungen mit einer Kontrollgruppe aus 28 gesunden Teilnehmenden. Neben der Wirksamkeit untersuchte die Studie auch die Sicherheit psychedelischer Behandlungen. Die Ergebnisse sind ermutigend: Die Therapie wurde von Patient_innen mit schwersten Formen der Depression, häufig kombiniert mit anderen psychischen oder somatischen Erkrankungen, gut vertragen. Sie berichteten lediglich von milden, vorübergehenden Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Müdigkeit.
Auch die Tatsache, dass viele Patient_innen ihre regulären Antidepressiva während der Behandlung fortsetzten, führte zu keinen relevanten Sicherheitsbedenken. «Das erleichtert den Zugang zur Behandlung erheblich, da ein Absetzen von Antidepressiva für viele Patient_innen eine hohe Hürde darstellt», sagt Studienleiter Prof. Dr. Gregor Hasler.
Neue Impulse für die Praxis psychedelischer Therapien
Die Ergebnisse der Studie liefern zudem wertvolle Hinweise darauf, wie psychedelische Therapien optimiert werden können. Besonders die Förderung von gezielten Entspannungstechniken, etwa Atemübungen oder Meditation, könnte ein zentraler Bestandteil künftiger Behandlungsprotokolle werden. «Unsere Daten zeigen, dass Entspannung nicht nur die Erfahrung während der Sitzung verbessert, sondern auch den langfristigen therapeutischen Nutzen steigert», so Prof. Hasler.
Die Ergebnisse könnten die zukünftige Gestaltung dieser innovativen Behandlungsansätze wesentlich beeinflussen. Die vollständige Studie wurde im renommierten Journal of Psychopharmacology veröffentlicht.
Studie
Calder AE, Rausch B, Liechti ME, Holze F, Hasler G. Naturalistic psychedelic therapy: The role of relaxation and subjective drug effects in antidepressant response. Journal of Psychopharmacology. 2024;38(10):873-886. doi:10.1177/02698811241278873